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Begrüßung im Elwin Centre: ich wurde herzlich in Empfang genommen und von den Kindern und Mitarbeiter*innen offiziell begrüßt (Foto: EMS/Priya)
Begrüßung im Elwin Centre: ich wurde herzlich in Empfang genommen und von den Kindern und Mitarbeiter*innen offiziell begrüßt (Foto: EMS/Priya)
05. November 2022

Ein liebevoller Empfang

Leonie

Leonie

Indien
Heim für Kinder mit geistiger Behinderung
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Hallo ihr Lieben,

nachdem unser Ausreisetermin 3 Mal, aufgrund des fehlenden Visums verschoben wurde, ging es am 4. Oktober endlich für uns alle los. Der holprige Einstieg war eine ganz schöne Herausforderung, da ich mich immer wieder aufs Neue verabschieden und auf meinen Freiwilligendienst mental vorbereiten musste. Es ist schließlich ein riesiger Schritt seine Freunde, Familie und sein Zuhause hinter sich zu lassen und in ein völlig Neues, mir ziemlich unbekanntes Land zu fahren. Natürlich habe ich versucht mich im Internet über Indien zu informieren und auch von vielen Menschen Ratschläge bekommen. Hier angekommen, hatte ich also super viele Erwartungen und Vorstellungen, die ich in den ersten Tagen verwerfen konnte.  

Als ich mitten in der Nacht aus dem Flughafen rauskam überwältigte mich zunächst die drückende Hitze, da ich sonst die kühlen nächtlichen Temperaturen von zu Hause gewohnt war. Mittlerweile empfinde ich die Nächte hier als angenehm kühl. Die anderen Freiwilligen und ich wurden von dem Reverend der CSI (Church of South India) John Nischal Kumar ganz herzlich in Empfang genommen und wir sind dann gemeinsam zu der Synode der CSI gefahren. In den folgenden Tagen hatten wir Seminare, die uns über die indische Gesellschaft/ Kultur, die soziale Arbeit der indischen Kirche, die sich insbesondere um Frauen und Menschen mit Behinderung kümmert und die CSI aufklären sollten.

In der Synode der CSI wurden wir mit offenen Armen empfangen und uns wurden viele praktische Dinge beigebracht, wie mit der Hand zu essen und eine Straße zu überqueren. Der ganze Verkehr und das viele Hupen waren für mich ziemlich überwältigend. Die Menschen überqueren die Straße, indem sie im Zick-Zack um die Autos herumlaufen. Das Gute ist aber, dass die Autofahrer auf die Fußgänger aufpassen und nicht andersherum, sodass es trotzdem ziemlich sicher ist (auch ohne Zebrastreifen und Fußgängerampeln). Nach einem aufregenden Start ging es für uns alle in unsere Einrichtungen. 10 Stunden mit dem Nachtbus zu fahren hat mir am Anfang ziemlich Angst gemacht, doch ich stellte fest, dass ich in den Bussen unglaublich gut schlafen kann.

Als ich im Elwin Centre ankam, war ich überrascht von der Größe des Geländes. Es gibt 2 Schulen, eine Schule für Kinder mit geistiger Behinderung und eine für Kinder mit Hörbehinderung. Außerdem Ziegen, Gänse und Hühner, sowie eine kleine Kirche, eine große Versammlungshalle, ein Physiotherapie Zentrum, eine große Küche und eine Bäckerei, sowie ein Heim für Jungen und Mädchen. Es hat ein bisschen Zeit gebraucht, bis ich mich hier überall zurechtgefunden habe.

Ich wurde hier mit offenen Armen empfangen und die Mitarbeiter geben ihr Bestes, dass ich mich wohl fühle. Auch wenn ich insbesondere am Anfang viel Heimweh hatte und alle meine geliebten Menschen zu Hause vermisst habe, habe ich hier nie das Gefühl alleine zu sein. Alle geben ihr Bestes mich zu integrieren und mit mir zu kommunizieren, auch wenn das manchmal durch die Sprachbarriere nicht so einfach ist. Doch auch dann können wir uns irgendwie verständigen und zusammen lachen. Die Gastfreundschaft der Menschen die mir hier begegnet sind ist wirklich groß. Viele der Mitarbeiter und Mitglieder der Kirche laden mich zu sich nach Hause ein. So haben zum Beispiel Merle und ich Diwali, eines der größten hinduistischen Feste, bei einer Familie, deren Tochter hier auf die Schule geht, gefeiert. Dort haben wir ganz viele Geschenke, wie einen Sari und Süßigkeiten, bekommen.

