Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Wie ich aus Versehen eine Schneiderlehre angefangen habe
Sehr zu meiner Freude gibt es in Kamerun unglaublich talentierte Schneiderinnen (und Schneider), die einem ziemlich jedes Kleidungsstück nähen können, wenn man ihnen den passenden Stoff und ein Bild (oder in meinem Fall auch mal eine Zeichnung) davon gibt. Die meisten Schneiderinnen fügen jedoch kleine Details als ihre persöhnliche Note hinzu. Für deutsche Verhältnisse sind diese handgenähten, maßgeschneiderten Kleider auch verdammt billig. Die Stoffpreise variieren von 800 (ca 1,20€) bis 3000 (ca 4,60€) FCFA pro Meter oder Yard. Bei der Schneiderin meines Vertrauens kostet mich das Nähenlassen pro Kleid je nach Komplexität zwischen 2000 und 2500 FCFA (3-4€). Die Stoffe kann man hier in Kumbo vor allem in Mbue (einem der vier Hauptstadtteile) auf dem Markt kaufen. Besonders die Waxprintstoffe haben unglaublich schöne, bunte Muster und Motive. Ich wollte schon immer richtig nähen lernen und obwohl meine Mutter mir zuhause in Deutschland ein paar Handgriffe und die Benutzung ihrer Nähmaschine gezeigt hat, blieb Nähen für mich etwas, wovon ich lediglich eine ungefähre Vorstellung hatte.
Da an meiner Stelle, dem PYC, unter anderem auch Näh-und Stickereikurse angeboten werden, hatte ich ursprünglich vor, die Schulleiterin (Warden) zu fragen, ob es eine Möglichkeit für mich gebe diese Kurse zu besuchen. Allerdings gibt es momentan nicht genügend Interessenten, sodass sie dieses Schuljahr nicht stattfinden. Stattdessen habe ich "meine" Schneiderin gefragt, ob sie bereit sei, mir beizubringen, wie man richtig näht und Stoff zuschneidet. Nach kurzem Überlegen hat sie zu meiner großen Freude zugestimmt und meinte, ich könnte jederzeit vorbeikommen, wenn ich Zeit habe. Da gleichzeitig der Streik (Lehrer und Anwälte im anglophonen Teil streiken, da die Gesetzes- und Bildungssysteme in den beiden Teilen Kameruns unterschiedlich sind, was den anglophonen Teil benachteiligt) angefangen hat, weshalb wir seit ungefähr fünf Wochen keine Schule mehr haben, hatte ich auch genügend Zeit und die Besuche bei der Schneiderin waren eine willkommene Ablenkung. Besonders da mich alle Schneiderinnen sehr freundlich bei sich aufgenommen haben, sich bereitwillig über die Schulter schauen lassen, mir helfen Stoffe für Miniaturkleider zum Üben zuzuschneiden und mir zeigen, was ich wie zusammennähen muss.
Angefangen hat der Unterricht damit, dass ich gelernt habe wie man das Fußpedal der altmodischen Nähmaschinen richtig benutzt und wie man gerade Lochlinien in Packpapier stanzt. Bis jetzt habe ich jedoch die meiste Zeit nur zugesehen (besonders da nicht immer eine Nähmaschine frei ist), was auch oft interessant war. Heute habe ich zum ersten Mal meinen Stoff selbst zugeschnitten und ohne Anleitung genäht, auch wenn es nur eine Schürze ist, bin ich doch stolz etwas selbst genäht zu haben.