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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Kühe findet man fast überall in Indien vor - so auch am Strand in Agonda, Goa (Foto: EMS/Schmid)
Kühe findet man fast überall in Indien vor - so auch am Strand in Agonda, Goa (Foto: EMS/Schmid)
21. Januar 2019

Weihnachten im Sommer?!

Nathalie

Nathalie

Indien
unterstützt ein Mädchenheim
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Die Adventszeit gestaltete sich für mich dieses Jahr komplett anders, als ich es von den Jahren zuvor in Deutschland gewohnt war. Zuhause gab es einen Adventskranz, einen Adventskalender, Plätzchen, einen Weihnachtsbaum und ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt durfte natürlich auch nicht fehlen. Dieses Jahr gab es aber nichts davon. Alles war anders. Nicht schlechter, aber einfach anders. Während ich von Zuhause Schneebilder zugeschickt bekommen habe und es ziemlich kalt in Deutschland war, hatte ich jeden Tag um die 30°. Somit hatte es das Weihnachtsfeeling echt schwer bei mir…

Jetzt möchte ich aber erstmal von meiner Vorweihnachtszeit berichten:

Mitte November begannen die Vorbereitungen für die große Weihnachtsfeier im Hostel. Wie in meinem letzten Blogeintrag schon erwähnt, habe ich ein Krippenspiel auf Englisch eingeübt. Außerdem war der Wunsch von Bhagya, einen Tanz zu einem deutschen Hit einzustudieren. Nachdem die Wahl auf „Herzbeben“ von Helene Fischer fiel, ging es alsbald los. Doch zu allererst mussten ja die Teilnehmer jeweils gefunden, motiviert und entsprechend der Rollen bzw. Begabungen, ausgewählt werden. Welches sich anfangs als gar nicht so einfach raus stellte…

Die tanzbegeisterten Mädchen unterstützten meine Choreografie eifrig mit ihren Ideen. Auch beim Krippenspiel waren bald Fortschritte zu erkennen. Täglich fanden die Proben zu beiden Darbietungen in meinem Zimmer statt. Oftmals waren aber die Gegenstände in meinem Zimmer und die Bilder von meiner Familie und Freunden interessanter, als mir zuzuhören. Trotz allem hatten wir immer ziemlich viel Spaß zusammen.
Am 11. Dezember war es dann soweit: Morgens wurden schon riesige Mengen an Kräutern und Gemüse gebracht. So verbrachten wir die Zeit tagsüber damit, die Vorbereitungen für das Essen zu unterstützen. Auch das Hostel wurde nochmal gründlich geputzt und mit vielen bunten Lichterketten dekoriert. Eine Woche zuvor hatte die Einrichtung auch einen neuen Anstrich bekommen. Mit einer Ansprache der Bischöfin ging das Programm am Abend auch schon los. Die Mädels waren alle sehr aufgeregt und letzte Unsicherheiten wurden geklärt und ich versuchte dabei, die Gemüter zu beruhigen. Letztendlich hat aber alles soweit gut geklappt und ich war ziemlich stolz auf meine Mädels!!!
Der Abschluss der Feier war der sogenannte „Candel Light Service“. Für mich war es ein ganz besonderer Moment: Jeder bekommt eine Kerze und alle Lichter werden ausgemacht und es wird zunächst gemeinsam gebetet. Dann wird eine Kerze angezündet, die reihum geht um die anderen damit anzuzünden, bis alle Kerzen brennen. Im Kerzenschein wird nun ein gemeinsames Lied gesungen. Ich empfand es als eine wunderschöne und besinnliche Geste zur Weihnachtszeit.
Anschließend gab es noch Essen und gegen  Mitternacht war ich dann endlich in meinem Zimmer und war froh, dass dieser Tag zu Ende ging. Es war ein schöner Abend, aber dennoch anstrengend, da es auch ziemlich stressig für mich war. Kurz vor Beginn der Feier sollte ich noch das Programm abtippen. Mein Sari, den ich für die Weihnachtsfeier geschenkt bekommen habe, bekam ich aber erst kurz davor von der Schneiderin zurück. Alles ziemlich knapp, kurzfristig und spontan…aber das ist hier öfter so.
An diesem Tag kam ein kleines bisschen Weihnachtsfeeling auf, aber ansonsten realisierte ich nicht, dass wir bereits Mitte Dezember haben und bald Weihnachten ist.

