Weltweit erlebt
ÖFP

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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Stockbrot machen im Panti (Foto: EMS/Thiel)
Stockbrot machen im Panti (Foto: EMS/Thiel)
20. Mai 2019

Sampai jumpa lagi !

Merle

Merle

Indonesien
unterstützt eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung
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Nun, 2 Monate nach meinem Abschied, sitze ich in einem kleinen Café in Neuseeland und versuche das Gedanken-Wirrwarr bezüglich meines Abschieds nieder zu schreiben. Die Erinnerung an Café-Besuche in Rantepao um meine Blogeinträge zu schreiben und hochzuladen ist nur ein Beispiel für Verbindungen, die ich seit meinem ÖFP immer wieder zwischen dem Hier und dem Dort ziehe. 

Die Wochen nach meinem Abschied aus Rantepao waren zu kontrastreich und aufregend und Zeit, um das vorher Erlebte richtig einordnen zu können, blieb nicht wirklich. Gleichzeitig war die Zeit in Rantepao zu prägend und schön um einen klaren „Schlussstrich“ zu ziehen und das möchte ich auch gar nicht.

Trotz des kleinen Chaos' in meinem Kopf hoffe ich, dass Ihr mich ein wenig bei meinem Abschied begleiten könnt!

Über den Abschied von meinem ÖFP in Rantepao machte ich mir lange keine Gedanken, zu aufregend war das Hier und Jetzt. Weihnachten und Neujahr gefolgt vom Zwischenseminar im Januar und dem langersehnten Besuch meiner Familie im Februar. Und dann waren es plötzlich nur noch 3 Wochen die mir in Rantepao blieben und ein komisches Gefühl überkam mich. 

Die Entscheidung wie und mit wem ich meine verbleibende Zeit verbringen wollte und das gleichzeitig mit meinem unvorhersehbaren Alltag und meinen Verpflichtungen zu vereinen, war herausfordernd, doch aus jetziger Sicht kann ich sagen, dass ich das glaube ich ganz gut gemeistert habe. 

In den Tagen vor dem Abschied veränderte sich einiges im Panti. Ibu Elis verließ unerwartet das Panti und weihte weder die Kinder noch die anderen Mitarbeiter im Panti ein, was die Situation komplizierter machte. Der plötzliche Abschied von Ibu Elis traf auch mich, denn sie war nicht nur meine Vertraute im Panti, sondern begleitete mich in vielen schwierigen Situationen während meiner Zeit. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, dass auch viele Kinder Ibu Elis am meisten vertrauten und leichte Unsicherheit über das zukünftige Leben im Panti machte sich in mir breit.

Auch wenn die Wochen danach ungewohnt waren, hatte ich vor meinem Abschied das Gefühl, dass sich alle mit der neuen Situation arrangierten.

Die Kinder fragten mich seit Januar regelmäßig, wann ich denn das Panti verlasse würde und in den Tagen kurz vor meiner Abreise erweiterten sie die Frage um den Zusatz, wann ich wiederkomme. Auf diese Frage keine sichere Antwort zu wissen, stimmte mich traurig, gerade weil es so schwierig ist mit den Kindern Kontakt zu halten, da sie Handys nur bei ihren Familien haben.

Das Band zwischen den Kindern im Panti und mir hat sich seit Januar noch einmal gefestigt, denn ich habe mir meine Freiräume und Aufgaben im Panti selbst ausgewählt, was mir zu Beginn schwer fiel. Ich half den Kindern nun vermehrt bei den Hausaufgaben und mit dem kleinsten Jungen Arshia übte ich das Alphabet und lesen. Für gewöhnlich unterrichtete ich auch jede Woche zusammen mit einem anderen Lehrer aus der Schule Englisch, was mir unglaublich viel Freude bereitete. Meine neu gewonnen Aufgaben im Panti erfüllten mich, denn ich hatte das Gefühl, mich sinnvoller einbringen zu können und gleichzeitig machte es den Kindern und mir viel Spaß.

Neben meinen „Aufgaben“ versuchte ich den Panti-Alltag mit schönen und lustigen Unternehmungen aufzubrechen, die die Kinder so vielleicht nicht mehr machen können, wenn ich das Panti verlasse. 

Wir machten mehrere Filmabende und in der Woche bevor ich ging machte ich mit einigen Mädchen eine kleine Übernachtungsparty. 

