Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Ein kleines Dorf ganz groß
Vor fünf Wochen bin ich gut im kleinen Elim, meiner Einsatzstelle in Südafrika, angekommen. Von Tag zu Tag fühle ich mich wohler in meiner Umgebung und in meiner, nun persönlich eingerichteten Wohnung direkt neben dem Zimmer meines Mitfreiwilligen Paul. Unsere ersten Begegnungen mit den Menschen im Ort, die ersten Arbeitswochen im gegenüberliegenden Heim, die ersten Besuche in der Kirche, die ersten Einkäufe im Supermarkt, die ersten Stunden Afrikaansunterricht, das erste Dorffest und der erste Ausflug liegen schon hinter uns. In diesem Eintrag möchte ich allerdings besonders auf die ersten Arbeitseindrücke und auf das Blumenfest im Dorf eingehen.
Leider wurde meine anfängliche Motivation für meinen Einsatz im Elim Home, einem Heim für Menschen mit Behinderung, nach einer Woche sehr getrübt. Nachdem ich die erste Woche an meiner neuen Arbeitsstelle erfolgreich hinter mich gebracht hatte und mich langsam an den Gedanken gewöhnt hatte, dass ich hier die nächsten 10 Monate verbringen werde, erhielt ich eine sehr traurige Nachricht. Die Gruppe, in der ich arbeite, nennt sich Teelepeltjies (Teelöffel). Sie bestand aus 10 Kindern im Alter von 8- 26 Jahren, die allesamt im Rollstuhl sitzen und daher sehr viel Pflege benötigen. Bereits am 16. September lernte ich also eine der Schattenseiten meiner Arbeit kennen, denn der Älteste der Gruppe war über Nacht im Krankenhaus verstorben. Diese Nachricht kam für mich sehr überraschend und betrübte mich zutiefst. Noch am gleichen Tag bekam ich hohes Fieber, wurde krank und war über meinen Start nicht sehr glücklich.
Aber es stimmt, dass mit der Zeit alles besser wird. Nach einigen unterstützenden Gesprächen mit meiner Familie und nach meiner Genesung, konnte ich mit neuem Mut starten. Langsam werden die Tage wärmer und ich freue mich jeden Morgen aufs Neue, wenn mir auf dem Weg zum Raum meiner Gruppe aus allen Ecken ein fröhliches „Goeiemôre“ (Guten Morgen) der Mitarbeiterinnen entgegen klingt. Auch die Kinder habe ich mittlerweile gut kennengelernt und es macht mir Spaß, mit ihnen und meinen Mitarbeiterinnen zu arbeiten.
Schon bei unserer Ankunft wurde uns das „Elim Blommefees“ groß angekündigt. Das Fest findet nur alle zwei Jahre statt und hat die vielfältigen Blumen der Region zum Anlass, die dort präsentiert werden sollen. Wir bemerkten schnell, dass dieses Fest für die Dorfbewohner etwas ganz besonderes sein muss, denn das ganze Dorf schien von nichts anderem mehr zu sprechen. Auch unsere Afrikaanslehrerin hatte noch keine Zeit für uns, da sie, wie auch viele andere, in die umfangreichen Vorbereitungen voll eingespannt war. Langsam ließ auch ich mich von der Vorfreude anstecken und fing an, auf dieses Ereignis hinzufiebern. Ich fragte mich natürlich, was hinter der groß angekündigten Modelshow, den vielen Besuchern und Bands von außerhalb wohl stecken mochte.
Am Freitag, dem 23. September um 19 Uhr begann dann das Fest endlich mit einer feierlichen Eröffnungsrede des Komitees vor einer Halle im Dorf mit dem Motto: „Elim, the place to be“. Es wurde gesungen und ganz traditionell ein rotes Band zerschnitten, um den Einlass nun offiziell zu machen. Als wir die Halle betraten, schlug uns schon der süßliche Duft der wunderschön geschmückten Halle entgegen. Mit sehr viel Mühe waren die verschiedensten Blumen aufgestellt worden, deren Namen uns eine freundliche Frau erklärte. Darunter befand sich auch die schöne „Protea“, die südafrikanische Wappen- und Nationalblume. Zudem gab es Saft in Sektgläsern zum Anstoßen und kleine Häppchen auf die Hand.
