Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die Public Durbar Hall des Mysore Palast (Foto: EMS/Heidtmann)
Die Public Durbar Hall des Mysore Palast (Foto: EMS/Heidtmann)
13. November 2018

Mein erstes Hinduistisches Festival!

Solveig Marie

Solveig Marie

Indien
wirkt in einem Mädchenheim mit
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Hallo ihr Lieben,

ich hatte vom 8. bis 21.Oktober "Dasara Ferien". Dasara ist ein hinduistisches Fest, bei dem der Sieg der Göttin Durga über den Büffeldämon Mahishasure gefeiert wird.

Fast alle Mädchen aus dem Internat sind über die Ferien nach Hause gefahren und dementsprechend hatte ich, genauso wie meine Mitfreiwilligen Nathalie und Miriam, frei. Daher sind sie mich besuchen gekommen und mir ist aufgefallen, dass ich noch überhaupt keine Ahnung von Hyderabad und Secunderabad habe. Weder, was es für Sehenswürdigkeiten gibt, noch wann diese geöffnet haben (die Öffnungszeiten im Internet sind leider nicht immer ganz richtig). Dank der Hilfe von Eva (meiner Vorgängerin) und dem Internet haben wir uns dann aber doch einen ungefähren Plan erstellt, was wir am jeweiligen Tag machen wollen. Der hat aber meist nicht so gut funktioniert, weil wir entweder nicht genügend Zeit eingeplant hatten oder die Sehenswürdigkeiten eben doch schon geschlossen waren.

Dennoch haben wir einiges gesehen. Wir waren beim Chaminar ("vier Türme"), einem Triumphbogen aus dem Jahr 1591 der zum Gedenken an das Ende der Pest errichtet wurde. Der Triumphbogen besteht aus vier Säulen, die durch die älteste, mittlerweile geschlossene, Moschee von Hyderabad miteinander verbunden sind. Beim Chaminar beginnt der Lad Bazaar, auf dem es vor allem Schmuck und Obst zu kaufen gibt. Bis auf ein paar Smoothies haben wir allerdings nichts gekauft, sondern sind einfach nur über den Markt und durch verwinkelte Gassen geschlendert. Am nächsten Tag haben wir das Golconda Fort besucht, die Hauptstadt der sieben Shahi-Könige von 1518 bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. Auf dem 4 Quadratkilometer großen Gelände, das an einem Hang liegt, kann man die Ruinen der Königshäuser, der Bäder, in denen die Leichen der adligen Familien gewaschen wurden, zwei Moscheen und einen hinduistischen Tempel bewundern. Außerdem hat man eine sehr schöne Sicht über Hyderabad. Die Sicht kann man auf dem Titelbild von Nathalie in ihrem letzten Blog sehen. Wir waren auch mehrmals beim Hussain Sagar, dem künstlich angelegten See, der mit dem Fluss Musi die Grenze zwischen Hyderabad und Secunderabad bildet. Wir hatten eigentlich noch vor, eine Bootstour zur Steinstatue Buddha Purnima in der Mitte des Sees zu machen, das hat aber zeitlich leider nicht mehr gereicht.

Inzwischen weiß ich es sehr zu schätzen, dass meine Eltern bei den bisherigen Urlauben immer die ganzen Reiseführer gelesen und ein Programm, das auch für mich und meine Schwester interessant war, auf die Beine gestellt haben.

Trotzdem habe ich die gemeinsame Zeit sehr genossen. Es war schön, Deutsch zu reden, sich auszutauschen, Kuchen zu backen, gemeinsam die Stadt zu erkunden, durch Märkte zu schlendern, frisch gepresste Säfte zu trinken, gemeinsam zu spielen, Musik zu machen...

