Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Der Innenhof in der Morgensonne - schön grün und schön bunt (Foto: EMS/Gieseke)
Der Innenhof in der Morgensonne - schön grün und schön bunt (Foto: EMS/Gieseke)
02. Oktober 2018

You should always be very happy!

Miriam

Miriam

Indien
arbeitet in einem Mädchenheim mit
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So wurde ich von Prabhakar, dem Leiter des St. Mary's Centre begrüßt. "When you are happy, we will also be happy. When you cry, we all will cry with you. So you should be very happy." 

Das Motto "Glücklichsein" läuft ziemlich gut und ich erzähle jetzt ein bisschen von meinen ersten Erlebnissen.

Meine erste Woche habe ich noch mit den anderen Freiwilligen in Chennai und Bangalore verbracht, wo wir gedanklich schon mal ein bisschen ankommen konnten. Hier kann ich mich nur den Blogs der anderen anschließen, die genauer über die Eindrücke der Reise, den Verkehr, Streetfood, Essen, unser Programm und und und geschrieben haben: Es war eine schöne und interessante Zeit. Mir hat persönlich besonders gut der Besuch der CSI - Church of South India - Jugendgruppe gefallen. Auch der Ausflug in Bangalore war sehr spannend, bei dem wir genau beobachten und auf unsere eigenen Gedanken und Gefühle achten sollten.

Ich will heute aber vor allem von meiner Einsatzstelle, dem St. Mary's Rehabilitation Centre erzählen. Viele Mitarbeiter wohnen hier auf dem Gelände und mein eigenes Zimmer liegt direkt an einem Innenhof-Garten. Statt Apfel und Pflaumenbäumen findet man dort Mango-, Guaven- und Kokosnussbäume – die Früchte sind aber noch nicht reif. Mit meinen Nachbarn sitz ich auch trotz der unglaublich vielen Moskitos (der Garten ist für sie das Paradies) oft draußen und lerne Telugu mit ihnen, schaue Fotos an oder spiele Gitarre. Nicht nur meine Nachbarn, sondern alle Leute haben mich total herzlich aufgenommen. Als "sister" fühle ich mich schon als ein Teil der großen Gemeinschaft hier. 

Vor allem Hema, die das Mädchenheim hier leitet, kümmert sich sehr lieb um mich und sorgt für alles, was ich brauchen könnte. Bei ihrer Familie mit ihrem Mann Jeevan und der dreijährigen Sophie bin ich gut aufgehoben immer willkommen. Oft komme ich zu ihnen und spiele mit Hema und Jeevan Schach, Romme, was mich an unsere Rommeabende zuhause erinnert, oder Asterjamal, ein indisches Spiel, bei dem mit abgeschliffenen Tamarindensamen gewürfelt wird. 

Im Moment verbringe ich vor allem viel Zeit mit den Leuten hier, erzähle von meiner Familie, von meinem Leben in Deutschland und erfahre jeden Tag neue Dinge über die Menschen und das Leben hier. Ich merke schon deutlich, dass die Lebenssituationen der Menschen hier deutlich anders und oft vor allem sehr viel schwieriger sind als in meinem Umfeld in Deutschland. Eine so sichere Zukunft wie meine und die des Durchschnittsdeutschen ist etwas, für das ich sehr dankbar bin.

Mein Alltag hier hat sich noch nicht eingependelt. Jeder Tag ist anders, auch weil ich die Möglichkeit habe, bei vielen verschiedenen Projekten dabei zu sein. Viel Zeit verbringe ich mit den Mädchen aus dem Girls Home. Wenn sie aus der Schule kommen haben sie eine Spielzeit, in der ich mit ihnen Federball spiele oder beim Fahrradfahren Lernen helfe. Auch bei ihrem Abendgebet, bei dem laut gesungen und mit Schellen und Rasseln ein Rhythmus geklopft wird bin ich meistens dabei und helfe dann nach dem Abendessen bei Englischhausaufgaben. Auch zwischendurch unterhalte ich mich mit den älteren Mädchen, spiele mit den jüngeren oder lerne Telugu mit ihnen.

Wenn die Mädchen in der Schule sind besuche ich öfters das Day Care Centre, eine Kinderkrippe für Kinder ab zwei Jahren. Die Kinder spielen viel, singen Bewegungslieder oder lernen Buchstaben, Farben oder Tiernamen auf Englisch. Außerdem habe ich die Special School für geistig Behinderte besucht. Das normale Tagesprogramm habe ich leider noch nicht kennengelernt habe, weil die Leiterin momentan krank ist. Bis jetzt habe ich auch dort mit den Kindern gespielt, Fotos angeschaut und Buchstaben oder Zahlen gelernt. In beiden Einrichtungen gibt es einen total herzlichen Umgangston und ich fühle mich sehr wohl.

Meine Hauptbaustelle ist im Moment die Sprache Telugu zu lernen. Die meisten können zumindest ein bisschen Englisch, auch durch die Vorfreiwilligen. Trotzdem will ich auch mit kleinen Kindern, älteren Menschen oder Leuten außerhalb des Centres reden können und auch dann mehr als bloß Smalltalk. Deswegen versuche ich so viel wie möglich zu lernen, wobei mich auch alle unterstützen und mir neue Wörter beibringen. Trotzdem verstehe ich noch sehr wenig und das Funktionsprinzip der Grammatik, wie zum Beispiel die unglaublich vielen Verbformen, habe ich auch noch nicht verstanden.

Es gibt also noch so viel zu lernen über das St. Mary's Centre, die Menschen und die Sprache, dass bestimmt noch mal ein Blogeintrag dazu folgen wird. 

Hiermit viele Grüße aus Khammam und bis bald!

Miriam

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Mädchen aus dem Girls Home und ich mit typischer Schulmädchen-Frisur (Foto: EMS/Gieseke)
Mädchen aus dem Girls Home und ich mit typischer Schulmädchen-Frisur (Foto: EMS/Gieseke)
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Der Spieletisch im Day Care Centre - Bausteine bauen (Foto: EMS/Gieseke)
Der Spieletisch im Day Care Centre - Bausteine bauen (Foto: EMS/Gieseke)