Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Der Ausblick von unserem Balkon aus (Foto: EMS/Knapmeyer)
25. September 2017

#1 Alles hat seine Zeit

Annika

Annika

Kamerun
arbeitet im Presbyterian Youth Centre mit
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Hallo ihr Lieben! In den letzten drei Wochen, die ich schon in Kamerun bin, ist ganz schön viel passiert...

Reise nach Kumbo

Am 2.September sind wir vom Frankfurter Flughafen über Brüssel nach Douala gestartet. Die Vorstellung von einem "Tschüss" für zehn Monate fiel mir sehr schwer. Aber am Flughafen war der eigentliche Abschied doch nicht so schlimm wie erwartet. Das lag auch daran, dass mich meine vier Mitfreiwilligen begleitet haben und wir uns ähnlich fühlten. Am Ende des Fluges stieg die Vorfreude und Gespanntheit, jedoch konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, was mich außerhalb des Flugzeuges erwarten würde. Unsere erste Nacht haben wir direkt in Douala verbracht. Am nächsten Morgen sind David, Lisann und ich früh aufgestanden und sind circa zwei Stunden in das Dorf Tombel gefahren. Dort waren wir bei der Einführung eines Secretarys dabei (eine Art Dekan) und wurden zum Essen eingeladen. Praktischerweise haben wir dort auch Reverend (Pfarrer) Nganji Christian und seine Frau getroffen, die Lisann und mich mit zu sich nach Kumbo genommen haben. Auf unserer langen Autofahrt nach Kumbo hatten wir das Glück, schon einen Teil Kameruns sehen zu dürfen. Wir kamen in den Genuss asphaltierter und nicht asphaltierter Straßen. Und zwischendurch haben uns auf dem Beifahrersitz auch zwei Hühner begleitet. So kamen wir im Dunklen in Kumbo an. Uns wurde "Take a rest!" empfohlen, was wir nach dem langen Tag gerne beherzigten.

Was haben wir bisher so erlebt?

CYF und Gemeindeleben
Da Lisann und ich auf dem Kirchengelände der Presbyterian Church wohnen, werden wir gut in das Gemeindeleben integriert. Wir wurden beispielsweise Teil der Jugendgruppe "Christian Youth Fellowship" (kurz CYF). Es ist damit für uns eine gute Gelegenheit neue Leute im eigenen Alter kennenzulernen. Wir wurden sehr nett empfangen und begrüßt und nehmen so gut es geht an den Treffen teil. Gerade üben wir ein Lied für den anstehenden "Peaceday" am 24.September. Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir das Lied außerhalb von CYF trällern. Im Gottesdienst sitzen wir bei den Mitgliedern von CYF. Die Gottesdienste, die wir erlebt haben, gingen über drei Stunden. Es wird nebenbei gesungen und getanzt. Viele verschiedene Gruppen treten auf und präsentieren ein Lied. Noch habe ich nicht alles verstanden, aber ich habe fest vor zum Gemeindeleben einen weiteren Beitrag zu veröffentlichen.

Schule?
Seit November 2016 hat im anglophonen Teil Kameruns keine Schule mehr stattgefunden. Grund dafür ist unter anderem ein Streik der Lehrer und Lehrerinnen, die sich von der frankophonen Regierung benachteiligt fühlen. Es war geplant, dass die Schule am 4.September wieder anfängt. Bis jetzt gibt es an unseren Schuleinsatzstellen kaum bzw. gar keine Kinder. Von Montag bis Mittwoch ist zusätzlich "Ghosttown". Das bedeutet, dass die Geschäfte geschlossen sind. Dazu wurde uns empfohlen das Kirchengelände nicht zu verlassen. Wir warten ab und hoffen, dass unsere Einsatzstellen ab Oktober wieder in Betrieb sein werden. Zurzeit geben wir Deutschunterricht an die Süd-Nord-Freiwillige Christabel, die ab 2018 für sechs Monate in Deutschland leben wird. Zudem unterrichten wir den Reverend, seine Frau und andere Interessierte. Einen Vorteil hat das Ganze: Wir können in Ruhe ankommen und haben viel Zeit.

Markt
Nachdem wir eine Woche von der Pfarrersfamilie zum Essen eingeladen worden sind, haben wir angefangen uns selber zu versorgen. Als wir das erste Mal mit den Kamerunerinnen Cynthia und Nestine auf dem Markt waren, war ich vollkommen überfordert. Wie sollte ich dort jemals alleine einkaufen gehen? Wie soll ich mir alle Preise merken? Dieses Gefühl ist mittlerweile verflogen. Letzten Samstag haben wir einen tollen Markttag mit zwei anderen Freiwilligen Eli und Christina aus dem Bistum Limburg verbracht. Zuerst haben wir uns in dem Café von Edwin Binfon zum Pizza essen getroffen. Dann haben uns die beiden Mädels die Bäckerei gezeigt, wo wir direkt Baguette gekauft haben. Mit dem Taxi ging es zum Markt Mbveh. Wir haben uns unter anderem leckere, preiswerte Bananen, Äpfel, Avocados und Möhren besorgt. Ansonsten gibt es einen Supermarkt, in dem wir alles kaufen, was man nicht auf dem Markt findet. Obwohl ich noch keinen der tollen Stoffe kaufen wollte, bin ich beim angrenzenden Stoffmarkt schnell fündig geworden. Ich freue mich schon darauf den gekauften Stoff einem Schneider oder einer Schneiderin übergeben zu dürfen. Ich bin froh, dass ich mit der Zeit Preise einschätzen kann und mich nun wohl auf dem Markt fühle.

Wie geht es mir?
Ich fühle mich doch schon ganz wohl in Kumbo. Mit der Zeit merke ich allerdings, dass ich vieles Gewohnte aus Deutschland vermisse. Es ist zum Beispiel ungewohnt, seine Wäsche mit der Hand zu waschen. Allerdings komme ich damit meinem Ziel "dankbarer werden" einen entscheidenden Schritt näher! Es braucht noch seine Zeit, bis ich mich hier richtig aufgehoben und zuhause fühle. Aber in drei Wochen habe ich schon so viel gelernt und jeden Tag wird es mehr. Ich bin sehr dankbar für alle lieben Menschen hier, die mir den Einstieg erleichtern. Danke auch an meine Mitfreiwillige Lisann, die mich sehr unterstützt und mit der ich mich über Vieles austauschen kann.

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Beim Handballspiel der Jugendgruppe CYF (Foto: EMS/Knapmeyer)
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Pizzaessen im Café von Edwin Binfon (Foto: EMS/Knapmeyer)