Als Ausgleich zu meinem Leben im Panti verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden, was eine unglaubliche Bereicherung war. Vor meinem Freiwilligendienst konnte ich mir schwer vorstellen Freunde, denen man wirklich vertraut, in Indonesien zu finden, doch meine Zeit in Rantepao bewies mir Gegenteiliges. Oft nutzten wir die Zeit an Wochenenden zusammen und machten Tagesausflüge oder trafen uns abends in Cafés mit Livemusik, was eine total schöne Abwechslung war.

Zu meiner Lieblingserinnerung gehört unser letztes gemeinsames Wochenende in Rantepao. Wir verbrachten den Abend zusammen in einem Café und fuhren danach alle gemeinsam zum „land above the clouds“, einem Berg von dem wir morgens den Sonnenaufgang sahen. Wir erzählten die ganze Nacht bis es zu kalt wurde und schliefen dann in einer kleinen Hütte bis zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen. 

Auch mit Stephanie, der niederländischen Frau, und ihrer Familie traf ich mich noch einige Male zum Kochen oder einem Kaffee bei interessanten Gesprächen auf ihrer Terrasse. Nachmittage bei Stephanie brachten immer Normalität und ein Stück „zu Hause“ in mein Leben in Rantepao und niemand sonst konnte mir Fragen zur Kultur so gut beantworten.

Im RBM, meiner Einsatzstelle, verlief mein Abschied ein wenig anders als erwartet. Eigentlich wollten wir zusammen ein Abschiedsessen mit den Kindern und Mitarbeitern des RBMs machen, doch an meinem letzten Arbeitstag erwarteten wir 2 Gästegruppen, die nicht abgesagt werden konnten. Also nutzten wir die Pause zwischen den beiden Gruppen um noch einmal zu erzählen, Fotos zu machen und den (verunglückten) Kuchen zu essen, den ich fürs RBM gebacken hatte. Die Kinder im RBM nahmen meinen Abschied sehr viel anders war, als die Kinder im Panti und doch hatten wir einen sehr schönen letzten gemeinsamen Tag. Als Dankeschön für meine Arbeit im RBM wurde mir ein Schal geschenkt, der mich seither täglich im herbstlichen Neuseeland begleitet und an meine Zeit im RBM erinnert.

Mit meiner Lieblingskollegin im RBM verbrachte ich sehr viel Zeit in den letzten Wochen. Oft gingen wir in die Kirche, nahmen an Beerdigungszeremonien teil und machten die Hausbesuche des RBM zusammen. Die Familie von Ibu Rina wurde so auch ein bisschen zu meiner Familie und an meinem vorletzten Tag tranken wir noch einmal alle zusammen Kaffee und zum Abschied bekam ich ein maßgeschneidertes traditionelles Toraja-Kleid, worüber ich mich sehr freute. Ich bin wahnsinnig dankbar für die Warmherzigkeit und Offenheit, mit der ich von Ibu Rina und ihrer Familie aufgenommen wurde und es bereicherte mich, das Leben in Rantepao noch einmal aus Sicht einer Familie zu erleben.

Mein letzter Tag in Rantepao war aufregend, ein wenig stressig und voller Emotionen und Abschiede.

Morgens traf ich mich auf einen letzten Kaffee bei Stephanie, bevor ich mit dem Roller weiter zur Chefin des RBMs fuhr. Dort war ich zum Mittagessen eingeladen, was mich einerseits total freute und andererseits war ich etwas aufgeregt, denn Ibu Sarungallo war während meiner Zeit im RBM immer eine Respektsperson und ich hatte mich zuvor noch nie solange am Stück mit ihr unterhalten. Die Aufregung war natürlich unbegründet, denn es war ein sehr angenehmes Gespräch, bei sehr leckerem Essen.

Nach dem Mittagessen trennte ich mich dann von meinem Moped, welches mich die 6 Monate über sicher durch den Verkehr brachte und fuhr mit dem Pete-Pete, einem öffentlichen Kleinbus, zurück ins Panti. 

Dort aßen wir zusammen Bakso, eine Fleischklößchensuppe, worüber sich alle sehr freuten, denn gekaufte Suppen gibt es selten im Panti. Nach dem Mittagessen suchten einige Kinder Bambusstöcke und andere halfen mir beim Teig machen, denn eines hatte ich mir fest für meinen Abschied im Panti vorgenommen: Stockbrot machen mit den Kindern. Am Nachmittag machten wir ein großes Feuer und da die Zeit etwas knapp war, hielten wir die Bambusstöcke mit dem Brotteig direkt in die Flammen und warteten nicht bis zur Glut ab. Dadurch war das Stockbrot innerhalb weniger Sekunden goldbraun (manchmal auch dunkelbraun) und auch wenn die Kinder den Geschmack erst ungewöhnlich fanden, wollten alle noch ein weiteres Brot. Es war total schön den Nachmittag noch einmal mit den Kindern zu verbringen und ich hatte das Gefühl das auch sie es genossen. 