Genauso schön war es, meine Mitfreiwilligen Katharina, Leonie und Felix in Mysore wieder zu sehen. Mysore ist die Stadt, in der die Göttin den Dämon besiegt haben soll, deswegen wird Dasara dort besonders groß gefeiert. Miriam, Nathalie und ich sind zuerst 12 Stunden Zug und dann noch 3 Stunden Bus gefahren, um von Hyderabad nach Mysore zu kommen. Wir hatten das Glück, dass Miriam und Felix die Programmplanung übernommen hatten (nochmals vielen Dank dafür!!) und wir dadurch jeden Tag etwas Neues gesehen haben.
Wir waren auf dem Chamundi Hill, einem Hügel 12 km südöstlich der Stadt, auf dem der Chamundeshwari-Tempel zu Ehren der Göttin Durga (in Mysore auch Chamundi genannt) steht. Wir haben den Mysore Palace besichtigt, der im Zentrum von Mysore liegt, ziemlich prunkvoll eingerichtet ist und früher von der Königsfamilie bewohnt wurde. Ein Bild des beleuchteten Palastes bei Nacht findet ihr im Blog von meinen Mitfreiwilligen Nathalie und Katharina. Ich habe leider nicht herausgefunden, ob der Tempel inzwischen nur als Museum dient oder ihn immer noch jemand bewohnt!
Wir waren auch in einer Ausstellung, in der eine sehr bunte Mischung von Sandskulpturen ausgestellt wurde: von hinduistischen Göttern und einer Moschee über einen Tannenbaum und den Weihnachtsmann bis hin zu Disney Figuren war alles dabei. Außerdem haben wir eine Ausstellung hinduistischer Götterfiguren besucht, waren auf einigen Märkten und haben natürlich die Dasara-Parade bewundert. Die Dasara-Parade besteht aus Tänzern, Musikern und Wagen zu ganz unterschiedlichen Themen (fast alle Figuren hatten weiße Haut, was ich immer noch seltsam finde). Hinzu kamen als hinduistische Götter verkleidete Menschen, berittenen Garden und eine Garde aus Reit-Elefanten. Die Hauptattraktion ist ein Elefant, der die Palastgottheit Chamundeshshwari (Durga) auf einem goldenen Howdah trägt. Den Elefanten könnt ihr unten in meinem Blog sehen, zwei weitere Bilder von den Elefanten der Parade findet ihr bei Nathalie und Katharina.

Die Rückfahrt war dann etwas spannend, weil unser Bus Verspätung hatte und uns zuerst niemand sagen konnte, wo er abfährt, da wir aus Versehen bei der Busagentur eines anderen Bundeslandes gebucht hatten. Aber wir sind rechtzeitig in Bangalore angekommen, um unseren Zug zu bekommen. Im Zug hatten Miriam und ich allerdings nur eine Schlafcouch zu zweit, da wir nur über die Warteliste einen Platz bekommen hatten. Hier kann man sich, wenn man zu spät dran und der Zug schon voll ist, auf die Warteliste für ein Zugticket setzen lassen. Wenn man einen Platz bekommt, ist man jedoch noch auf der Liste für Sitzplätze, was bedeutet, dass man sozusagen eine halbe Schlafcouch hat. Es war zwar etwas eng aber ich hab trotzdem einigermaßen gut geschlafen.

Die zwölfstündige Zugfahrt kam mir auch nicht so lange vor, weil Miriam und ich fast die ganze Zeit durch geredet haben, wie schon die zwei Wochen davor. Es freut mich unheimlich, dass ich mich mit meinen Mitfreiwilligen so gut verstehe und die Freundschaften nach so kurzer Zeit schon so eng und vertraut sind. Man spricht von Anfang an über viel tiefgründigere Themen und hat auch immer etwas, worüber man reden kann. Das genieße ich sehr.

In Hyderabad hat mich dann eine Überraschung erwartet. Chinku, der Sohn von Mary, meiner Gastmutter und Leiterin des Hostels, wurde in die Wesley Church in Secunderabad versetzt und ist daher wieder bei seiner Mutter eingezogen. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm und seiner Familie und hab mich daher sehr gefreut. Seit er hier in der Gemeinde arbeitet hat er allerdings kaum noch Zeit, weil es so viel zu tun gibt.
Und ich habe mich natürlich auch sehr gefreut, die Mädchen wieder zu sehen, wobei viele von ihnen erst um einiges später zurück ins Hostel gekommen sind.

So viel dann erst mal zu meiner ersten Reise. In meinem nächsten Blog wird es dann darum gehen, wie ich mich inzwischen eingelebt habe und was sich alles so in den vergangenen zweieinhalb Monaten (es fühlt sich in manchen Augenblicken immer noch so an als wäre ich erst seit zwei Wochen hier) so verändert hat.

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Der Elefant, der die Göttin Durga in einem goldenen Howdah trägt (Foto: EMS/Heidtmann)
Der Elefant, der die Göttin Durga in einem goldenen Howdah trägt (Foto: EMS/Heidtmann)
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Nathalie, Miriam und ich vor dem Chaminar (Foto: EMS/Heidtmann)
Nathalie, Miriam und ich vor dem Chaminar (Foto: EMS/Heidtmann)