Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Am ersten Tag unseres Ausflugs besuchten wir unter anderem das Chicklihole Reservoir, einen Stausee.(Foto: EMS/Hasting)
Am ersten Tag unseres Ausflugs besuchten wir unter anderem das Chicklihole Reservoir, einen Stausee.(Foto: EMS/Hasting)
15. Juni 2020

Heute hier, doch morgen schon da

Benjamin

Benjamin

Indien
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Hallo ihr Lieben!

Nach einer langen Zeit und vielen Ereignissen, die die ganze Welt beeinträchtigen, möchte ich noch von meinen letzten Wochen in Mysore und Umgebung berichten.

Die Zeit nach meinem letzten Blogeintrag im Januar ging relativ schnell vorüber, da ich mich in meinen Alltag eingelebt hatte und alles an Normalität gewann.

Im Februar besuchte mich Janne für eine halbe Woche und gemeinsam fuhren wir dann nach Chennai für unser Zwischenseminar mit anderen Frewilligen. Dort redeten wir miteinander und Kathrin Lehrbach gab uns hin und wieder Denkanstöße. Ich habe diese Zeit sehr genossen, da auch ein anderer Freiwilliger namens Jonas von einer anderen Organisation dabei war. Ich hatte bis dahin überhaupt nicht gemerkt, wie mir der Austausch mit gleichdenkenden Jungen meinen Alters fehlte. Ich hatte zwar Freunde in Mysore gefunden, jedoch gab es kulturbedingt immer Meinungs - und Interessensverschiedenheiten, die meines Erachtens doch immer eine gewisse natürliche Distanz darstellen.

Kathrin und Rev. Dr. Praveen, der EMS Liason Officer der CSI, besuchten nach dem Seminar Mysore und damit verbunden auch kurz meine Einsatzstelle.

Ende Februar liefen die Vorbereitung unserer Sommerreise, zu der es leider nie kommen sollte, auf Hochtouren. Es wurden Züge gebucht, sich Hostels und sehenswerte Standorte herausgesucht.

Anfang März war ich mit Lea in Bangalore um die Holi Feierligkeiten aus nächster Nähe zu sehen und selbst mit zu feiern. Außerdem holte ich auch meine Mutter vom Flughafen ab, da sie mich für zwei Wochen besuchen wollte. Ich zeigte ihr alle Sehenswürdigkeiten in Mysore. Leider fing zu diesem Zeitpunkt schon die Coronakrise an, weswegen viele Orte für Touristen geschlossen wurden. Über das Wochenende vom 13. bis 16. März nahmen James und seine Frau uns mit in ihre Heimat, eine Region namens Coorg, die etwa 100 km von Mysore entfernt ist. Dort schliefen wir in einem Plantagenhaus, in dem seine Mutter und Tanten aufgewachsen sind. Die Luftfeuchtigkeit war unglaublich hoch und die Vegetation dementsprechend beeindruckend. Die Region ist bekannt für ihre wunderschöne Natur, aber auch für ihre Kaffeeproduktion, die wir uns in einem Betrieb näher anschauen durften. Wir trafen viele Freunde und Bekannte von James und wurden immer eingeladen, auch wenn es bloß für 10 Minuten war. Dadurch wurden meine bisherigen Bekanntschaften mit der indischen Gastfreundlichkeit nur noch bestätigt. Am Sonntag besuchten wir einen lokalen Gottesdienst, wo ich auch viele Menschen wieder traf, die ich schon von der Hochzeit der Cousine von James kannte. Und nach einigen Gesprächen fand ich auch heraus, dass Einige auch Janne kannten, da sie beide auf der „Hochzeit in den Bergen“ waren, von der Janne in einer ihrer Blogbeiträge schrieb. Als wir am Montag auf dem Weg zurück nach Mysore waren, vibrierte mein Handy ununterbrochen. Ich wollte es erst ignorieren, rang mich dann aber doch schlussendlich dazu durch drauf zu schauen. Eine Stunde zuvor hatten wir Freiwilligen eine E-Mail von der EMS bekommen, die uns mitteilte, dass wir uns bis Mittwoch in Chennai einfinden sollen, weil wir zurück nach Deutschland fliegen sollen. In unserem Gruppenchat entbrannte eine rege Diskussion die alle sich vorstellbaren Emotionen enthielt. Von Wut über Trauer bis Unglauben. In die euphorische Stimmung über die letzten Tage musste ich, noch bevor wir Mysore erreicht hatten, diese schlechten Nachrichten an James weitergeben. Sowohl er und seine Frau waren sehr verwirrt und dachten zuerst, dass sie es falsch verstanden hätten. Aber wahrscheinlich spätestens als ich ihn bat, uns direkt zum Bahnhof zu fahren, damit wir uns noch Tickets nach Chennai buchen können, verstand er den Ernst der Lage.

