Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die Kinder im Heim. (Foto: EMS/Toaspern)
Die Kinder im Heim. (Foto: EMS/Toaspern)
24. September 2016

Aller Anfang kommt zuerst

Jonas

Jonas

Indien
unterstützt eine Schule und ein Heim für Kinder mit Behinderung
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Meine ersten Eindrücke

Am Anfang eine kurze Anekdote, ich wurde bisher in Indien weniger auf Englisch angesprochen als in Deutschland. Ja, sogut wie jeder der mich nicht kennt und noch kein Wort von mir gehört hat geht am Anfang davon aus, dass ich ein Einheimischer bin (das war in Deutschland nicht der Fall). Dies gibt mir einen meiner Meinung nach riesigen Vorteil, da ich die Kultur und die Menschen beobachten kann, ohne dass ich selbst die ganze Zeit beobachtet werde, wie es wahrscheinlich bei den meisten deutschen Freiwilligen der Fall ist. Trotz alledem ändert es nichts an meinem ersten Eindruck, der sich wahrscheinlich nicht groß unterscheidet von den anderen ersten Eindrücken. Was mich bisher am meisten beeindruckt hat ist der Fakt, dass in Indien nicht alles perfekt sein muss und es trotzdem funktioniert. Wenn man aus einem Land wie Deutschland kommt, wo man immer hart daran arbeitet das alles so aussieht als wäre es noch nie benutzt worden, ist es ziemlich befreiend zu sehen, dass niemand Schaden davonträgt wenn die Pflanzen am Wegesrand wild wuchern und dass ein Bus ohne Türen dich genauso ans Ziel bringt wie jeder andere Bus. Ein anderer Aspekt ist, dass jeder (den ich bisher getroffen hab) um einiges aufgeschlossener war als ich es gewöhnt bin. So bekommst du wenn du in einem kleinen Laden nach einer Richtung fragst nicht nur von der Befragten, sondern auch von jeder anderen Person die irgendwie etwas beitragen kann die Antwort. Außerdem empfinde ich die Menschen als lebensfroher, was wahrscheinlich daher kommt, dass sie alles haben um zu überleben aber meist nicht die Möglichkeit noch unnötige Luxus-Gegenstände anzuhäufen, wie es bei uns oft der Fall ist. Daher sind sie glücklich mit dem was sie haben und versuchen nicht die ganze Zeit nach mehr zu streben, dies verleiht der lieben Seele ruh. Ebenfalls sehe ich, dass es in Indien eine besser funktonierende Harmonie zwischen Mensch und Natur gibt, alles wirkt grüner und die Pflanzen wachsen frei und sind nicht perfekt angelegt. Nun noch eine Sache zum Verkehr: Wer diesen chaotisch nennen möchte, sollte im gleichen Atemzug jeden Teilnehmer an jenem ein Genie nennen, denn es gibt ein System darin auch wenn es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist und nicht so klar definiert wie in beispielweise Deutschland. Soviel zu meinen ersten Eindrücken.

Kommen wir zu meiner Einsatzstelle und meinen Aufgaben. Ich bin in einer Schule mit Heim für Kinder mit Behinderung. Die Schule umfasst 90 Schüler und das Heim 50. Das Alter erstreckt sich von circa vier bis 25, es gibt 22 Angestellte wobei es sich um Lehrer und unterstützende Mitarbeiter handelt. Die Schule beginnt um 9.45 Uhr und endet um 16 Uhr. Das sind die Fakten. Realität für mich ist absoloute Freiheit. Ich kann selber entscheiden, wann ich arbeiten möchte, wie sehr ich mich einbringen möchte und sonst auch alles. Mir hat bisher noch nicht einmal jemand eine konkrete Anweisung gegeben was ich tun soll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass alles auch ohne mich laufen würde. Niemand ist auf mich angewiesen, ich bin wie die Innentasche in einer Jacke. Ohne sie schafft die Jacke trotzdem alles, was eine Jacke schaffen soll. Trotzdem ist es immer schön wenn man eine Innentasche hat. Da ich meine Aufgabe selber definieren darf, sehe ich mich selbst als Anna an (Kannada für großer Bruder), da mich alle Kinder sowieso so nennen passt es auch perfekt. Ich fühle mich auch wie ihr großer Bruder, da ich nicht als Erzieher agieren kann alleine aufgrund dessen, dass ich so gut wie kein Wort mit ihnen wechseln kann, ich aber auch nicht mit ihnen auf einer Linie stehe. Deshalb versuche ich wie jeder große Bruder eine Vorbildfunktion einzunehmen, die Richtungen weisen kann. Während die Kinder Schule haben, setze ich mich in immer unterschiedlichen Klassen dazu und unterstütze in jeder möglichen Form. Am Nachmittag bin ich dann meist mit den Kindern draußen, außerdem spiele ich jeden Morgen für alle die zuhören Ukulele. Allumfassend habe ich einen angenehmen und glücklichen Start.

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90 Schüler zwischen 4 und 25 Jahren besuchen das Heim in Udupi. (Foto: EMS/Toaspern)
90 Schüler zwischen 4 und 25 Jahren besuchen das Heim in Udupi. (Foto: EMS/Toaspern)
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Für die nächsten zehn Monate ist Indien meine Heimat. (Foto: EMS/Toaspern)
Für die nächsten zehn Monate ist Indien meine Heimat. (Foto: EMS/Toaspern)