Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Der erste Monat in Indien
Los geht's!
Der erste Monat in Indien
Am 2.9. sind wir morgens in Chennai angekommen. Nach dem Passieren einiger Sicherheits- und Pass-Schalter verließen wir den Flughafen und betraten zum ersten Mal unser neues Land, Indien. Der erste Eindruck war sehr intensiv, die schwüle Hitze an der Ostküste, der spontane Straßenverkehr der großen Stadt, in der wir noch drei weitere Tage verbrachten. Unser nächster Aufenthalt war in Bangalore, wo wir, genau wie in Chennai, noch einmal auf unsere Zeit im Ausland vorbereitet wurden. Am 7.9. wurden alle Freiwilligen von Mitarbeitern ihrer Einsatzstellen abgeholt. Ab jetzt war jeder allein auf seiner Reise.
Hier in Mysore, im südlich gelegenen Karnataka, herrscht sehr angenehmes Wetter. Zwar brennt auch hier die fast senkrecht stehende Sonne auf den Boden herunter, doch da das Gebiet um die Stadt auf circa 700 Meter Höhe liegt, ist es nicht ganz so heiß und schwül wie in vielen anderen Teilen des Landes.
Die Einsatzstelle, das Hardwicke Boarding Home, liegt relativ zentral und verfügt über ein großes Gelände. Momentan leben hier 40 Kinder, die Montag bis Samstag in die Schule gehen. Sonntags beginnt der Tag mit dem Gottesdienst, der in der Hardwicke Church nebenan stattfindet. Dieser wird aber auf der Staatssprache, Kannada, abgehalten und ist deswegen nicht ganz verständlich für mich.
Morgens geht es um sechs Uhr los. Als erstes wecke ich die Kinder, die dann unterschiedlich schnell richtung Waschhaus laufen oder auch mal noch 15 Minuten länger liegen bleiben müssen, auch hier gibt es schlechte Morgenmenschen.
Bis sieben Uhr müssen sie sich waschen, Zähneputzen und den Campus aufräumen.
Danach geht es schnell zum “Morning-Prayer”, drei Lieder werden gesungen, eine Bibelstelle wird vorgelesen und ein gemeinsames Gebet wird gesprochen.
Bis zum Frühstück haben sie dann nochmal eine Stunde in der jeder macht, was er will. Wäsche waschen, Hausaufgaben abschreiben oder in wenigen Fällen selber machen, oder einfach nur auf das Essen warten. Der Koch, Mr. Matheen, kommt drei Mal am Tag und kocht für die Kinder, zwei Studenten, die ebenfalls in der Anlage wohnen und mich. Hauptsächlich gibt es Reis mit Samba und immer wieder auch Fleisch oder andere Beilagen. Ich habe mich aber auch schon früh mit der Streetfood-Szene vertraut gemacht und bin von ihr stark begeistert. In Indien ist es generell schwer schlecht zu essen. Sogar an den kleinsten und billigsten Ständen bekommt man leckere Dinge.
Nach dem Frühstück machen sich die Kinder fertig für die Schule, werden von mir eingesammelt und dann losgeschickt. Sie gehen in zwei großen Gruppen zu zwei unterschiedlichen Schulen in der Nachbarschaft. Neben den jüngeren gibt es auch fünf "Collegeboys" die eher in meinem Alter sind. Sie haben unregelmäßigere Schulzeiten und sind auch öfter mal vormittags im Heim, was immer eine gute Gelegenheit für Fußball oder Cricket ist. Denn nachdem die Kinder in der Schule sind, habe ich erstmal länger frei.
In der Zeit kann ich viel die Stadt erkunden, die größer ist als anfangs gedacht, oder mich im Heim aufhalten. Kontakt zu anderen Freiwilligen in Mysore habe ich zum Glück auch schon gefunden. Es gibt einen Treffpunkt auf einem Markt der sich im Zentrum der Stadt befindet, dort sorgt ein Einheimischer für den Kontakt zwischen den Europäern, von denen die meisten deutsch sind.
Wenn die Kinder gegen vier bis fünf Uhr aus den Schulen zurückkommen, erfolgt nochmal eine kurze Aufräum- und Gießaktion, dann gibt es Tee und endlich wird Fußball gespielt. Auf dem großen Gelände neben dem Gebäudekomplex können fast alle Kinder gleichzeitig spielen, und es ist ja nicht jeder sportbegeistert.
Gegen halb sieben findet das “Evening-Prayer” statt, gleicher Ablauf wie morgens.
Danach gehen die Kinder in die “Studyhall”, wo sie von der Tochter des Heimleiters unterrichtet werden. Ich versuche mich so gut wie möglich zu beteiligen aber die meisten Stunden sind auf Kannada und behandeln Themen die weniger mit Fremdsprachen zu tun haben. Schade ist insgesamt ein bisschen dass die Kinder kein sehr gutes Englisch beherrschen. Auch bei einigen Älteren fällt es schwer sich einfach zu unterhalten. Deshalb ist viel Zeichen- und Körpersprache gefragt, was wiederum Spaß macht und ziemlich gut funktioniert.
Sie lernen bis zum Abendessen, welches gegen halb neun ist, und schließen damit ihren Tag ab. Im Anschluss gehen sie relativ schnell schlafen, einige Ältere bleiben noch länger auf.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass es mir hier ziemlich gut gefällt und ich angefangen habe die Zeit hier in Indien voll zu genießen. Es gibt echt jeden Tag noch etwas Neues zu entdecken und man sieht vieles mit anderen Augen. Außerdem ist Indien ein Land in dem man frei ist, es gibt so viel weniger Regeln und Einschränkungen, die man täglich beachten muss, dass es einem am Anfang fast schwer gefallen ist einige Dinge nicht oder doch zu tun. Es ist auf jeden Fall ein kleines Abenteuer, aber eines das viel Spaß macht.
Ich mach Schluss, bis demnächst
Leon