Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Der Innenhof des Wesley Girls' Hostel (Foto: EMS/Heidtmann)
Der Innenhof des Wesley Girls' Hostel (Foto: EMS/Heidtmann)
08. Oktober 2018

Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Solveig Marie

Solveig Marie

Indien
wirkt in einem Mädchenheim mit
zur Übersichtsseite

Hallo ihr Lieben,

die Zeit hier vergeht extrem schnell, inzwischen bin ich schon seit 4 Wochen in meiner Einsatzstelle: das Wesley Girls' Hostel. Bevor ich euch erzähle, was ich hier mache, berichte ich wie der Tagesablauf für die Mädchen hier ist.

Sie haben von Montag bis Samstag von 9:00-15:30 Schule. Dazu jeden Morgen und Abend einen Prayer (ein kleiner Gottesdienst (ca. 1h) der aus vielen Liedern auf Telugu und Englisch und einer kleinen Andacht besteht). Drumherum sind die Mädchen vor allem mit Lernen beschäftigt, was sie mehrere Stunden pro Tag tun, jedenfalls war es in den letzten Wochen so, was daran liegt, dass sie vom 01.10- 08.10 Examen haben. Sonntags gehen sie morgens in die Kirche, haben Zeit zum Lernen und Spielen und abends wieder einen Prayer.

Und nun zu meinem Tagesablauf. Der ist noch nicht so ganz gefestigt, weil mir in den ersten Wochen Zeit zum Eingewöhnen und Ausruhen gegeben wurde. Ich bin immer ziemlich müde obwohl ich jeden Tag durchschnittlich 9 Stunden schlafe. Außerdem war ich noch beschäftigt, Organisatorisches zu erledigen (z.B. die Anmeldung bei der Polizei). Ich stelle euch also eher meinen hypothetischen Tagesablauf vor. Der beginnt morgens um 7:00 mit dem Prayer, danach habe ich meistens frei bis die Mädchen aus der Schule kommen. Die Kleinsten (1.-5. Klasse) haben dann Hausaufgabenbetreuung bei der ich mit dabei bin und ihnen die Aufgaben erkläre, wenn sie sie nicht verstehen. Wenn die Hausaufgaben erledigt sind und sie fleißig gelernt haben, spiele ich noch ein paar Spiele mit ihnen. Von 18:30-19:30 bin ich dann beim Prayer. Gelegentlich helfe ich tagsüber im Büro des Hostels. Außerdem spiele und lerne ich so gut wie jeden Tag mit Sandra, der Enkelin von Mary und Nicky, der Tochter einer Warden. Zunehmend kommen auch einzelne Mädchen auf mich zu und fragen, ob ich ihnen was erklären kann.

Frühstücken und Abendessen tue ich bei Mary, Mittagessen meistens mit den Warden oder den Kindern. Nach dem Abendessen schaue ich bei Mary noch ein bisschen fern (auf Telugu) oder rede mit den Mädchen.

Außerdem war ich inzwischen zweimal in Medak, wo eine Kathedrale der Kirche von Südindien im neugotischen Stil steht. Einmal war ich dort für die Ordination von Chinku, dem Sohn von Mary und beim zweitem Mal hat die CSI (Church of South India) ihr 72. Jubiläum gefeiert. Dafür haben einige der Mädchen aus unserem Hostel zwei Tänze aufgeführt (unten könnt ihr ein Bild von ihnen sehen). Sie tragen übrigens einen Sari, die traditionelle Kleidung der Frauen hier. Auf dem Bild daneben könnt Ihr mich in einem Sari sehen, den hat Mary mir geliehen, als wir zu einer Hochzeit eingeladen waren.

Die Hochzeit war allerding nicht so aufregend. Das Brautpaar, ihre Familien und 3 Pfarrer (hier sind immer mehrere Pfarrer vor Ort, auch im Sonntagsgottesdienst waren bis jetzt immer 4 Pfarrer) waren vorne auf der Bühne, haben Geschenke überreicht bekommen und gebetet. Dazu kam noch etwas Musik und am Ende Essen. Alle Gäste haben einzeln dem Brautpaar gratuliert und entweder Blumenketten überreicht oder sie mit etwas Gelb gefärbtem Reis berieselt (das soll Glück bringen). Das ist zwar insgesamt ganz spannend, aber für 5,5 Stunden doch ziemlich wenig Programm.

Das Schwierigste ist für mich das Lernen der Namen der Mädchen im Hostel, da die Namen zum Teil extrem kompliziert und auch sehr ähnlich sind, aber ich mach Fortschritte! Gleich danach kommt das Lernen von Telugu, aber auch hier mache ich Fortschritte und verstehe schon einige Wörter mehr als am Anfang.

Eine Sache, die mich sehr stört, an die ich mich aber leider mehr und mehr gewöhne, ist die Sonderrolle, die ich hier habe. Ich werde zum Beispiel so gut wie immer bedient. Zwei Mädchen wurden extra gebeten, zu Mary ins Haus zu kommen, um zu helfen, damit mein Aufenthalt hier so angenehm wie möglich ist. Sie sehen es zwar nicht wirklich als Arbeit an, aber ich finde, dass die beiden lieber lernen oder Zeit mit ihren Freundinnen verbringen sollten, anstatt zu kochen oder zu putzen. Außerdem werde ich, egal wohin ich komme, sofort gebeten, zu sitzen oder mir wird ein Stuhl gebracht. Darüber hinaus habe ich noch nie so viele Komplimente für mein Aussehen und meine Hautfarbe bekommen. Ich wurde sogar schon öfters gefragt, welches Shampoo ich denn verwende. Hier gibt es nämlich welche, die die Haut bleichen sollen.

Abgesehen davon geht es mir hier sehr gut. Die Familie von Mary ist wie eine Gastfamilie für mich. Sie sind alle sehr nett, fürsorglich und kümmern sich darum, dass es mir an nichts fehlt. Und auch die Mädchen sind extrem liebenswert, sodass ich sie alle schon in mein Herz geschlossen habe. Und sie geben mir auch sehr viel Liebe zurück.

Morgen früh kommt meine Mitfreiwillige Nathalie zu mir und 2 Tage später kommt Miriam noch dazu. Vom 16.-20. Oktober werden wir nach Mysore fahren, um dort mit Felix, Leonie und Katharina ein hinduistisches Festival mitzuerleben. Darüber aber mehr im nächsten Blogeintrag.

Hoffentlich bis dann,

eure Solveig

info_outline
Jessy, Akshita, Shraddah, Blessy, Rina, Sony, Jamima und Shravani (Foto: EMS/Heidtmann)
Jessy, Akshita, Shraddah, Blessy, Rina, Sony, Jamima und Shravani (Foto: EMS/Heidtmann)
info_outline
Ich im Saree (Foto: EMS/Heidtmann)
Ich im Saree (Foto: EMS/Heidtmann)