Ankommen
Puh, wo soll man bloß anfangen zu erzählen? Diese Frage habe ich mir die letzten Wochen immer gestellt wenn mich Freund*innen und Familienmitglieder gefragt haben wie es in Indonesien ist. Und diese Frage stell ich mir auch jetzt, wo ich meinen ersten Blogeintrag schreibe.
Vor nun beinahe zwei Monaten bin ich zusammen mit Moritz und Isabell ins Flugzeug gestiegen und habe meiner Familie, meinem Freund und damit auch meinem gewohnten Umfeld auf Wiedersehen gesagt. Was hier so einfach in einem Satz geschrieben steht, war in der Realität allerdings ganz schön schwer und gerade die ersten Abende und Nächte auf Bali hatte ich mit Heimweh zu kämpfen. Die Abende und Nächte standen im starken Kontrast zu den wunderschönen und aufregenden Tagen. Isabell, Moritz und ich lernten Bali etwas besser kennen, konnten leckeres Essen genießen und durften die ersten Runden mit dem Motoroller drehen (wobei Moritz eindeutig am mutigsten war). Viel zu schnell war die erste Woche dann vorbei und somit stand der nächste Schritt für mich bevor: ein erneuter Abschied, diesmal von meinen Mit-Freiwilligen Moritz und Isabel (die beide ihre Einsatzstellen auf Bali haben), der Flug nach Makassar und die achtstündige Fahrt ins Landesinnere, nach Rantepao. Die Erwartungen, der für uns verantwortlichen Personen auf Bali, dass die Airline, mit der ich fliegen würde, nicht die verlässlichste sei, wurden bestätigt. Der Flug wurde immer und immer wieder verschoben. Trotz fünfstündiger Wartezeit hätte ich es dann beinahe geschafft den Flug zu verpassen, weil sich das Gate, kurzfristig und ohne Ankündigung geändert hatte. Mit einer kleinen, stressigen Sporteinheit meinerseits habe ich es zum Glück rechtzeitig geschafft:). In Makassar wurde ich dann von Bapak Tandu und seinem Sohn abgeholt und herzlich willkommen geheißen. Die ersten zwei Tage habe ich im Hotel gewohnt und konnte mir selbstständig Rantepao anschauen.
In Rantepao wurde mir dann erstmals bewusst wie sehr ich durch mein europäisches Aussehen auffalle. Bei meinem ersten Gang zu einem Cafe wurde ich gleich dreimal nach einem Foto gefragt und die Menschen haben sich sehr gefreut mich zu sehen und mit mir zu sprechen. Die viele Aufmerksamkeit war am Anfang sehr überfordernd für mich und ist sie auch zeitweise jetzt noch. Auch die vielen Kommentare zum Aussehen können einem sowohl ein gutes Gefühl geben, aber einen auch verunsichern.
Nach etwas Hin und Her bin ich dann in meiner Gastfamilie angekommen. Dass ich in genau in dieser Familie wohnen darf, hat sich durch einen Zufall ergeben: an meinem zweiten Tag in Rantepao hat mich Bapak Tandu dem Oberhaupt der Toraja Kirchen vorgestellt, Pendeta Alfred Angui und seiner Frau Ibu Lilli. Beide waren super freundlich und nett zu mir. Am nächsten Morgen, habe ich die Nachricht bekommen, dass Ibu Lilli mich eingeladen hat für das ganze halbe Jahr bei ihr und Bapak Alfred zu wohnen.
Jetzt wohne ich also seit zwei Monaten hier, zusammen mit meinen drei Gastschwestern kakak Sari (28), Ria (22) und Angun (15). Trotz der Sprachbarriere kochen, essen, singen, spielen und lachen wir viel zusammen oder diskutieren abends gerne darüber wer das Tischgebet sprechen darf:D und aus „Ibu“ Lilli ist schnell „Moma“ Lilli geworden. Durch das Familienleben habe ich die Möglichkeit einen direkten Einblick in die Kultur zu bekommen und werde zu verschiedenen traditionellen Festlichkeiten eingeladen, was ich sehr genieße und zu schätzen weiß. Ende September wurde ich von meiner Gastmutter und ihren Freundinnen zu einer Übernachtung im „Batara White House“ eingeladen (eine Toristenatraktion oben in den Bergen Rantepaos). Dort haben wir den tollen Ausblick genossen, gegrillt, Karaoke gesungen, getanzt und Karten gespielt.
Neben dem Familienleben bin ich sechs Tage die Woche, jeweils von 09:00 - 12:00 Uhr im RBM (Rehabilitasi Bersumberdaya Masyaraka), eine Einrichtung in welcher ich mit Kindern mit Behinderung zusammenarbeite. Im Anschluss, hospitiere ich nachmittags drei Tage die Woche, von 14:00-19.00 Uhr im örtlichen Krankenhaus RS Elim Rantepao (über meinen Alltag und meine Aufgaben im RBM und im Krankenhaus werde ich allerdings noch einmal ausführlicher in eigenen Blogeinträgen berichten). In meiner Freizeit werde ich zu Beerdigungen oder Geburtstagen eingeladen, lerne ein traditionelles Musikinstrument (Angklung), singe, spiele indonesische Kartenspiele, koche mit meiner Familie, gehe ins Fitnessstudio, besuche Sehenswürdigkeiten und helfe manchmal im Kindergottesdienst und im Englisch-Unterricht der Senior High-School.
Zeitweise komme ich mit dem Verarbeiten des Erlebten und den verschiedenen Eindrücken, der fremden Sprache und der neuen Kultur nicht immer hinterher. Deshalb bin ich manchmal erschöpft und müde. Insgesamt wird es einem in Indonesien aber sehr leicht gemacht sich wohl zu fühlen. Die Menschen, die ich bis jetzt kennlernen durfte, sind alle super freundlich, interessiert und geben einem das Gefühl willkommen zu sein. Daher würde ich sagen, dass ich mittlerweile gut ANGEKOMMEN bin!
Diese Blogs sind echt verrückt, ich habe nun so viel geschrieben und trotzdem habe ich so vieles nicht geschafft zu erzählen. Ich bin sehr gespannt was noch alles auf mich wartet! Danke das ihr euch Zeit genommen habt meinen Blog zu lesen! Im nächsten Beitrag werde ich über meine Arbeit schreiben, also bleibt gespannt und bis zum nächsten Mal.
Eure Ida
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