Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Meri beim Line-up. "SEEEEE-MANGAT!" (Motivationsruf) (Foto: EMS/Dunker)
Meri beim Line-up. "SEEEEE-MANGAT!" (Motivationsruf)
12. Juni 2019

Was hast du da dann so gemacht?

Marie

Marie

Indonesien
arbeitet in der Kinder- und Jugendarbeit mit
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„Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.“ 1. Korinther 10, 31

Mittlerweile bin ich nun schon bald zwei Monate zuhause und habe noch immer keinen Eintrag über meinen Alltag in Mamasa geschrieben, was ich hiermit nachholen möchte. Ich habe oft die Frage gestellt bekommen, und bekomme sie bis heute noch, was ich denn eigentlich in Indonesien gemacht habe. Ich habe dazu verschiedene Antworten parat, je nachdem wie weit ich ausholen will oder wie sehr mein Gegenüber überhaupt interessiert scheint, und die lange Version möchte ich euch hier jetzt präsentieren.

Meine „normale Woche“ bestand nach dem Schedule den ich anfangs bekommen habe daraus, von montags bis donnerstags in drei verschiedenen Kindergärten mitzuhelfen. Montags und dienstags im TK (taman kanak-kanak = Kindergarten) Symphony Kasih, Mittwochs im TK Kristen und Donnerstags im TK Bethesda. 

An den Freitagen war ich im Kantor BPS, dem Kirchenbüro in Mamasa, um ein bisschen Englisch mit den Angestellten zu üben und an Samstagen sollte ich in das Kantor PPrGTM, ein Büro für die Frauen der Gemeinde. 

Zwei Nachmittage die Woche war ich noch in zwei verschiedenen Schulen eingeteilt, um dort auch Englisch zu unterrichten.

Dieser ganze Plan hat sich jedoch mit den Erdbeben komplett geändert, weil Schule und Kindergarten eine Weile ausgesetzt haben und ich dann letztendlich nur noch im Februar und März wieder weitermachen konnte, und das auch in anderer Form als zuvor. In das PPrGTM bin ich zum Beispiel gar nicht mehr gekommen, weil nie jemand vor Ort war und im Kantor BPS waren nicht immer alle Leute da, die Englisch üben wollten,deshalb habe ich mich dort meistens mit Ika und Pak Wempi, zwei super lieben Angestellten, unterhalten.

Als es dann weitergehen sollte mit dem Arbeiten habe ich gefragt, ob wir den Schedule vielleicht etwas abändern können, sodass ich nichtmehr in drei TKs innerhalb von einer Woche bin, sondern wöchentlich zwischen den TKs wechsle. 

Jetzt aber zu einem gewöhnlichen Tagesablauf:

Mein Tag hat immer circa um 06:30 Uhr angefangen, meine Gastgeschwister waren zu der Zeit meistens schon auf den Beinen und haben gekocht, Wäsche gewaschen und dabei gesungen. Ich fange meinen Tag generell immer mit meiner stillen Zeit an, wenn ich tapfer genug war habe ich dann noch kalt geduscht, mich dann irgendwann zu Fuß auf den Weg zum TK gemacht. 

Auf dem Weg hab ich mich jeden Tag aufs neue gefreut wenn mir „mau ke mana?“ (wohin gehts?) zugerufen wurde und ich mit „ke TK“ (zum Kindergarten) antworten konnte. 

Im TK war der Tagesablauf immer ein bisschen unterschiedlich, an manchen Tagen wurde Sport gemacht, Gottesdienst gehalten oder auch mal ein Ausflug zu einem Garten gemacht in dem die Kids selber das Einpflanzen ausprobieren durften. 

In den circa 20-Köpfchen-starken Klassen begann der Unterricht mit Gebeten und Liedern die alle aus voller Lunge mitgebrüllt haben, anschließend kam eine Lerneinheit, die alle sehr genau geplant wurden, sodass die Kinder in ihrer Identität wachsen, Motorik trainieren, Sozialkompetenzen ausbauen etc., abgeschlossen mit einem Arbeitsblatt, wofür ich dann die Kinder nacheinander aufgerufen habe und am Ende 1-3 Sterne danach vergeben durfte, wie sauber/farbenfroh gemalt oder wie akkurat ein Buchstabe geschrieben wurde. Nach der Pause in der sich ausgetobt wurde oder die riesigen Kisten mit Spielzeugen ausgekippt wurden, haben wir Hände gewaschen und die Essenszeit mit lautstarkem Gesang eingeleitet, ich hatte fast jeden Tag einen Ohrwurm von der lautesten Stelle „banyak banyak makan sayuran, agar badanmu sehat, kuat“ (viel viel Gemüse essen, sodass dein Körper gesund und stark wird). Die Essenszeit war immer meine liebste Zeit, ich habe so gerne beim Essen zugeguckt, hab Süßigkeiten aufgemacht und Essen entgegengenommen, welches die Kinder geteilt haben. Dann war es auch schon vorbei, um 10 Uhr wurden alle abgeholt, und wir haben dann sauber gemacht und noch im Büro Sachen vorbereitet oder einfach gequatscht. 

