Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Huhn (Foto: EMS/Kohrs)
Huhn
02. Mai 2017

Das Osterhuhn

Annegret

Annegret

Indien
leistet ihren Freiwilligendienst in einem Frauenzentrum
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Über das Osterwochenende war ich im Asha Bhavan mit einer jugen Frau, ihrer Mutter und der Sister. Alle anderen Mädchen waren für die zweimonatigen Sommerferien, die auch dadurch so lang sind, dass einfach kein Wasser da ist, nach Hause gegangen. Zuvor war ich bei der Bischofsfamilie in Kottayam und habe bei einer Art christlichem Feriencamp (VBS) mitgewirkt, doch über Ostern waren alle in den Urlaub gefahren. Also ging es am Gründonnerstag für mich wieder nach Hause.

Am Karfreitag hieß es: wir gehen in die Kirche! Ist ja klar, aber ich war etwas vedutzt, als die Sister reichlich snacks für uns einpackte. Aus ihren Erklärungen verstand ich dann: Der Gottesdienst würde vier Stunden dauern, sie und der Pastor müssten über sieben Bibelstellen predigen. Nun leider verstehe ich nicht viel Malayalam, aber es hätte mich echt mal interessiert was sie drei Stunden lang so erzählt haben! Nach einer kleinen Ewigkeit durfte ich dann auch noch meinen Teil beitragen und ein noch ein schnell auswendig gelerntes Passionslied vortragen. Nach der Kirche gab es zum Glück Mittagessen, das aus kanji (Reissuppe), payar (Bohnen) und sehr scharfem Mango Pickle bestand.

Karsamstag war etwas entspannter, doch leider hat mich sister dazu überredet mit ihr für Ostern einkaufen zu kommen. Also nahmen wir eine Autoriksha und fuhren zum Hühnchen Shop. Der erste Eindruck: prächtiges Vorzeigehuhn vorne, hinten irgendwie alles dunkel. Okay. Also trau ich mich rein und wir bestellen ein Huhn. Ein Huhn wird auch geholt, der Kopf abgehackt, die gröbsten Teile weg und schön ausgenommen. Und bittesehr: ein Huhn. Nun hab ich mich gefragt, warum drei Frauen, die alle nicht viel Essen, ein ganzes Tier brauchen, aber zu Ostern muss zu jeder Mahlzeit Fleisch gegessen werden, am besten Rind. Nun finde ich diese Art des Fleischkaufens als Fleischverweigerer natürlich ekelhaft, doch auch gut. Jeder weiß, wo das Essen herkommt und wie wir es bekommen, es ist kein in Folie eingewickelter Gegenstand mehr. Schockierend zu sehen? Trotzdem. Ich glaube auch als Allesesser hätte ich an Ostern dann lieber verzichtet. So kam es dann am nächsten Tag wirklich: Zum Frühstück gab es Appam mit chicken, zum Mittag fried rice mit chicken und am Abend dann Maniok mit chicken. Ich bin nur froh, dass sonst viel pescetarisch, wenn nicht vegetarisch gegessen wird.

Das war dann auch schon Ostern, Ostermontag wird, so wie der zweite Weihnachtstag, nicht gefeiert, und da der Ostergottesdienst um fünf Uhr morgens stattfand, mussten wir da auch nicht mehr hin. Also insgesamt ein beschauliches Osterfest und eine wichtige Erfahrung.

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"Meine" Kinder bei der Vacation Bible School (Foto: EMS/Kohrs)
VBS
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Tanzgruppe am letzten Tag der VBS (Foto: EMS/Kohrs)
Tanz