Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Ein Tempel bei Mysore. (Foto: EMS/Beerlage)
28. Oktober 2016

Ein freier Monat

Johanna

Johanna

Indien
wirkt in einem Krankenhaus und Kinderheim mit
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Die indische Kultur erleben...

Seit dem sechsten Oktober sind in meiner Region nun schon Sommerferien. Diese dauern eigentlich nur zwei Wochen, jedoch dürfen die Kinder, die in Heimen wohnen einen ganzen Monat zu Hause bleiben, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Circa zehn Jungs sind jedoch dageblieben, da sie teilweise keine Familie mehr haben, oder weil sie für wichtige Prüfungen lernen müssen. Die hiergebliebenen Jungs sind jedoch zum Großteil älter als ich und müssen für das beliebte „Weihnachtscricketspiel von Gadag“ trainieren um wie im Vorjahr den ersten Platz zu gewinnen.

Da Cricket nicht zu meinen Lieblingssportarten gehört und ich in den Ferien nicht unterrichten sollte, hatte ich theoretisch den ganzen letzten Monat frei. „Theoretisch“ deshalb, weil ich die meiste Zeit in dem ehemaligen Poliohome direkt neben meiner Haustür mit den Kindern gespielt habe. Auch dort sind nur noch wenige, da die meisten bei ihren Eltern sind, aber UNO und Verstecken kann man auch zu Viert spielen. In dem Heim arbeitet auch Kristina, eine Freiwillige aus Österreich, mit der ich mich super verstehe.

Um auch ein bisschen von der Kultur außerhalb von Gadag zu erleben, ergriff ich die Möglichkeit in der freien Zeit etwas zu reisen. So machte ich mich mit ein paar anderen Freiwilligen vom 6. bis zum 12. Oktober nach Mysore auf (weiter in den Süden des Landes), um das bekannte Duressah Festival mitzuerleben. Ich fuhr alleine mit dem Nachtzug von Gadag nach Mysore und ich war davor mehr als nervös, da es in den Zügen keine elektronische Anzeige gibt, wo man sich gerade befindet und auch keine Durchsagen gemacht werden.

Doch zu meiner Überraschung wurde die Zugfahrt zu einem wunderschönen und interessanten Erlebnis. Das lag nicht zuletzt an Familie Goel. Schon beim Einsteigen wurde ich herzlich von ihnen begrüßt und meine Nervosität war verschwunden. Die Mutter (Ruchi) und ihre Tochter (ihren Namen habe ich leider vergessen) konnten nahezu perfektes Englisch, was die Kommunikation sehr erleichterte. Der Vater konnte das sicherlich auch, jedoch schlief dieser die ganze Fahrt lang. Den ganzen Abend unterhielten wir uns über Indien, Deutschland und das Essen. Sie zeigten mir ihren Reiseführer und die schönsten Orte Indiens, die ich unbedingt noch besuchen sollte. Da ich selbst keinen besitze, wollte mir Ruchi ihren schenken. So einfach konnte ich das nicht annehmen und wir einigten uns darauf, dass ich ihn ihr zurückschicke, wenn ich wieder nach Deutschland fliege. Da ich zum Abendessen nur trockene alte Kekse hatte, teilten sie ihr eigenes Essen mit mir und ich teilte meine Kekse mit ihnen.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem „Chaai, Caaahi, Chai, Chai, Coffee, Chaai..“ geweckt, da ein Tee und Kaffeverkäufer durch die Gänge marschierte. Zu meiner Erleichterung war Familie Goel noch da, die mich in Mysore verabschiedete.

Wir hatten dort eine wunderschöne und entspannte Zeit, in der wir viel über den Hinduismus lernten, da wir viele verschiedene Tempelanlagen (zum Beispiel auf den Chamundi Hills) besichtigten. Auch auf den Märkten waren wir viel unterwegs, auf denen man die leckersten Früchte und den schönsten Schmuck kaufen konnte. Entsprechend viele Menschen waren dort auch unterwegs. Jedoch nicht einmal annährend so viele, wie am 11. Oktober vor dem riesigen Palast. Denn eine Parade stellt an diesem Tag den Höhepunkt des Festivals dar und viele Tänzer und Sänger gaben ihre einstudierten Choreos zum Besten. Zu meiner großen Freude waren auch Elefanten dabei, die buntbemalt hinter den Tänzern her trotteten.

Die Woche mit meinen Mitfreiwilligen ging sehr schnell herum. Es war sehr interessant zu hören wie es den anderen in ihren Einsatzstelllen so geht und was sie bis jetzt so erlebt haben.

Kristina und die Kinder freuten sich, als ich wieder da war und auch ich war etwas froh in meiner vertrauten Umgebung zu sein, in der ich mich schon ein bisschen Zuhause fühle.

Am 23. Oktober waren wir beide auf eine Hochzeit eigeladen, die in Hospet gefeiert wurde. Weder ich noch Kristina kannten das Brautpaar, aber wir hatten die Karten von Suresh bekommen. Da es eine christliche Hochzeit war, war der Gottesdienst und das Fest danach relativ ähnlich, wie die, die ich schon in Deutschland miterlebt hatte. Jedoch waren ein paar mehr Gäste eigeladen (circa 1500), wir sollten das Brautpaar mit Reis überschütten (was eine Geste des Segnens ist) und es gab kein Kuchenbuffet. Direkt nach dem Essen (es gab Reis mit Hühnchen), war das Fest beendet und wir machten uns nach Hampi auf, wo wir die nächsten zwei Tage verbringen wollten.

Hampi ist eine sehr kleine Touristenstadt, die umgeben ist von uralten Tempeln und Palästen aus früheren Zeiten. Mir war klar, dass wir wohl auf den ein oder anderen Touristen treffen werden, aber dass es praktisch mehr davon gab als Inder, war mir dann doch sehr befremdlich. Vergleichsweise teuer war deshalb auch das Essen, die Unterkunft und die Produkte, die man in den Straßen kaufen konnte. Dafür waren die Tempel wunderschön und die Details der Figuren darin beeindruckend. Auch die zwei Tage gingen wie im Flug vorbei.

Hier in Gadag fängt die Schule bald wieder an und ich freue mich jetzt schon wieder Zeit mit meinen Jungs zu verbringen. Ich hoffe euch geht es auch allen gut im fernen kalten Deutschland.

Bis bald, eure Johanna

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Der Palast von Mysore. (Foto: EMS/Beerlage)
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Einer der Tempel bei Hampi (Foto: EMS/Beerlage)