Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Mit Paula und Lotte an einer indischen Hochzeit (Foto: EMS/Waidele)
10. Dezember 2016

Wenn die Reiselust dich packt!

Janina

Janina

Indien
absolviert ihren Freiwilligendienst in einem Mädchenheim
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Haupttransportmittel für Reisen ist hier in Indien definitiv der Zug und in diesem habe ich seit meiner Ankunft hier in Indien auch schon einige Stunden verbracht und wenn man das ganze zusammen zählt auch ein paar Tage und Nächte. Aber das ist inzwischen schon gar nicht mehr so langweilig wie am Anfang gedacht. Diese lange Zeit die ich im Zug verbracht habe, liegt einerseits daran, dass Indien einfach ein ganz schönes Stückchen größer ist als Deutschland und andererseits auch daran, dass ich mir für meine erste wirkliche Reise zwei beziehungsweise drei Ziele ausgewählt habe, die in zwei unterschiedlichen Bundesstaaten Indiens liegen.

Ich durfte zwei Wochen lang erst einmal zurück nach Bangalore gehen und mich einen Tag lang auf der Dachterasse mit dem wunderschönen Ausblickin die Zeit der ersten Woche zurückversetzen lassen, in der wir Freiwilligen auf genau demselben Gelände untergebracht waren, auf dem ich mich am morgen nach einer 14-stündigen Fahrt in einem indischen Nachtzug wieder gefunden hatte. Meine Chefin hatte dort ein Meeting und nicht alleine die „lange“ Reise angetreten. Doch bereits am nächsten Tag ging es für mich weiter, diesmal aber mit dem Bus, vier Stunden über die Grenzen des Bundesstaates Karnataka nach Tamil Nadu in die Stadt Salem, um Paula an ihrer Einsatzstelle zu besuchen und mir alles anzuschauen, was sie mir nicht mal einen Monat zuvor bei ihrem Besuch an meiner Einsatzstelle erzählt hatte. Wir hatten zusammen eine ziemlich interessante und aufregende Woche dort, einerseits war es für mich interessant die kleinen, aber doch bemerkbaren Unterschiede zwischen den benachbarten Bundesstaaten zu sehen und aufregend wurde es für uns dann auch noch, da wir mit unserem Zugticket für die Weiterreise leider noch auf der Warteliste standen und sich irgendwie auch nichts daran ändern wollte. Wir konnten nur warten und hoffen, dass sich noch ein paar Leute umentscheiden würden und wir einen Platz in dem Zug nach Khammam im Bundesstaat Telangana ergattern konnten. Diese Zeit wussten wir dann dennoch ganz gut zu verwenden und stellten uns geduldig wie die Einheimischen hier in die Schlange vor den Bankautomaten an, um nach einer Stunde warten mit etwas Bargeld zur Einsatzstelle von Paula zurück zu kehren.

Erstaunlicherweise habe ich mich an den Tagesablauf und auch an die Menschen dort so schnell gewöhnt, dass ich dann an unserem Abreisetag, nach dem wir dann doch endlich von der Warteliste runtergerutscht waren, doch etwas traurig war dass ich schon wieder fahre. Aber dann nach weiteren 15 Stunden im Zug nach Telangana wurden wir wieder von netten Menschen empfangen und zwar den Mitarbeitern und Bewohnern der Einsatzstelle von Lotte. Leider hatten wir bei Lotte nicht wirklich die Zeit ihren Tagesablauf komplett mitzuerleben, da wir die meiste Zeit in der Nachbarstadt verbrachten und in die Vorbereitungen einer Braut vor ihrer Hochzeit und in die höchst komplizierten Familienkonstellationen eingeführt wurden, die es hier in Indien traditionell gibt. Wie Lotte schon in ihrem Blogeintrag geschrieben hat, verbrachten wir die meisten Abende in dem Wohnzimmer der Brautfamilie und diskutierten wer jetzt mit wem verwandt ist und wer angeheiratet ist und wer jetzt wirklich der Sohn von wem ist. Eine ziemlich lustige Angelegenheit, besonders denn wenn wir nachfragten, wurde uns von jedem bestätigt dass die Person sein Bruder oder seine Schwester sei und erst nach mehrmaligem Nachfragen wurde uns dann irgendwann nach und nach alles erklärt. Eine solche indische Hochzeit ist natürlich ein ganz wichtiges Ereignis, weshalb auch die komplette Großfamilie schon mindestens eine Woche vor der eigentlichen Hochzeit anwesend ist und dann nach der kirchlichen Hochzeit gibt es auch noch eine extra Feier, die dann, wie ich das verstanden habe, von der Familie des Bräutigams veranstaltet wird und für diese Feier wurde das Rückfahrtticket von Paula und mir sogar nochmal extra um einen Tag verschoben. (War dann aber auch nicht so tragisch, weil unser eigentliches Ticket immer noch auf der Warteliste war :D)

