Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Ein fertig gebackenes (Weiß-)Brot (Foto: EMS/Heinrich)
Ein fertig gebackenes (Weiß-)Brot (Foto: EMS/Heinrich)
20. Dezember 2017

Makan, Johann, Makan!

Johann

Johann

Indonesien
hilft bei der Kinder- und Jugendarbeit mit
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Makan, Johann, Makan!

Über drei Monate sind um, die Hälfte meiner Zeit als Freiwilliger in Indonesien ist tatsächlich schon vergangen. Man kann gar nicht glauben, wie schnell die Tage und Wochen vergehen, wie viele Eindrücke man schon gesammelt hat. Ganz besonders viel Neues kam dabei bei indonesischem Essen auf mich zu. In diesem Artikel möchte ich euch einen kleinen Überblick geben, wie ich mich hier ernähre und was ich schon alles probieren durfte.

Ein neuer Tag beginnt - bei mir meistens zwischen halb acht und acht - mit dem Frühstück. Hin und wieder gibt es Toastbrot mit Marmelade oder einem neu entdeckten und sehr leckeren indonesischen Brotaufstrich namens Selei Kaya (aus Zucker, Ei, Kokosmilch), doch normalerweise Reis mit Ei und Gemüse oder auch mit Hähnchen oder Fisch. Ein Broiler am Morgen kommt also durchaus vor, ich beschränke mich jedoch meistens auf Reis mit Ei oder Nudeln. Einmal habe ich mir sogar schon Cornflakes und Joghurt gekauft, was mich wieder etwas an ein deutsches Frühstück erinnert hat. Aber es ist ja nicht mein Ziel, deutsche Essgewohnheiten hier weiterzuführen, sondern die indonesische Küche zu entdecken. Deshalb habe ich mich auch ziemlich schnell und problemlos an Reis zum Frühstück gewöhnt.

Mittagessen gibt es meistens auch zu Hause oder - wenn wir in der Stadt sind und die Kinder entscheiden dürfen - geht es in die Mall zu McDonalds. Dort gibt es tatsächlich auch Reis mit Hähnchen - die meisten Besucher verzichten also auf Burger und Pommes und bleiben beim tagtäglichen Gericht. Wenn ich IndonesierInnen nach einem "Leben ohne Reis" frage, dann erzählen sie mir von Aufenthalten in Dubai oder Deutschland, bei denen Brot ihren Hunger nicht immer stillen konnte. Es scheint tatsächlich beinahe unmöglich. Eine Alternative, die ich auch schon ernten und probieren durfte, sind Ubi. Ubi sind indonesische Süßkartoffeln, die Wurzel des Ubi-Baums. Ubi-Goreng (frittierte Ubi) schmeckt dann so ähnlich wie Pommes, nur noch besser! Übrigens, egal wie viel man schon gegessen hat: Gab es noch keinen Reis, dann hat man auch noch nicht gegessen!

Einmal die Woche - wenn ich im Panti Asuhan Titipan Kasih (Kinderheim) arbeite - esse ich dort auch Mittag. Dabei gibt es einen großen Eimer Reis und einen ebenso großen Topf mit einer Beilage für die Kinder. Zwei der größeren Kinder teilen dabei das Essen aus, nachdem alle gemeinsam gebetet haben. Jedes Kind - von den kleinsten bis zu den größten - bekommt also eine ordentliche Portion Reis & Co., setzt sich auf den Boden und isst - mit Händen oder Löffel. Dementsprechend ist der geflieste Fußboden des Essens-Aufenthalts-Unterrichts-Allzweck-Raumes danach ein klares Abbild davon, was es an diesem Tag zum Mittag gab. Die Großen kehren nachher alles zusammen, dann wird gewischt. Leider habe ich es noch nicht geschafft, einfach gemeinsam mit den Kindern essen zu dürfen. Immer bekomme ich meine eigene Schüssel Reis am Tisch, an dem die Kinder übrigens nicht essen dürfen. Ich werde eben manchmal immernoch mehr als Gast und als Lehrer verstanden, als als Freiwilliger, der gern einfach will.

Nachmittags trinke ich zu Hause meistens Tee und es gibt Gebäck oder Obst. Kue - die allgemeine Bezeichnung für alles, was Kuchen, Keks, Gebäck, süßes Brot oder ähnliches ist, kann hier sehr verschiedene Formen annehmen. So habe ich schon mir bekannte Donuts gegessen, aber auch Bak Pao (eine Art Hefekloß mit fleischartiger Füllung), Martabak (herzhafter Eierkuchen mit Füllung) oder Terang Bulan (süßer Pancake-Teig mit Käsefüllung). Ziemlich oft begegnet mir eben diese Kombination aus süß und herzhaft, aus Kuchen und Käse oder aus Brötchen und Fleisch. Unübertroffen lecker ist auf jeden Fall indonesisches Obst. Frisch geerntet im Garten oder im Hof des Kirchenbüros, sind die hiesigen Papayas und Mangos einfach die besten, die ich jemals gegessen habe!

Aber zurück zum Alltäglichen: Generell wird nicht für spezielle Mahlzeiten gekocht, um dann gemeinsam Mittag- oder Abendzuessen. Gemüse, Fisch oder Fleisch werden einfach unter einer großen Haube auf dem Esstisch gelagert und dann zu Frühstück, Mittag- oder Abendessen herausgeholt. Jeder isst, wenn er Hunger hat - meistens lauwarm, woran ich mich aber schnell gewöhnt habe. Das Essen mit den Händen habe ich auch schon geübt und auch wenn es mir noch nicht so gut gelingt wie meinen Mitbewohnern (besonders beim Reis), ist es für Fisch oder Hühnchen doch sehr praktisch. Ansonsten wird mit Löffel und Gabel gegessen, Messer gibt es eigentlich gar nicht - wenn, dann zum Brot schmieren, aber das ist auch mit einem Löffel machbar.

