
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

#2 „You have to eat!“
Liebe Leser und Leserinnen!
Zu Beginn dieses Berichtes möchte ich erwähnen, dass ich erst einen Monat in Kamerun bin und ich somit längst noch nicht alle Gerichte und Gegebenheiten kenne. Deswegen kann es sein, dass ich später Dinge korrigieren oder richtigstellen muss. Zudem muss ich erwähnen, dass dies alles meine subjektiven Erfahrungen sind und ihr diese nicht (für ganz Kamerun) verallgemeinern solltet.
Eine Auswahl an vier kamerunischen Gerichten, die ich bis jetzt probiert habe
Fufu and Njama-Njama: Fufu würde ich als Knödel aus Maismehl bezeichnen. Dazu serviert man Njama-Njama, das ist eine Soße aus Schwarzbeeren (Huckleberry) und sieht ein bisschen aus wie Spinat. Auf dem Markt oder in der Nachbarschaft kann man viele Frauen dabei beobachten, wie sie die Blätter von den Stielen der Schwarzbeeren trennen. Ich habe das Gefühl, dass Fufu hier sehr viel gegessen wird und egal zu welchem Anlass, sei es nach dem Gottesdienst, Zuhause oder zu Festlichkeiten. Das Gericht isst man mit der Hand. Dazu nimmt man sich einen kleinen Teil von dem Fufuknödel, formt ihn mit der Hand und tunkt diesen dann in die Soße. Mit den oft riesigen Portionen Fufu komme ich noch nicht ganz klar, sodass ich höchstens eine halbe Portion essen kann. An den Geschmack habe ich mich auch noch nicht ganz gewöhnt, allerdings habe ich gehört, dass das Gericht von Mal zu Mal besser schmecken soll.
Plantains: Plantains sind Kochbananen und sehen "normalen" Bananen äußerlich sehr ähnlich. Man erkennt reife Plantains daran, dass ihre Farbe von grün zu gelb wechselt. Man kann Plantains sehr vielfältig zubereiten. Man kann sie kochen, dann sind sie vom Geschmack neutral. Sehr lecker schmecken sie, wenn man sie neben das Feuer legt oder wenn man sie frittiert. Dann sind sie süßlich. Ich habe sie auch schon zu Chips getrocknet gegessen.
Rice with beans (Reis mit Bohnen): Lisann und ich haben Reis mit roten Bohnen zusammen mit einer kamerunischen Freundin zubereitet. Man kocht die Bohnen und fügt angebratene Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch, eine ganze Ingwerknolle, Kräuter ("green spices"), Maggi und Salz hinzu. Ich bin begeistert von diesem sättigenden Gericht und werde es definitiv öfter kochen. Reis mit Bohnen isst man hier relativ häufig und auch zum Frühstück.
Puff Puff (ausgesprochen Popoff): Mein bisheriges Lieblingsessen hier ist Puff Puff. Puff Puff ist ein rundes, in Öl frittiertes Gebäck, was ich mit unseren "Fasnachtskrapfen" vergleichen würde. Ich habe zweimal bei der Zubereitung zugucken dürfen. Zuerst mischt man einen Teig aus Mehl, Wasser, Hefe, Zucker und Salz und lässt diesen ruhen. Dann erhitzt man Öl über dem Feuer, nimmt sich eine kleine Menge Teig in die angefeuchtete Hand und presst diesen in das heiße Öl. Man lässt die Puff Puff goldbraun frittieren und schöpft diese ab. Puff Puff haben wir zum Frühstück zu Pap, einem süßen Maisbrei, gegessen. Man findet Puff Puff häufig zum Verkauf auf dem Markt oder an Straßenständen.
Andere interessante Fakten
Die Farm: Viele Familien haben ein Stückchen Land ("farm"), auf dem sie Dinge wie z.B. Erdnüsse, Mais oder Karotten anbauen. Mit einer eigenen Farm hat man den Vorteil, dass man nicht alles auf dem Markt kaufen muss. Sogar unsere Jugendgruppe CYF hat eine Farm!
Maggi: Auf unserem ersten Besuch auf dem Markt wurde uns sogleich eine Packung Maggi-Brühwürfel angedreht. Ich habe das Gefühl, dass Maggiwürfel gerne in Soßen eingesetzt werden. Lisann und ich gehen damit sparsam um, unter anderem auch deswegen, weil wir den Konzern Nestlé, der hinter Maggi steckt, nicht gerne unterstützen möchten.