Ich habe mir vorgenommen mir genügend Zeit zu geben, um hier anzukommen und mich in meinem Alltag und meiner Beschäftigung zurechtzufinden und wohlzufühlen. Ich bin die letzten Wochen in die unterschiedlichen Klassen gegangen und habe dort die Lehrer*innen, so gut ich es trotz der Sprachbarriere und wenigen Erfahrung kann, unterstützt. Die Lehrer*innen helfen mir sehr mich zurechtzufinden und nehmen sich die Zeit mir alles zu erklären. Auf der anderen Seite sind sie auch sehr offen für neue Ideen zum Basteln und Spielen, die ich habe. Wann immer es etwas in der Bäckerei zu tun gibt, helfe ich dort und wir probieren auch einiges an deutschen Rezepten aus.

Als ich hier ankam hatte ich super Angst vor der Schärfe des indischen Essens, da ich es gar nicht gewohnt bin scharf zu essen. Die ersten Tage haben die Köche in Chennai extra weniger scharf für uns gekocht und ich hatte Angst in der Einsatzstelle das Essen wegen der Schärfe nicht essen zu können, doch ich habe mich sehr schnell an das Essen gewöhnt. Und so scharf wie alle sagen ist es nicht. Das Essen in Südindien ist jedoch ganz anders, als in Nordindien und wie man es aus den indischen Restaurants kennt, denn dort wird häufig nordindisch serviert. Zum Frühstück esse ich hier meistens Idly (ein fluffiges gedämpftes Brot aus Reismehl) mit Sambal und Tomaten und- oder Kokosnuss Chutney. Ansonsten gibt es noch eine große Variation aus Fladenbroten, wie Paratha, Dosa und Buri. Zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel einer Hochzeit, und in vielen Restaurants (die hier Hotels heißen) wird das Essen traditionell auf einem Bananenblatt serviert.

Eine Sache, die mir hier immer wieder aufgefallen ist, ist wie sich die Menschen hier gegenseitig unterstützen. Eine tolle indische Tradition ist es zum Beispiel an einem Geburtstag, einem Trauertag, Hochzeit oder zu einem anderen besonderen Anlass etwas Gutes für andere zu tun. Fast täglich kommen Familien ins Elwin Centre und bringen Essen für die Kinder. Und auch ansonsten kommen immer wieder Leute, die Kleidung und Geschenke für die Kinder spenden. 

Auch nach fast einem Monat hat sich bei mir noch kein Alltag eingependelt. Stattdessen bin ich jeden Morgen offen und neugierig, was der Tag wohl bringen wird und genieße es, dass für mich jeder Tag anders ist und ich so viele neue Sachen lerne und kennenlerne und mir dadurch nicht langweilig wird. Ich könnte Euch noch so viel mehr über meinen ersten Monat hier berichten, doch das genügt fürs erste. Ich halte Euch auf dem Laufenden und freue mich darüber meine Gedanken mit Euch teilen zu können.

Bis zum Nächsten Mal.

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Diwali: Merle und ich wurden an Diwali von einer Familie eingeladen (Foto: EMS/Krause)
Diwali: Merle und ich wurden an Diwali von einer Familie eingeladen (Foto: EMS/Krause)
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Shopping: wir sind in die Stadt gegangen, um passende indische Kleidung für mich zu kaufen (und Snacks / Kokosnüsse zu essen ;)) (Foto: EMS/Kanmani)
Shopping: wir sind in die Stadt gegangen, um passende indische Kleidung für mich zu kaufen (und Snacks / Kokosnüsse zu essen ;)) (Foto: EMS/Kanmani)

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