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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Der Jugendgottesdienst in der Myeongnyunjung-ang Church (Foto: EMS/Schmegner)
Der Jugendgottesdienst in der Myeongnyunjung-ang Church (Foto: EMS/Schmegner)
07. Januar 2020

Der Gottesdienst und Glaube in Korea

Annika

Annika

Südkorea
unterstützt die kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit
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Hallo alle Zusammen,

Ich melde mich nun auch mal wieder nach einiger Zeit. Seit ich hier in Korea bin habe ich schon einiges gesehen und erlebt. Unter anderem habe ich schon sehr viele verschiedene Gottesdienste auf anderen Sprachen, in verschiedenen Städten und für unterschiedliche Altersgruppen besuchen dürfen.

Meine WG wird von der Myeongnyunjung-ang Church bereitgestellt und sie befindet sich auch direkt neben meiner Unterkunft, sodass ich sogar manchmal die Klänge der Chöre in meiner Küche hören kann. In der Myeongnyunjung-ang Church gibt es zwei verschiedene Gottesdienste am Sonntag. Zum einen morgens den Gottesdienst für die Erwachsenen beziehungsweise Älteren und mittags den Jugendgottesdienst. In den presbyterianischen Kirchen die ich bis jetzt besucht habe, unterscheiden sich der Gottesdienst am Morgen von dem am Nachmittag ein wenig. An dem Morgengottesdienst gibt es einen Kirchenchor, der den Gottesdienst unterstützt. Zudem predigt meistens morgens ein anderer Pfarrer (oftmals einer der Senior Pastoren) als bei dem Jugendgottestdienst. Was mir sehr aufgefallen ist, ist, dass alle Jugendgottesdienste, die ich besucht habe eine wirklich sehr gute Band hatten und das sie meistens den Anfang einleiten, indem sie zum Teil bis zu 30 Minuten Lieder hintereinander singen. Währenddessen füllt sich die Kirche so langsam mit Leuten.

Bei beiden Gottesdiensten kann ich leider überhaupt nichts aufgrund der sprachlichen Barriere verstehen und nur die Bibeltexte geben mir eine kleine Orientierung um was es gehen könnte. Jedoch habe ich dadurch mehr Zeit die Menschen zu beobachten und Eindrücke zu sammeln. Was mir persönlich dabei aufgefallen ist, ist die Hingabe die so manch einer zeigt. So gibt es zum Beispiel, wie bei uns auch, Stellen im Gottesdienst wo man aufstehen sollte, aber in den presbyterianischen Kirchen ist dies auch oft eine freiwillige Entscheidung und einige Besucher stehen auf, wenn sie das Bedürfnis dazu haben, sie strecken die Hände in die Luft und scheinen den Moment mit jeder Faser ihres Körpers zu fühlen. So habe ich auch schon einige emotionale Ausbrüche während dem Gottesdienst miterlebt. Die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt ist die geläufige Haltung, die man beim Beten einnimmt. Ich als „Augen-offen-Beter“ falle dabei sehr auf und wurde deshalb auch schon einige Male darauf angesprochen.  In meiner ersten Woche hier in Korea habe ich die Bibelrunde für neue Mitglieder besucht, welche nach dem Jugendgottesdienst jede Woche in der Kirche stattfindet. Allerdings hatte ich damit leider nicht so gute Erfahrungen, da hierbei der Austausch und Dialog ein wenig zu kurz gekommen ist.

                                                                                 

Neben dem koreanischen Gottesdienst wurde ich auch untere anderem von einer deutschen Gemeinde eingeladen, welche sich in Seoul zweimal im Monat zum Gottesdienst trifft, sowie von einer englischen Gemeinde. Mittlerweile wechsele ich zwischen der englischen und der koreanischen Gemeinde ab. Der englische Gottesdienst findet sonntags immer in der Chiyuhaneun Church (eine der Megakirchen in Seoul) statt. Es ist ein internationaler Gottesdienst, und weist von dem Aufbau sehr viele Parallelen zu dem koreanischen Gottesdienst auf. So ist die musikalische Untermalung bei beiden ein unglaublich wichtiges Element. Mit einem musikalischen Beitrag unterstreicht die Band oder ein/e Pianist/in leise die Worte des Pastors wenn er zum Beispiel betet oder zum Schluss seiner Predigt kommt. Dadurch wirkt das Gesagte auf mich viel intensiver, ob ich es nun verstehe oder nicht. Zudem wirken bei beiden die Gottesdienste gleichzeitig auch wie eine Vorlesung, da viele Besucher ein Notizbuch dabei haben und sich während der Predigt aufmerksam Notizen machen. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen dem englischen und dem koreanischen Gottesdienst ist, dass während den Liedern, den Gebeten und der Predigt immer mal wieder „Amen“ dazwischen gerufen wird. Höchstwahrscheinlich als ein Ausdruck von Zustimmung und Wertschätzung des Gesagten.

Seit ich hier bin treffe ich viele  Menschen, die entweder Theologie studieren oder für eine Kirche wie zum Beispiel die PCK arbeiten. Für sie ist Religion Bestandteil ihres täglichen Lebens, das kann man aber natürlich nicht nur an ihrer Arbeit oder ihrem Studium festmachen, sondern auch an kleinen Angewohnheiten. Um ein Beispiel zu nennen: Für viele Koreaner, die ich im kirchlichen bzw. christlichen Kontext kennengelernt habe,  ist es selbstverständlich vor jeder Mahlzeit oder jedem Snack leise für sich zu beten oder gemeinsam mit den Freunden. So muss ich sagen ist es für mich persönlich neu, dass man vor jeder Speise betet. 

Bei mir ist nun schon leider die Hälfte meines Einsatzes rum, aber ich bin gespannt was ich noch so herausfinden werde über den Glauben und das Leben hier in Korea.

Liebe Grüße aus Seoul

und bis zum nächsten Mal,

Annika

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Bei schönem Wetter haben wir den englischen Gottesdienst in einem Park abgehalten (Foto: EMS/Schmegner)
Bei schönem Wetter haben wir den englischen Gottesdienst in einem Park abgehalten (Foto: EMS/Schmegner)