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Zitadelle von Amman (Foto: EMS/Essig)
Zitadelle von Amman (Foto: EMS/Essig)
09. November 2023

Mein Alltag in Amman

Moritz

Moritz

Jordanien
Internat
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An alle Interessierten :)

Mein erster Bericht soll einen kleinen Einblick in meinen Alltag und die Kultur in Jordanien geben.

Die arabische Woche fängt sonntags an und hört donnerstags auf. Das bedeutet, dass der Sonntag der deutsche Montag ist und der Donnerstag der deutsche Freitag. Meine Arbeitswoche erstreckt sich also von Sonntag bis Donnerstag, und das Wochenende startet mit dem Freitag. Der Freitag ist wie der deutsche Sonntag, der heilige Tag der Woche. Der Samstag ist dann der letzte Tag vom Wochenende.

Bevor die Beschreibung des Alltags beginnt, gebe ich noch paar Informationen vorweg. Ich lebe auf dem Schulzentrum der Theodor Schneller Schule im Osten Ammans in Marka. Die Kinder gehen am Morgen zur Schule und am Mittag gehen einige (ca. 50 Jungs und Mädchen) zwischen 7-16 Jahren in das Boarding Haus und leben unter der Woche auf dem Schulgelände in einem Internat. Die Kinder werden in sogenannte Families nach dem Alter und Geschlecht auf kleinere Gruppen aufgeteilt. Jede Family hat eine Erzieherin und ich unterstütze dann die Erziehrein.

Meine Arbeit findet also im Internet nach der Schule statt. Um 13:30 Uhr kommen die Kinder meiner Family (Jungs im Alter zwischen 7-13 Jahre) in das Boarding Haus und mein Arbeitstag beginnt mit dem gemeinsamen Mittagessen.

Nachdem gegessen wurde, beginnt die Mittagspause, welche draußen für eine Stunde verbracht wird. Die Pause besteht so gut wie immer aus Fußballspielen. Beim Fußballspielen kochen häufig die Emotionen der Kinder hoch, sodass fast immer geweint oder sich über Fouls oder Teambildung gestritten wird. Für mich ist aber das Fußball immer ein Highlight, da die Sprachbarriere einmal nicht im Vordergrund steht und man sich allein über den Fußball verständigen kann.

Nach dem Fußball wird geduscht und es geht an die Hausaufgaben oder das Lernen für Prüfungen. Dabei helfe ich den Jungs bei den Fächern Deutsch und Englisch. Die Anstrengung in der Arbeit ist vollständig abhängig von den Launen der Kinder. Von vollkommenem Rebellieren gegen Hausaufgaben bis hin zu ruhigen und motivierten Kindern kann alles dabei sein. An manchen Tagen gibt es keine Deutsch oder Englisch Hausaufgaben, dann beschäftige ich mich selbst mit Arabisch lernen oder lesen. Wenn die Kinder fertig sind, wird Schach, Fußball, Fangen oder Versteckverbrannt in den Räumlichkeiten gespielt bis zum Abendessen um 18:30 Uhr. Nach dem Abendessen wird entweder weiter Hausaufgaben gemacht oder es wird bis 20 Uhr gespielt. Dann gehen die Kinder ins Bett und mein Arbeitstag ist zu Ende.

Dienstag und Donnerstag geht’s auch noch vor der Arbeit zur arabisch Sprachschule in der Innenstadt von Amman für eine Stunde. Am Wochenende unternehmen wir (Edgar, Amadea und Johanna, andere Freiwillige, die mit mir an der Theodor Schneller Schule in einer WG leben) Ausflüge wie nach Akaba zum Roten Meer oder zum Toten Meer.

Nachdem ich euch einen Einblick in meinen Alltag gegeben habe, möchte ich zum Abschluss ein paar schöne Momente aus Amman teilen:

Letzte Woche hat Mohammed (ein sehr lieber Junge aus meiner Familie) nach dem Abendessen mir seinen Teller geben und gesagt: „You clean“ Obwohl er weiß, dass jedes Kind nach dem Essen sein eignes Geschirr abspülen muss. Ich antwortete ihm in meinem ersten grammatikalisch korrekten arabischen Satz außerhalb des arabisch Unterrichtes: أنا ما بجلي صحنك, was heißt: Ich spüle deinen Teller nicht. Die Antwort kam nach intensivem Nachdenken sowie nach Unterstützung von Amadea und Mohammed selber zwar mehre Sekunden zu spät, aber sie kam und das grammatikalisch und sprachlich richtig. Ein kleiner Erfolg, nach unzähligen unangenehmen, missverständlichen und anstrengenden Situationen, der mich sehr gefreut hat.

Gastfreundschaft in Jordanien: Die arabische Kultur ist so gastfreundlich wie ich es selten erlebt habe, trotz einigen Auslandserfahrungen meinerseits. Die Gastfreundschaftlichkeit beginnt mit Busfahrten, die für mich bezahlt wurden, oder Taxifahrer, die nach einer 20 Minuten Fahrt, kein Geld von mir annehmen wollten, damit ich mich wohl und willkommen in ihrem Land fühle. Natürlich gibt es auch Taxifahrer, die viel zu viel verlangen oder man als Ausländer Sprüche abbekommt, aber die herzlichen Erlebnisse sind mehr und präsenter.

Die Familieneinladungen zu arabischen Essen am heiligen Freitag bilden dabei die Highlights der Gastfreundlichkeit der Araber. Man wird regelrecht von einer Flut von Speisen überschwemmt und es scheint, als ob das Angebot unaufhörlich ist. Stets wird man dabei bedient, als Gast soll kein Finger gerührt werden. Wie die Gastgeber immer zu sagen pflegen: Mein Haus ist dein Haus. Kleine Aufmerksamkeiten wie die Geste des ältesten Sohns, der nach der Toilette dir das Handtuch zum Trocknen deiner Hände reicht, runden die bereits hohe Form der Gastfreundschaft ab.

In diesem Sinne

ع السلامة 

Und bis zum nächsten Bericht :)

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Ausflug zum Toten Meer (Foto: EMS/Essig)
Ausflug zum Toten Meer (Foto: EMS/Essig)
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Ausflug nach Wadi Mujib (Foto: EMS/Essig)
Ausflug nach Wadi Mujib (Foto: EMS/Essig)

Kommentare

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Lisa 18. November 2023 Namibia
Hallo Moritz,
wie schön deinen ersten Blogbeitrag zu lesen. Ich kann mich noch gut erinnern wie stolz ich war, als ich mein erstes Gespräch mit einer Schülerin führen konnte und dabei sogar Vergangenheit und Zukunft der Verben richtig verwendet habe. Es freut mich sehr, dass du so Fortschritte bei Arabisch machst. Sobald man einmal anfängt zu reden, geht meiner Erfahrung nach alles ganz schnell.
Ganz liebe Grüße aus Windhoek und bis bald.
Jalal 08. Dezember 2023 Libanon/Deutschland
Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin an der Johann Ludwig Schule im Libanon aufgewachsen und habe dort einige Monate ehrenamtlich gearbeitet. Aktuell lebe und arbeite ich in Deutschland. Ich wünsche dir alles Gute und viel Spaß beim Lernen über das Land, die Kultur und die Arbeit der Schneller Schulen.