Afenhyia pa! (Frohe Weihnachten/Frohes Neues)
Hey,
mit nur knapp mehr als einem Monat Verspätung (also quasi mit ghanaischer Pünktlichkeit), kommt nun endlich mein Blogeintrag über mein Weihnachten und Silvester in Ghana. Die Verspätung schiebe ich jetzt einfach mal darauf, dass ich mit dem Zwischenseminar und dem Seminar der Süd-Nord-Freiwilligen sehr viel zu tun hatte.
Ich habe gelernt den nächsten Blog nicht schon im aktuellen anzukündigen, deswegen mal schauen, ob, und wenn ja, wann ihr von den Seminaren hört. :) So viel sei aber schon mal gesagt: Es war eine super hilfreiche, schöne und auch sehr intensive Zeit. Der Kontakt zu anderen deutschen Freiwilligen im Land tut zwischendurch einfach echt gut!
Wie schon im letzten Blog gesagt, bin ich bei über 30°C und Sonnenschein nicht so richtig in Weihnachtsstimmung gekommen. Super spannend, schön und vollgepackt war meine Weihnachtszeit trotzdem.
Am 24.12. ging es natürlich morgens erstmal, wie jeden Sonntag, in die Kirche. Allerdings habe ich das erste Mal den Dresscode getroffen. Für mein knallbuntes, lebensfrohes Shirt habe ich beim Gottesdienst richtig Komplimente abgeräumt. Den Stoff für mein ghanaisches Outfit hatte ich mir am Tag zuvor selbst ausgesucht und dann zu einem mir empfohlenen Schneider gebracht.
Nach dem Gottesdienst lud mich Francisca zu einem Ausflug mit ihrer Familie ein. Es ging zu einem nahegelegenen Wasserfall. Der war leider relativ unspektakulär, da die Flüsse in der Trockenzeit nur wenig Wasser führen. Der Ausflug war aber trotzdem nett! Franciscas Kinder sprechen fließend Englisch und waren super neugierig. Ich habe alle Fragen natürlich gerne beantwortet und fühlte mich gleich, als ob ich zwei kleine Geschwister hätte.
Als ich dann nachmittags zuhause ankam, erhielt ich einen Anruf von Samuel (ein Lehrer, den ich kennengelernt hatte), der mich spontan auf eine Namensgebungsfeier einlud. Also setzte ich mich schnell ins nächste Tricycle (quasi ein Tuk Tuk) und machte mich auf den Weg. Die Feier war groß aufgezogen mit live Musik und allem Drum und Dran. Nach einer kurzen Gratulation an die Eltern wurde ich direkt mit Essen und Trinken versorgt und genoss den spannenden Nachmittag.
Am Abend ging es dann zum Weihnachtsgottesdienst wieder in die Kirche: Diesmal tatsächlich pünktlich um 18 Uhr! Eigentlich hatte ich mich, was das angeht, meinem Umfeld schon angepasst und es mir abgewöhnt pünktlich zu kommen. Der Pfarrer hatte uns aber morgens so vehement versichert, dass es um Punkt 18:00 Uhr losgeht, egal wieviele Leute da sind und dass deswegen alle rechtzeitig sein sollen, dass ich tatsächlich auf ihn gehört habe. Als ich dann in der Kirche ankam, war weit und breit keine Menschenseele. Keine einzige Person der ganzen Gemeinde, niemand vom Aufbau, kein einziges Mitglied der Band, nichtmals der Pfarrer selbst, der uns doch noch wenige Stunden zuvor so lautstark (fast schreiend) aufgefordert hatte, pünktlich zu sein, war pünktlich. So ganz alleine in der Kirche ist mir dann klar geworden: An so ein paar kulturelle Unterschiede muss ich mich wohl doch auch noch gewöhnen und manche deutsche Eigenschaft sitzt tief ;). Ab ca. 18:20 Uhr kamen dann die ersten Leute und mir wurde immerhin nicht langweilig, da ich von super vielen, neugierigen Kindern mit Fragen durchlöchert wurde, bis dann der Gottesdienst um 19:30 schließlich losging. Fast pünktlich ;). Das Schöne an diesem Umgang mit der Zeit: alles ist entspannter und weniger stressig. Da der Gottesdienst größtenteils auf Twi war, habe ich leider nur wenig verstanden. Spaß hatte ich aber trotzdem, weil super viel getanzt und gesungen wurde. Ganz anders als die Weihnachtsgottesdienste in Deutschland. Irgendwie lebendiger!
Nach dem Gottesdienst hatte ich noch einen sehr schönen Videocall mit meiner Familie und dann ging es nach einem anstrengenden Tag voller neuen und tollen Eindrücken ins Bett.
