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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Im Weihnachtsgottesdienst mit traditioneller Kleidung (Foto: EMS/Maier)
Im Weihnachtsgottesdienst mit traditioneller Kleidung
27. Dezember 2019

Weihnachtsstimmung in Mamasa

Marie

Marie

Indonesien
arbeitet in der Kinder- und Jugendarbeit mit
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Nicht nur in Deutschland beginnt die Weihnachtsvorbereitung sehr früh: seit dem 1. November werden hier überall Weihnachtslieder gespielt. Ob im Kindergarten, im Supermarkt oder bei den Leuten zu Hause - so langsam stellt man sich auf die Weihnachtszeit ein. Vor allem in den Kirchengemeinden gibt es in dieser Zeit viele Events wie hier in Mamasa beispielsweise einen Chorwettbewerb, bei dem verschiedene Gruppen und Kreise aus den jeweiligen Kirchengemeinden gegeneinander antreten. Für die Weihnachtsfeier im Kindergarten wurde seit November geprobt wozu der normale Unterricht dann ausgefallen ist. In den größeren Geschäften gibt es dann auch ab November schon Weihnachtsdekoration und Plätzchen.

Bei der Weihnachtsfeier im Kindergarten Anfang Dezember feierten wir einen Gottesdienst, bei dem viele Eltern dabei waren und den die Kinder mitgestaltet haben. Das war auch gleichzeitig der Abschluss des Kindergartens für dieses Jahr. Was die Kinder allerdings nicht wussten war, dass wir Erzieher in den nächsten drei Tagen von Haus zu Haus gehen würden um sie zusammen mit Santa Claus zu besuchen und Geschenke zu verteilen. Für diese Aktion haben wir uns ein Auto mit Ladefläche gemietet, dieses weihnachtlich dekoriert und sind mit einer Musikbox hinten drauf zu den Wohnhäusern der Kinder gefahren. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Kinder wohnen. Denn hier in Mamasa Stadt ist die Wohnsituation sehr unterschiedlich. Es gibt einige Häuser, die nur schwer zugänglich über einen Trampelpfad zu erreichen sind und große Steinhäuser, die direkt neben kleinen Holzhütten stehen. Es war schön zu sehen, wie die Familien ihre Häuser innen schön dekoriert hatten und meistens noch einen kleinen Plastikbaum geschmückt hatten. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht die Kinder zu überraschen und ihnen mit den anderen Erziehern gemeinsam eine Freude zu bereiten.

Da der Kindergarten erst wieder im Januar öffnet, nutze ich meine freie Zeit um andere Städte auf meiner momentanen Heimatinsel Sulawesi zu besuchen. Dazu bin ich zuerst mit Meri, der Frau bei der ich wohne, in zwei Städte gefahren. Anschließend habe ich noch zwei Freundinnen, die ich in meinem Vorbereitungsseminar hier in Indonesien kennen lernen durfte, in ihren Heimatsstädten besuchen können. Da in Indonesien generell größtenteils Muslime leben, war in diesen Gegenden fast nichts weihnachtlich geschmückt, und auch das schwüle Wetter bei 40 Grad am Strand hat bei mir nicht wirklich Weihnachtsstimmung ausgelöst. Manchmal haben wir abends christliche Jugendgruppen besucht, wo dann gemeinsam entweder etwas dekoriert, Weihnachtsbäume gebastelt oder ein Weihnachtsgottesdienst vorbereitet wurde.

Als ich am 22. Dezember spät abends zurück nach Mamasa kam, konnte ich den Unterschied zu den muslimischen Gegenden, die wir bereist hatten, sehr deutlich erkennen: überall blinkende Weihnachtsdeko! Dies ist ein Projekt welches der Bürgermeister von Mamasa ins Leben gerufen hat, damit möglichst viele Leute ihre Grundstücke und Gebäude mit Weihnachtslichtern dekorieren. Es waren vor vielen Häusern Lichter in Form eines Tannenbaumes aufgestellt und überall hat es bunt geblinkt, als wir durch die Straßen gefahren sind. Zu Hause haben dann Plätzchen und eine geschmückte Wohnung auf mich gewartet. Die Jugend von meiner Gemeinde hatte sich in den letzten Wochen täglich neben der Kirche getroffen, um dort eine kleine Weihnachtslandschaft aufzubauen. Diese bestand aus einer selbst gebauten Bambushütte, in der man sich abends zum Zusammensitzen treffen konnte und natürlich Weihnachtsdekoration mit ganz vielen bunten Lichtern.

Sogar der nationale TV-Sender kam nach Mamasa, um von einer anderen kleinen Weihnachtslandschaft im Wald hier zu berichten. Dort wurde als öffentliche Attraktion ein Grundstück mit vielen Lichtern geschmückt und jedes Wochenende gibt es dort Chorauftritte.

Da ich am 24. Dezember krank war, musste ich die meiste Zeit im Bett verbringen. Doch hier wird am 24. sowieso noch nicht groß gefeiert, und so bin ich erst abends um halb 10 runter zur Familie und wir haben gemeinsam Reis mit Nudelsuppe und Hühnchen gegessen. Dann haben wir bis kurz vor Mitternacht gewartet um mit Liedern, der Weihnachtsgeschichte und Gebeten den 25. Dezember einzuläuten. Punkt zwölf Uhr wurden draußen Feuerwerke abgeschossen, Leute fuhren mit ihren Motorrädern laut Parade und man wünschte sich gegenseitig „Selamat natal!“ (Frohe Weihnachten). Dazu kamen auch Verwandte aus der Nachbarschaft vorbei und man grüßte sich gegenseitig. Normalerweise gibt es hier keine Bescherung, ich hatte aber trotzdem kleine Geschenke für die Familie gekauft und so habe ich ein Stück von dem Weihnachten was ich aus Deutschland gewohnt war, hier her bringen können. Danach bin ich noch Freunde besuchen gegangen. Auf dem Weg dorthin habe ich gesehen, dass es hier für die Jugendlichen üblich ist, sich in der Weihnachtsnacht zu treffen und gemeinsam um die Häuser zu ziehen.

Am 25. Dezember geht man dann normalerweise morgens und abends in den Gottesdienst. Ab dem 25. findet dann für etwa zwei Wochen die sogenannte „ziarah“ statt. Dabei öffnet jeder Haushalt seine Türen, es wird Essen und Trinken vorbereitet und man kann von Haus zu Haus gehen um dort etwas zu essen, gemeinsam zu trinken oder einfach nur gute Gespräche zu führen. Dazu sind auch Moslems und Menschen anderer Religionen aus der Nachbarschaft immer eingeladen, und kommen gerne vorbei. Erst gegen Ende der ersten Januarwoche verschwinden dann so langsam wieder die Weihnachtsdeko und die Weihnachtslieder.

Auch wenn ich es zeitweise schade fand, das Weihnachtsfest meiner Familie in Deutschland zu verpassen, war es eine sehr wertvolle und interessante Erfahrung zu sehen, wie hier auf Sulawesi Weihnachten gefeiert wird. Es war schön, dieses Fest mit meiner Gastfamilie und Freunden verbringen zu dürfen.

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Einige Beispiele mit was für kreativen Mitteln hier die Weihnachtsbäume gebastelt werden (Foto: EMS/Maier)
Einige Beispiele mit was für kreativen Mitteln hier die Weihnachtsbäume gebastelt werden
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Auf dem Weg mit den Lehrerinnen und Santa Claus unsere Kinder zu überraschen (Foto: EMS/Maier)
Auf dem Weg mit den Lehrerinnen und Santa Claus unsere Kinder zu überraschen