Aber nicht nur zu Hause und im Panti gibt es etwas zu essen - sondern eigentlich überall, wo man hinkommt, sollte man eigentlich erstmal etwas zu sich nehmen oder einen Tee trinken. Das sind dann meistens leckere kleine Süßspeisen wie Pisang Goreng (frittierte Banane) oder Kue. Fährt man weiter weg, dann bringt man sogenannte Oleh-Olehs mit. Das sind Mitbringsel - kulinarische Spezialitäten aus den verschiedenen Regionen. Oft sieht man Toko Oleh-Oleh (Mitbringsel-Läden), die dann z.B. Roti Maros in Maros oder Deppa Tori in Toraja verkaufen. Wenn ich gefragt werde, was denn so eine Spezialität von Niesky - von meiner Heimatstadt - ist, fällt mir gar nichts ein - eigentlich schade.

Essen gibt es also bei normalen Besuchen, aber auch bei jedem Abendgottesdienst schließt sich ein gemeinsames Abendbrot (oder ein Abendreis?) an. Hochzeitsfeiern bestehen teilweise nur aus Essen und sobald das Gebet gesprochen wurde, stürmen die meisten ans Buffet. Ich habe die IndonesierInnen als sehr geduldige Menschen erlebt, aber wenn es ums Essen geht, dann nehmen die meisten alles, was sie kriegen können. Essen hat einfach einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland. Mir war es immer sehr wichtig, meinen Teller leerzuessen, keine Nahrungsmittel wegzuwerfen. Das ist hier nicht immer ganz einfach - besonders in der Weihnachtszeit, aber ich versuche es weiter. Es ist aber gut zu wissen, dass zu Hause übrig gebliebenes Essen für Hunde und Hühner weiterverwendet wird.

Zum Trinken gibt es größtenteils Wasser. Da Leitungswasser hier nicht trinkbar ist, gibt es in den meisten Häusern Zapfautomaten mit 20-Liter-Wasser-Gallonen. Ab und zu kommt ein Wasserverkäufer mit einigen Gallonen am Motorroller vorbei und tauscht die leeren wieder gegen volle aus. An diesem Zapfhahn fülle ich mir eigentlich immer mein Wasser für den Tag oder die Nacht in eine Trinkflasche ab. Leider sind ansonsten kleine Wasserpakete (ähnlich wie JoghurtBecher) sehr verbreitet. Eigentlich gibt es sie überall, ob bei Gottesdiensten, Andachten oder Beerdigungen. Die Müllmenge, die dadurch entsteht, ist nicht abzusehen. Ich versuche also so gut es geht, meine Trinkflasche vorzuziehen. Das Müllproblem in Indonesien ist schon so groß genug, da möchte ich es nicht für Trinkwasser noch mehr verstärken.

Es ist immer wieder spannend, indonesische Köstlichkeiten zu probieren. Aber auch andersrum konnte kulinarischer Austausch schon stattfinden. So habe ich vor zwei Wochen zum ersten Mal versucht ein Brot zu backen. Die Zutaten konnte ich alle auch hier kaufen, nur Roggenmehl und Backpapier habe ich nicht gefunden. Der Backofen wird hier einfach auf die Gasflamme des Herdes gestellt und funktioniert dann genauso wie ein normaler Gasofen. Es gibt zwar keine Hitze von oben, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Es war mehr ein Weißbrot, aber mit Butter - oder auch ohne - für alle ein Genuss. Und somit war es nach einem Tag auch schon wieder aufgegessen. Außerdem habe ich schon Schokokekse gemacht und werde vor Weihnachten noch klassische Plätzchen backen. Eingekauft dafür habe ich auch schon und bin gespannt, wie diese Spezialitäten meinen indonesischen Freunden schmecken werden.

Ihr seht, auch kulinarisch habe ich hier schon einiges erlebt. Das indonesische Essen und auch die Spezialitäten von Makassar (z.B. Coto Makassar) sind auch für mich in den allermeisten Fällen ein Genuss. Natürlich denkt man auch manchmal an Brot, Kartoffeln mit Quark oder Bratwurst - aber um das wieder zu genießen, habe ich nächstes Jahr noch genug Zeit. Jetzt wünsche ich euch allen eine ruhige letzte Adventswoche und gesegnete Weihnachten! Selamat Natal dan Selamat menyongsong Tahun Baru 2018! Euer Johann

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So oder so ähnlich sieht der Essenstisch hier also aus: Gemüse, Tempe, Hühnchen, Maisfrikadellen, Chili und natürlich Reis (Foto: EMS/Heinrich)
So oder so ähnlich sieht der Essenstisch hier also aus: Gemüse, Tempe, Hühnchen, Maisfrikadellen, Chili und natürlich Reis (Foto: EMS/Heinrich)
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Pak Kur hat uns nach dem Gottesdienst zum Essen eingeladen - es gibt Fischsuppe, allgemein esse ich hier sehr viel Fisch (Foto: EMS/Heinrich)
Pak Kur hat uns nach dem Gottesdienst zum Essen eingeladen - es gibt Fischsuppe, allgemein esse ich hier sehr viel Fisch (Foto: EMS/Heinrich)