Am 22. Dezember, mitten in der Nacht, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Mein Plan: zunächst nach Bangalore zu reisen, um dort ein paar Tage mit Lea (die mir mittlerweile eine gute Freundin geworden ist) zu verbringen. Vor Ort schauten wir uns einige Sehenswürdigkeiten an, wie zum Beispiel den Palast von Bangalore. Es gab sogar eine deutsche Audiotour und man bekam viele Einblicke in die Regenten von Bangalore und Mysore und die damalige Zeit. An einem Abend waren wir in einer Bar über den Dächern von Bangalore, genossen Drinks und einfach die Zeit zusammen.

Am Heiligen Abend selbst sind wir lecker Burger essen gegangen. Anschließend gab es eine kleine Bescherung für uns beide und später schauten wir uns einen Weihnachtsfilm an. Dennoch fühlte es sich für mich nicht wie Weihnachten an. Es war ein schöner Abend, aber ich vermisste meine Familie. Ja ich hatte Heimweh, wäre gerne zu Hause gewesen, aber dieses Jahr war eben alles anders… Ich möchte aber dennoch diese Erfahrung nicht missen. Umso mehr freue ich mich nun auf die diesjährige Weihnachtszeit.

Am 25. ging es weiter mit dem Zug nach Goa. Seit vielen Jahren treffen sich alle EMS-Freiwilligen in Goa und so führten auch wir die Tradition fort. Goa liegt an der Westküste von Indien und ist durch die Kolonialzeit sehr westlich geprägt. Nach über 20h Reisezeit erreichten wir dann unser Ziel: den Strand in Agonda, im Süden von Goa.

Als ich dann am 2. Weihnachtsfeiertag am Strand entlang lief, wir im Meer schwammen, den Sonnenuntergang sahen und einen Cocktail tranken, war ich glücklich hier sein zu dürfen. Eben ein Weihnachten im Sommer zu erleben!

Am nächsten Tag kamen ein paar Mitfreiwillige ebenfalls in Agonda an. Wir hatten uns jede Menge zu erzählen, an Erfahrungen und Erlebnissen der letzten Wochen und Monaten. Am 28. früh morgens kam mein Freund an und ich war überglücklich ihn wieder zu sehen. Gemeinsam verbrachten wir (nicht nur) viel Zeit am Strand, sondern buchten auch mal eine Bootstour und sahen dabei sogar Delphine…

Meine Mittfreiwilligen hatten ihre Unterkunft in der Nähe unseres Hotels und so trafen wir uns an Silvester zum Abendessen, direkt am Strand. Es war schön alle zu sehen und das Feuerwerk direkt am Meer bestaunen zu können. Kurz nach Mitternacht durfte ein Abstecher ins Wasser natürlich nicht fehlen :)

Die Zeit in Goa verging viel zu schnell und am 4. Januar hieß es dann wieder Abschied nehmen…Ich fuhr mit den Zug wieder zurück nach Nandyal und dort wurde ich sehr herzlich begrüßt.

Ende Januar findet dann schon das Zwischenseminar in Hyderabad statt und das bedeutet, es ist Halbzeit!!!

Viele Grüße aus dem warmen Nandyal, eure Nathalie

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Der Abschluss einer Function, der Candel light service (Foto: EMS/Schmid)
Der Abschluss einer Function, der Candel light service (Foto: EMS/Schmid)
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Nach dem Krippenspiel sangen wir gemeinsam noch "Alle Jahre wieder" (Foto: EMS/Schmid)
Nach dem Krippenspiel sangen wir gemeinsam noch "Alle Jahre wieder" (Foto: EMS/Schmid)