Nach circa fünf Stunden Fahrt mit dem Auto fanden wir drei uns dann in Hyderabad wieder, die Stadt die zur Zeit für gleich zwei Bundesstaaten als Hauptstadt fungiert. Und leider waren wir auch wirklich nur für die letzte Feier der Hochzeit in der Stadt, um dann am nächsten Morgen, ohne wirklich etwas von ihr zu sehen, unsere 18-stündige Fahrt zurück nach Salem anzutreten. Jetzt denkt ihr euch wahrscheinlich, warum genau fährt man fünf Stunden nur um an eine nachträgliche Hochzeitsfeier zu fahren wenn man doch schon an der eigentlichen Hochzeit war, aber fünf Stunden Fahrt sind hier in Indien nicht wirklich viel sondern das fährt man auch mal nur für eine kleine Feier und wenn diese dann auch noch von der Familie ist, dann erst recht.

Aber was ich mir bevor ich nach Indien kam gedacht habe ist, wie schafft man es, dass einem auf den langen Zugfahrten nicht langweilig wird? Ganz einfach, wenn man nicht alleine fährt kann es sogar extrem lustig sein und noch besser als einen Tag nur zuhause zu hocken, denn man hat dadurch sehr viel Zeit sich zu unterhalten und nebenher immer wieder mal einen Kaffee oder Tee zu kaufen, zu den Essenszeiten kommt dann natürlich auch der Verkäufer mit einer richtigen Mahlzeit vorbei oder man entschließt sich doch nur einige der vielen Snacks zu essen und mal ausnahmsweise auf Reis oder Chapathi zu verzichten. Und noch besser ist an diesen langen Strecken, dass man sie auch ganz einfach auf die Nacht legen kann und dann morgens nach einer zwar relativ gemütlichen aber manchmal doch nicht ganz so langen Nacht (meist liegt das dann an den Nachbarn aus dem selben Abteil die sich bis spät in die Nacht noch lauthals unterhalten) an seinem Ankunftsort ankommt und dort sich nach einem leckeren indischen Frühstück noch ein wenig von der Fahrt erholen kann. Wie am Anfang bereits erwähnt ist auch schon die nächste Reise geplant und gerade erst heute habe ich die nächsten Zugtickets gebucht um nach Weihnachten mit vier anderen Freiwilligen eine Woche in Goa zu verbringen und dort meinen Geburtstag und Silvester zu feiern, natürlich mal wieder auf der Warteliste, aber was will man im indischen „Winter“ erwarten, welcher die Hauptreisesaison hier ist?

Wenn ich dann im Januar wieder an meiner Einsatzstelle anzutreffen bin sind es aber auch nur noch drei Wochen bis unser Zwischenseminar in Bangalore ansteht, was heißt ich werde wieder meinen Rucksack packen und ein weiteres Mal an die erste Woche erinnert werden, doch dieses Mal werde ich nicht alleine auf dieser Dachterasse sitzen, sondern wieder mit meinen Mitfreiwilligen und ich bin sehr gespannt über was wir dann reden werden und auf wie viele Dinge wir dann zurückblicken können die wir in der ersten Hälfte unseres Aufenthalts hier in Indien bereits erlebt haben. Und wahrscheinlich geht dann auch schon wieder die Planung los für unsere Sommerferien, die bei mir im April und Mai sind, also zwei Monate Zeit um weitere schöne Städte und Orte zu bereisen und kennen zu lernen.

Das wars dann auch schon wieder von mir, ich hoffe ihr habt einen kleinen Einblick in meine Reise bekommen können und in die Zeit, die ich nicht an meiner Einsatzstelle verbringe, denn da ist so langsam der Alltag eingekehrt, was auch sehr schön ist, wenn man nach einer Reise wieder zurück kommt und schon von allen erwartet wird. Es ist fast wie nach Hause kommen :) 

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Ein Nikolaus bei 32°C? Irgendwie muss man ja versuchen ein wenig Weihnachtsstimmung zu bekommen :D (Foto: EMS/Waidele)
Weihnachtsstimmung
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Eines der vielen Familienfotos an der Hochzeitsfeier in Hyderabad (Foto: EMS/Waidele)
Eines der vielen Familienfotos an der Hochzeitsfeier in Hyderabad