Der Ablauf war in allen TKs grob der gleiche, aber ich fand es sehr spannend zu sehen wo die Unterschiede lagen. Der TK Behthesda liegt etwas weiter außerhalb, und hat nur eine Klasse, in der an gut besuchten Tagen zehn Kinder waren, alles etwas ruhiger zuging und man Zeit hatte, mit einzelnen Kids zu üben, wenn sie Schwierigkeiten mit einem Buchstaben oder so hatten. 

Der TK Symphony und TK Kristen hingegen zählt an die 100 Schüler und weil viele der Lehrerinnen teilweise schon im jeweils anderen TK gearbeitet haben oder zusammen auf Seminare gehen, sind viele der Methoden gleich gewesen. Die große Anzahl an Schülern ermöglicht auch mehr Aktivitäten, es wurden Geburtstage zusammen groß gefeiert oder auch mal Ausflüge gemacht, gegärtnert, und wir haben auch ein großes Weihnachtsfest organisiert.

Spätestens um 13 Uhr waren wir aber immer zuhause, und haben meistens erstmal Pause gemacht. Dann war Zeit für alltägliche Sachen, oft habe ich für meine Gastfamilie gekocht oder etwas gebacken, Sport gemacht, gelesen, Unterricht vorbereitet, mich mit Freunden getroffen oder an Veranstaltungen der Pemuda teilgenommen oder meine Gastgeschwister zu Ibadahs begleitet. Die Ibadahs würde ich gerne noch in einem weiteren Blog über den Glauben erklären.

Mein Tag war, abhängig davon ob ich abends noch mit der ganzen Familie auf dem neuen Fernseher noch einen Film (meistens waren alle für einen Horrorfilm, was ich mir nur ein paar mal antun konnte, danach konnte ich nämlich nie schlafen) geschaut habe, meistens so gegen 22 Uhr vorbei, ich habe es leider leider nicht geschafft, diesen Schlafrhytmus auf Deutschland zu übertragen. 

Generell habe ich mich immer am allermeisten auf den Sonntag gefreut. Sonntage haben zwar nicht mit ausschlafen begonnen, weil um 06:30 Uhr der Gottesdienst anfing, für den sich alle schick gemacht haben, also Kleider, hohe Schuhe, alles was geht. Der Gottesdienst dauert wie ich es gewöhnt bin 1,5 Stunden. Danach haben wir uns dann ans Kochen gemacht, noch Wäsche gewaschen, und es kam immer Dodo Arni, Meris Cousine, auf ihrem Roller vorbei, worüber ich mich immer unheimlich gefreut habe. Der Sonntag war immer ein wunderbarer Sabbat, alle wünschen sich einen „selamat hari minggu“ (happy sunday) und es gibt gutes Essen. 

Letztendlich war jeder einzelne Tag unterschiedlich, aber alles in allem darf ich auf eine so gesegnete Zeit zurückblicken. Vor allem bin ich in diesem Blog nicht annähernd auf all die tollen Sachen eingegangen, die ich mit Freunden unternommen habe. Ich bin sehr froh, die ganze Zeit über Tagebuch geschrieben zu haben, sonst hätte ich jetzt schon zu viele Details vergessen!

Ich wünsche einen sehr schönen Start in den Sommer!

LG, Marie

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Mittagspause im TK Kristen, Chris verteilt seine Mi goreng. (Foto: EMS/Dunker)
Mittagspause im TK Kristen, Chris verteilt seine Mi goreng.
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Miss Fera erklärt im TK Bethesda das Arbeitsblatt. (Foto: EMS/Dunker)
Miss Fera erklärt im TK Bethesda das Arbeitsblatt