Als meine Mutter und ich zurück ins Boarding Home kamen, war es wie ausgestorben. Mr. Devarathna erklärte mir, dass viele der Jungs nach Hause gefahren sind, weil die Sommerferien wegen Corona vorgezogen wurden. Da wurde mir klar, dass ich mich nicht einmal von allen Jungs verabschieden konnte. Ich erklärte meinem Warden schnell die Situation, was ihn auch ein wenig Zeit kostete um es zu verdauen. Meine Mutter und ich buchten Ihren eigentlichen Rückflug auf Mittwoch Abend um und ich fing an meine Sachen zu packen, was sich doch als ein wenig schwieriger herausstellte, als ich es erwartet habe. Später erklärte ich noch den sechs verbleibenden Jungs die Situation, sie verstanden es aber wahrscheinlich erst am nächsten Tag als ich mit meiner Mutter und allem Gepäck das Boarding Home verließ. Erst als wir im Zug saßen, realisierte ich was hier eigentlich vor sich ging. Am nächsten Tag in Chennai traf ich dann die anderen Freiwilligen wieder und wir tauschten uns über unsere chaotischen Abschiede aus. Unser eigentlicher Flug früh am Mittwoch, wurde auf Mittwoche Abend verschoben, der anschließend auf Donnerstag und schließlich noch einmal um zwei Stunden verschoben wurde. Irgendwann fanden wir uns dann doch in Einem Flugzeug wieder und wir flogen über Dubai nach Düsseldorf, wo ich dann von meinem Vater und meiner Schwester abgeholt wurde.

Wieder eingelebt habe ich mich eigentlich sehr schnell und einen Rückkehrschock habe ich glücklicherweise auch nicht so richtig erlitten. Lediglich jetzt beim schreiben meiner letzten Eindrücke und Erlebnisse kommen die Gefühle und Bilder teilweise wieder in mir hoch und werde mich mindestens den heutigen Tag über begleiten, wenn nicht noch die ganze Wochen.

Ich bin abschließend sehr dankbar die Möglichkeit gehabt zu haben, für eine längere Zeit in eine mir fremde Kultur eintauchen zu dürfen, neue Kontakte zu knüpfen und unvergessliche Erlebnisse zu sammeln. Ich kann es jedem nur weiter empfehlen für eine längere Zeit sein gewohntes Umfeld zu verlassen und für eine gewisse Zeit sich einmal andere Dinge zu trauen, zu machen und zu erleben.

Ich hoffe es hat euch Spaß gemacht meine Beiträge zu lesen und ihr konntet meine Erfahrungen durch meine Schilderungen teilweise nachvolllziehen.

Macht es gut!

Euer Benjamin

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Des weiteren waren wir auch in einer tibetischen Siedlung und haben ein buddhistisches Kloster besucht. (Foto: EMS/Hasting)
Des weiteren waren wir auch in einer tibetischen Siedlung und haben ein buddhistisches Kloster besucht. (Foto: EMS/Hasting)