Danach packte ich dann meine letzten Sachen zusammen und ging noch einmal duschen, bevor ich mich von allen verabschiedete. Die Tage davor hatte ich mich immer mal wieder gefragt wie es für mich sein würde sich vom Panti, meinem zu Hause der letzten Monate, zu verabschieden, und wie die Kinder damit umgehen würden.

In dem Moment des Abschieds konnte ich es dann nicht wirklich realisieren und Aufregung, Traurigkeit und auch ein wenig Überforderung überkamen mich. Es wurden letzte Fotos zusammen gemacht und ich umarmte alle anwesenden Kinder fest und schenkte ihnen ein gemeinsames Foto als kleines Andenken. Auch die Kinder wirkten ein wenig mitgenommen, doch alle mit einem Lächeln zurück zu lassen war mir wichtig und deshalb versuchte ich meine Traurigkeit ein wenig zurück zu halten. Ein guter Freund holte mich vom Panti ab und als ich ins Auto einstieg und wir das Panti verließen, hatte ich Tränen in den Augen und gleichzeitig fiel ein Großteil der Anspannung ab, die sich die letzten Tage über aufgebaut hatte. Ich war Mycson so dankbar, dass er mich mit Gesprächen ablenkte, bis wir uns in der Stadt mit einem anderen Freund zum Essen trafen, bevor sie mich zum Bus brachten.

Als der Bus dann losfuhr und ich die beiden aus den Augen verlor, fing ich an zu verstehen, dass mein Freiwilligendienst gerade zu Ende gegangen ist. Die Busfahrt über hatte ich das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, ähnlich wie auf meinem Hinflug nach Indonesien, als ich mein gewohntes Umfeld in Deutschland hinter mir ließ.

Damals schickte mir meine Mama einen Auszug aus einem Gedicht von Hermann Hesse: „ jedem Anfang wohnt ein Zauber inne “ und ich finde diese Zeile sehr passend. 

Mein Abschied aus Rantepao, war gleichzeitig ein Anfang und auch wenn ich es mir auf der Busfahrt nicht vorstellen konnte, geht mein Leben weiter. Zu wissen, dass mein Abschied nicht für immer sein wird, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wann ich nach Rantepao zurückkehre, hat mir Hoffnung gegeben. Auch Kontakt zu den wichtigsten Personen in Rantepao lässt mich ein wenig am Leben teilhaben, was mich unglaublich glücklich macht.

 

Vielen Dank an all die Menschen die mich während meiner Zeit in Rantepao unterstützt oder an mich gedacht haben! Insbesondere meiner Familie, meinen Freunden und Pina& Berit, die ich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen und um Rat fragen konnte, möchte ich danken.

Auch möchte ich mich bei der EMS für Ihr Engagement und all die Hilfe bedanken, die ich vor, während und nach meinem ÖFP erhalten habe. Ich bin wahnsinnig froh mit der EMS ausgereist zu sein und freue mich aufs Nachbereitungsseminar !

 

Terima kasih kepada semua orang yang pernah saya temui di saat saya berada di Rantepao.

Vielen Dank an alle Menschen die ich während meiner Zeit in Indonesien kennenlernen durfte. 

Terima kasih kepada RBM dan PAK Tagari, saya sangat senang bisa berkerja bersama semua orang dan anak-anak yang ada di RBM dan PAK Tagari.

Vielen Dank auch an das RBM und  das Panti. Ich bin sehr froh mit all meinen Kollegen und Kindern zusammengearbeitet zu haben.

Dan saya ingin berterimah kasih kepada teman-teman saya, yang pernah menghabiskan waktu bersamaku, saya rindu kepada kalian semua dan saya sangat berharap bisa kembali ke rantepao dengan segara.

Auch möchte ich mich bei meinen Freunden, die mich während meiner Zeit in Rantepao begleitet haben bedanken. Ich hoffe bald nach Rantepao zurückkehren zu können.

Sampai jumpa lagi !

Bis Bald!

Merle

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Einer meiner Lieblingsplätze in Rantepao (Foto: EMS/Thiel)
Einer meiner Lieblingsplätze in Rantepao (Foto: EMS/Thiel)
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Letzter Nachmittag mit Kindern des RBM (Foto: EMS/Thiel)
Letzter Nachmittag mit Kindern des RBM (Foto: EMS/Thiel)