Altbekanntes: Sehr lecker finde ich Gemüsereis, Reis mit Tomatensoße, Omeletts und Spaghetti, die wir schon aufgetischt bekommen haben. Wenn wir Lust auf Pizza oder Kaffee haben, ist Edwin ganz in der Nähe ☺
Öl: Öl wird vielseitig und gerne eingesetzt, sei es in Soßen, zum Frittieren oder zum Anbraten. Man findet vor allem Erdnussöl oder Palmöl.
Backen ohne Backofen? Ja, das geht, wenn man sich einen Backofen selbst baut. Das ist gar nicht so schwer: Man füllt einen großen Topf mit Sand und stellt ihn über das Feuer. Nach dem Vorheizen stellt man seinen Kuchen in der Form in den großen Topf und er wird sogleich gebacken. Es klappt super! Wir haben zum Beispiel einen leckeren Bananenkuchen mit dieser Methode zubereitet.
Tierische Produkte: Auf unserem Hof sieht man Hühner und Ziegen herumspazieren. Hühner bekommt man relativ günstig auf dem Markt und können sehr vielfältig genutzt werden: Sei es für die Eier oder bei besonderen Anlässen frisch geschlachtet. Milchprodukte wie Milch, Käse oder Joghurt sind sehr schwer zu kaufen und werden kaum zum täglichen Gebrauch genutzt. Das liegt unter anderem daran, dass bei den Stromausfällen die Kühlung unterbrochen wird und daran, dass Milchprodukte teuer sind.
Mais: Als wir in Kumbo ankamen, hat die Maisernte begonnen. Mais wird sehr vielfältig genutzt und kommt in vielen Gerichten vor.
Selbstverpflegung
Mittlerweile liebe ich es, dass wir uns selbstverpflegen müssen. Nebenan ist immer noch die Pfarrersfamilie, die uns unter die Arme greift, wo es nötig ist oder uns Einblick in Kochen, Waschen und Haushalt gibt. So fühle ich mich nie alleine, habe aber auch die Chance mich zurückzuziehen.
Der Gang auf den Markt ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis und ich freue mich immer auf unseren Einkaufstag. An Obst kaufen wir gerne Ananas und die süßen, kleinen Bananen. Ich liebe auch "green spices", das ist eine Mischung aus den verschiedensten Kräutern und Lauchzwiebeln, die sehr aromatisch schmecken. Hier gibt es auch einen Supermarkt. Dort gibt es neben kamerunischen Waren importierte Produkte wie z.B. aus Frankreich, Belgien oder Nigeria. Importierte Produkte sind allerdings sehr teuer.
Letztens hat uns unsere Freundin Nestine von ihrem eigenen Avocadobaum eine riesige, reife Avocado mitgebracht. Lisann und ich, zwei Avocadofans, sind vor Glück schier ausgerastet und haben uns gleich darauf gestürzt.
Was Kochen angeht, werden wir mit jedem Mal kreativer und lassen uns immer aufwändigere Sachen einfallen. So haben wir schon Bruschetta, Kartoffelsalat, Gnocchi und Pommes gemacht. Auch wenn der Verzicht auf Milchprodukte oder auf eine Waage manchmal nicht einfach ist, konnten wir die Rezepte auf unsere Weise umsetzen, haben unserer Kreativität und unserem Gefühl freien Lauf gelassen.
Kochen hat uns auch schon von so manchem Tief abgelenkt. Wir stehen im ständigen Austausch mit unseren Nachbarinnen Cynthia und Emelin, denn sie lassen uns ihr Essen probieren und wir geben ihnen was von unserem Essen ab. Mir macht das Teilen des Essens sehr viel Freude und ich freue mich sehr über die Reaktionen auf unsere Gerichte.
Das Essen ist hier ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens. Als wir zum Essen eingeladen worden sind, haben wir sehr oft den Befehl "You have to eat!" gehört. Wenn man Essen sieht, soll man der Meinung der Pfarrersfrau nach einfach essen. Ich bin gespannt auf weitere Erfahrungen mit dem Essen hier.
Lasst mich wissen, was euch überrascht hat oder was ihr gerne mal probieren würdet.
Liebe Grüße Annika