Nachdem wir uns alles genau angesehen hatten und der feierliche Teil beendet war, gingen wir nebenan in den zweiten Teil der Halle, um uns die anschließende Modelshow anzusehen. Immer mehr Menschen trafen ein, es wurde lauter und die Stimmung stieg mit jeder Minute. Auch die fünfköpfige Jury hatte sich nun schon vor dem, mit Lichterketten geschmückten Laufsteg, positioniert. Als der Moderator den Schauplatz betrat, kündigte er mit lauter Stimme das Programm des Abends an. Dann begann die große Show. Zunächst wurden unter der Überschrift „casual wear“ kleine Mädchen im Alter von 3-5 Jahren über den Laufsteg geschickt. Danach waren Mädchen im Alter von 9-12 Jahren an der Reihe und zum Schluss präsentierten sich Mädchen im Alter von 16-19 Jahren. Sie alle hatten sich sehr viel Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, denn natürlich wollte jede von ihnen am Ende von der Jury gewählt werden. Daraufhin übertrafen sich die Mädchen mit ihren bunten Abendkleidern zur Richtlinie „evening wear“. Eine nach der anderen versuchten sie, die Jury mit einem strahlenden Lächeln zu überzeugen und sorgten dabei für gute Unterhaltung. Abgerundet wurde die Show immer wieder von beeindruckenden Tanzeinlagen verschiedener Gruppen des Ortes. Am Ende wählte die Jury aus jeder Altersgruppe drei „Prinzessinnen“ und eine „Queen“ des Blumenfestes. Die Entscheidung wurde sehr spannend gemacht und immer wieder von lauten Zurufen und Jubelschreien aus dem Publikum unterbrochen. Als die Show vorbei war, war es auch schon Mitternacht und für viele ging der Abend nun erst richtig los, denn die Disco startete.
Am nächsten Morgen wurde ich schon um 8 Uhr von lauter Musik geweckt, denn das Tagesprogramm für Samstag begann nun mit einem Umzug. Als ich das Festgelände betrat, war alles schon im vollen Gang. Busse mit hunderten von Leuten waren eingetroffen und wir mussten eine Weile an der Eintrittskasse anstehen. Auf dem Festgelände waren einige Verkaufs- und Essensstände aufgebaut. Der ganze Tag wurde von einem bunten Programm aus verschiedenen Tanzgruppen und Livebands gefüllt. Letztendlich erschien mir das Fest nicht so groß, wie ich es mir unter all den Ankündigungen vorgestellt hatte. Jedoch war es für so einen kleinen Ort wie Elim etwas ganz Besonderes und ich habe es sehr genossen, dass ich dieses Ereignis miterleben durfte. Den Ausklang des Abends bildeten einige Rugbyspiele auf dem Sportplatz und die darauffolgende Open Air Disco.
Am Sonntag fand zum Abschluss des Wochenendes ein großer, dreistündiger Gottesdienst mit dem Posaunenchor unter freiem Himmel statt, zu dem sehr viele Leute erschienen waren.
Insgesamt kann ich also sagen, dass ich schon einiges erlebt habe und sehr gespannt auf alle zukünftigen Ereignisse bin. Denn auch den südlichsten Punkt Südafrikas am Kap Agulhas durften Paul und ich schon betreten, zu dem uns das Ehepaar Cunningham hingebracht hat.
Am kommenden Wochenende steht die 53. Geburtstagsfeier des Elim Homes an, bei der ich selber an einer Modelshow teilnehmen und bei einem Zulu-Tanz mitwirken muss. Eingekleidet werde ich dabei von meinen Mitarbeiterinnen, die auch an der Show teilnehmen. Langsam steigt die Anspannung, auch das Lampenfieber wächst und ich hoffe, dass ich alles gut hinter mich bringen werde.
Viele Grüße aus Südafrika,
Johanna