Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Auf dem Bild sind einige Freunde, die ich im jordanischen Fitnessstudio kennengelernt habe. (Foto: EMS/Killgus)
Aus dem jordanischen Fitnessstudio
19. Juni 2017

Außerhalb des Instituts

Stephan

Stephan

Jordanien
unterstützt eine integrative Schule für Gehörlose
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Meine Freizeit mit jordanischen Freunden

Um noch mehr von den Menschen, die in Jordanien leben, mitzubekommen, habe ich mich in meiner Freizeit oft außerhalb meines Arbeitsplatzes und gleichzeitig meines Zuhauses bewegt. Dabei hatte ich nie Probleme neue Personen kennenzulernen, denn auf Gäste wie mich zuzugehen und sich um sie zu kümmern ist hier eine Selbstverständlichkeit. Ich konnte bei weitem nicht alle Einladungen annehmen, die ich bekommen habe, aber bei denen, die ich wahrnehmen konnte, bin ich auf sehr zuvorkommende, interessierte und offene Personen gestoßen, die mir als Freiwilligem eine große Dankbarkeit für meine Arbeit und meinen Einsatz entgegenbrachten.

Fünf Minuten Fußweg von meiner Einsatzstelle entfernt befindet sich ein kleines, rustikal eingerichtetes Fitnessstudio, dass zwar an manchem Gerät seine Schwachstellen vorzuweisen hat, aber dennoch gegen 9 Uhr junge jordanische Männer aus den verschiedensten Lebenssituationen zusammenbringt und in dem ich die letzten zehn Monate ein Teil der Gemeinschaft war. Bevor ich mit einem Training beginnen konnte, galt es für mich mehrere dutzend Hände zu schütteln, kurze Konversationen zu führen und die in Jordanien unter Freunden üblichen Küsse auszutauschen. Auf diese Weise knüpfte ich viele Kontakte und bekam mit, was die Menschen belastete und motivierte, was sie positiv oder negativ wahrnehmen. Im Gegenzug wurden mir viele Fragen zu Deutschland gestellt und in Salt wissen nun einige, wie vorzüglich Maultaschen schmecken und dass deutsche Autobahnen ein Traum für Rennfahrer sind. Für solche Gespräche reicht mein Arabisch bis heute leider nicht aus, wobei es mich oft amüsierte, wie einer aus dem Englischen für andere ins Arabische übersetzte und wie viele schließlich das Thema mitbekamen und sich dafür interessierten.

Ein weiterer Anlaufpunkt war für mich das einen Stock unter dem Fitnessstudio liegende Café, wo kein Kuchen mit Apfelschorle, dafür aber Wasserpfeife in Kombination mit Tee oder Kaffee angeboten wird. Dort spielen jordanische Männer jeglichen Alters Karten oder andere Spiele, unterhalten sich oder jubeln ihrem favorisierten Fußballteam zu, dessen Spiel gerade auf den Fernsehern gezeigt wird. Während ich dem Niveau der Spiele der jordanischen Fußballliga und dem stimmungsträchtigen Derby der beiden Teams aus Amman nichts abgewinnen konnte, war es für mich jedes Mal ein großes Highlight das spanische Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona zu verfolgen. Wenn dieses Spiel lief und ein Tor fiel, hielt es keinen mehr auf den bis zum letzten Platz gefüllten Sitzen und ein Lager triumphierte lauthals schreiend und klatschend, während an anderer Stelle Verzweiflung sich breitmachte oder sich über Schiedsrichter oder Spieler beschwert wurde. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dort in die Masse einzutauchen, über Spieler oder Taktik zu diskutieren und das klassische Nachtleben für Männer in Salt mitzuerleben.

In Cafés in Jordanien sind Frauen überwiegend verboten und auch sonst sind beide Geschlechter in der Öffentlichkeit meistens getrennt. Während mir als Mann alle Türen offenstanden, gelten für Frauen besondere Regeln. Aber nicht nur zwischen den Möglichkeiten zwischen Mann und Frau zeigen sich deutlich Unterschiede, sondern auch zwischen dem noch traditionelleren Salt und der inzwischen sehr westlich geprägten Hauptstadt Amman. So bietet sich in Amman nicht nur die Möglichkeit jegliche Kleidung amerikanischer Labels original zu kaufen, dort baut sich zwischen den nach Wasserpfeife riechenden Cafés auch ein Nachtleben auf, wie man es in Deutschland vorfinden kann. Zum einen in die Welt der jungen Männer in Salt einzutauchen und ein Teil davon zu sein, als auch zu sehen, wie westliche Gewohnheiten übernommen werden und sich Dinge anpassen oder auch bewusst anders gemacht werden, war für mich immer sehr spannend und eine Erweiterung meines Ausblickes über die Arbeit am Institut hinaus

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Eine beliebte Beschäftigung in Jordanien für Männer am Abend: Wasserpfeife rauchen, Tee trinken und Karten spielen. (Foto: EMS/Killgus)
Karten spielen im Cafe
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Bei einem befreundeten Friseur habe ich hin und wieder Fußball geschaut mit anderen Freunden, währenddessen noch Haare geschnitten wurden. (Foto: EMS/Killgus)
Fußballschauen beim befreundeten Friseur