Hallo zusammen,
Wir befinden uns bereits mitten in der Adventszeit und es ist mal wieder Zeit einen kleinen Bericht über die vergangenen Wochen zu veröffentlichen. Wie zu erwarten, durfte ich seit meinem letzten Blogbeitrag doch nochmal ein gutes Stück tiefer in die Indische Kultur mit ihren Gewohnheiten und Lebensweisen eintauchen.
Ich muss sagen, die Erzählungen von ehemaligen Freiwilligen von einer Art Adrenalinphase in den ersten Wochen des Freiwilligendienstes beziehungsweise nach der Ankunft in einem fremden Land, kann ich persönlich nun viel besser nachvollziehen und auch bestätigen. In dieser Phase ist alles so super aufregend und spannend, all die Eindrücke und Begegnungen beschäftigen einen so sehr, dass man für Heimweh oder Ähnliches nur wenig Zeit hat.
Hier in Indien ist es für mich vor allem die volle, wuselige, bunte Stadt, die wohl niemals ruht, die mich in der ersten Zeit so in ihren Bann gezogen und total überwältigt hat. Heute bin ich zwar immer noch begeistert von der Lebhaftigkeit und dass es immer noch bei jeder Fahrt mit der Rikscha (hier: „Auto“) durch die geschäftigen Straßen Madurais etwas Neues zu entdecken gibt, jedoch muss ich ehrlich sagen, vermisse ich manchmal die Nähe zur Natur und die Ruhe und Freiheit meiner Heimatstadt in Deutschland.
Umso schöner war es vor ein paar Wochen für sieben Tage zusammen mit Harriet, Simon und Leander nach Kodaikanal, ein kleines Dorf in den Bergen zu fahren, ein sehr touristischer Ort, den man laut den Leuten hier unbedingt gesehen haben muss. Viele Menschen aus Südindien kommen hier gerne her, weil die Temperaturen tagsüber nur ca. 20 Grad erreichen. Grund genug für einige indische Touristen sich dort nur mit dicken Pullis, Mützen und Handschuhen draußen zu bewegen :) Wir hatten eine richtig gute Zeit, haben viel heiße Schokolade getrunken und die frische Luft, Natur und auch ein paar Aussichtspunkte genossen.
Wieder in der Capron Hall angekommen, ist mir so richtig bewusst geworden, dass das gerade einfach der Ort ist, an dem ich lebe. Das Hostel, welches wir uns mit dreihundert Mädchen im Alter von sechs bis sechzehn Jahren teilen ist schon so vertraut und auch jeden Morgen ab ca. fünf Uhr von lauten Kinderstimmen geweckt zu werden, die sich um diese Zeit fürs Morgengebet und die „study time“ noch vor dem Frühstück fertig machen, ist für uns Normalität. Das Duschen und Klamottenwaschen mit einem Eimer und kaltem Wasser, sofern welches aus der Leitung kommt, ist für uns schon gar nichts Ungewöhnliches mehr, genauso wie die Schärfe im Essen. Es fühlt sich schön an, an einem Ort so anzukommen und zu merken wie man trotz anderen Gewohnheiten und Bräuchen sich doch auch Stück für Stück wohlfühlen kann und die Unterschiede immer weniger bewertet.
Vor ein paar Wochen waren wir bei unserer ersten indischen Hochzeitsfeier eingeladen und auch bei einer Taufe durften wir dabei sein. Mit den unzähligen, bunten Saris, auffälligem Goldschmuck sowie Blumenketten glänzt und leuchtet so ein Festsaal ganz anders als ich es von den Feiern aus Deutschland kenne. Was auch auf keinem Fest hier fehlen darf ist „Biriyani“, ein besonderes Reisgericht mit Hühnchen welches auf einem Bananenblatt serviert wird. Auf jeder Feier, auf der wir bis jetzt waren, ist außerdem ein Fotospot Standard, vor welchem zum Beispiel das Hochzeitspaar die meiste Zeit des Tages verbringt, um auch wirklich mit jedem Gast einmal abgelichtet zu werden.
Apropos abgelichtet werden, es ist tatsächlich keine Seltenheit, dass Menschen uns auf der Straße anhalten und um ein Selfie bitten und uns nach unserer Herkunft fragen. Dass wir hier so auffallen, am meisten natürlich wegen unserer Hautfarbe aber bestimmt auch wegen unserem Klamottenstil, ist manchmal immer noch komisch. Auch wenn wir uns viel Mühe geben, uns hauptsächlich in traditioneller Kleidung, also Kleidern, die Schultern und Knie bedecken, draußen zu bewegen. Einer Sonderbehandlung, zum Beispiel wenn wir ein Geschäft betreten, können wir trotzdem nur selten entgehen, aber ich schätze an diese Dinge müssen wir uns einfach gewöhnen auch wenn sie ungerecht erscheinen.
Letzte Woche hatten wir die Ehre in ein „Nursing College“, also eine Schule für angehende Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, in Madurai eingeladen worden zu sein. Dort gibt es eine Klasse die seit einigen Monaten Deutsch lernt und wir konnten uns tatsächlich nützlich machen und die Studentinnen und Studenten beim Deutsch lernen unterstützen. Es ist zwar gar nicht so einfach die eigene Muttersprache zu unterrichten und sich in deren Grammatik hineinzuversetzen aber wir hatten sehr viel Spaß, vor allem weil die Schülerinnen und Schüler dort in unserem Alter sind und wir so Gespräche auf einer ganz anderen Ebene führen konnten, als mit den Mädchen an der Capron Hall Schule. Es war eine super schöne Erfahrung so viele Kontakte in der kurzen Zeit dort zu knüpfen und wir hoffen, dass wir auch in Zukunft noch einige Zeit im Nursing College verbringen dürfen.
Nun steht aber erst mal die Weihnachtszeit bevor, die hier in Indien, soweit ich das jetzt beurteilen kann, auf keinen Fall zu kurz kommen darf. Einen ausführlicheren Bericht dazu findet ihr im Januar dann in Harriets Blog.
In diese Zeit zu gehen, ist für mich gerade mit vielen Gedanken, die um zuhause kreisen, auch nicht so einfach, aber es ist eine einmalige Erfahrung, Weihnachten in einem fremden Land mit anderen Traditionen zu verbringen und ich bin froh von meiner Familie zuhause viel Zuspruch und Unterstützung zu bekommen und bekommen zu haben, um diese Zeit dennoch genießen zu können.
Liebe Grüße
Eure Salome
Kommentare
Kommentar schreiben
Außerdem noch eine schöne Adventszeit!!