Der 1. Weihnachtstag war dann weniger vollgepackt und deutlich entspannter. Ich traf mich mit meinen Freunden aus der Jugendgruppe der Kirche zum Kartenspielen. Irgendwie sind wir dann aber doch in Kumasi gelandet, um ein paar Besorgungen zu machen. Unter anderem haben wir für Kaiserschmarrn eingekauft! Ein unfassbar lustiger und schöner Tag!
Der 2. Weihnachtstag war dann Entspannung pur. Francisca hatte mich eingeladen, sie und ihre Familie zu besuchen und ich genoss einen Tag voller Essen, Spiele und Spaß.
Francisca hat mich sogar mit nur für mich gekochten Spätzle überrascht. Nachdem wir uns irgendwann mal über die unterschiedlichen ghanaischen und deutschen Gerichte unterhalten hatten, hat sie sich extra Kochvideos angeguckt, um zu lernen, wie man Spätzle macht. Lecker!Meine selbst ernannte ghanaische Mama nimmt ihren Job wohl sehr ernst. Und ich weiß das zu schätzen. So weit weg von der eigenen Familie tut diese Aufmerksamkeit ab und zu echt gut!
Zwischen Weihnachten und Silvester ging es ganz normal in meinem Projekt weiter. Am Samstag vor Silvester traf ich mich wieder mit meinen Freunden. Diesmal sollte es Kaiserschmarrn geben. Alle waren super gespannt auf ihr erstes „deutsches“ Gericht (Ich hoffe keine Österreicher lesen den Blog) jemals. Bei dem Enthusiasmus meiner Freunde habe ich lieber nicht erwähnt, dass ich auch noch nie Kaiserschmarrn selbst gemacht hatte. Nun musste ich also mit meinen bestenfalls „moderaten“ Kochkünsten ein Gericht zum ersten Mal selber kochen, das von nun an in den Augen meiner Freunde die Küche einer ganzen Nation darstellen sollte. Irgendwie habe ich es aber wohl ganz okay hingekriegt, denn der Kaiserschmarrn hat trotzdem alle überzeugt. Bedank dich später, Deutschland ;)
An Silvester ging es morgens wieder in die Kirche. Der Pastor hat mal wieder groß angekündigt, dass am Abend bitte alle pünktlich zum „All-nighter“ sein sollen. Diesmal war ich schlauer und kam nicht „deutsch-pünktlich“ sondern „ghanaisch-pünktlich“ zur Kirche. Der „All-nighter“ ging von 20:00 Uhr bis 1:00 Uhr nachts. Die unterschiedlichen Gruppen der Kirche (women’s fellowship, men’s fellowship, die unterschiedlichen Jugendgruppen etc.) hatten alle ein oder mehrere Lieder ausgesucht, die sie jeweils vorgetragen haben. Es wurde also auch wieder echt viel getanzt und gesungen. Zwischendurch gab es natürlich auch unterschiedliche Gebete etc. auf Twi, die für mich leider nicht zu verstehen waren, sodass der Gottesdienst für mich in Teilen etwas lang wurde. Mit einem Countdown wurde mitten im Gottesdienst ins neue Jahr gefeiert! Es war also mal ein ganz anderes Silvester für mich. Kaum Feuerwerk, dafür aber super viel Spaß, feiern und einfach gute Laune pur!
Am 01.01. war ich dann bei Samuel (dem Englischlehrer) eingeladen und wir genossen den Tag beim Fußball schauen, Palmwein trinken und leckerem Essen. Samuels Frau hatte extra für mich mein ghanaisches Lieblingsessen fried plaintain mit gobe (frittierte Kochbananen mit einer Art Bohnen stew) gemacht.
So ging also mein Jahr 2023 zu Ende. Anders als bisher, so weit weg von zuhause und ganz ohne meine Familie und meine deutschen Freunde, aber trotzdem super schön. Vielleicht war es so schön, gerade weil es so anders war, etwas vollkommen Neues, mit neuen Menschen, die mich so herzlich eingebunden haben, dass ich das Jahr 2024 mit viel Spaß und sehr glücklich starten konnte. Jetzt bin ich gespannt, was 2024 hier in Ghana noch für mich zu bieten hat.
Akyire
Frederico
Kommentare
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Danke für deinen Bericht! Es klingt, als hättest du eine großartige Zeit (Weihnachten mal ganz anders) mit vielen netten Menschen in Ghana gehabt. Die Beschreibungen von den Weihnachtstagen und Silvester sind sehr eindrücklich. Toll, dass du so gut aufgenommen worden bist.
Liebe Grüße
Jörn
Es macht Spaß zu lesen wie in Ghana Weihnachten und Sylvester gefeiert wird. Langeweile scheint kommt da nicht aufzukommen. Es freut uns, dass du von so vielen sympathischen und liebenswürdigen Menschen umgeben bist.
Wir wünschen dir alles erdenklich Gute und freuen uns auf den nächsten Blog.
Deshalb genieße die Zeit und grüße alle insbesondere Samuel drück Dich