Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Fast immer saß ich mit den Mädchen in unserem Innenhof auf dem Boden. Gemeinsam spielen wir Spiele, oder wie auf diesem Bild: ein Klatschspiel. (Foto: EMS/Schmid)
Fast immer saß ich mit den Mädchen in unserem Innenhof auf dem Boden. Gemeinsam spielen wir Spiele, oder wie auf diesem Bild: ein Klatschspiel. (Foto: EMS/Schmid)
24. Juli 2019

Goodbye Sister!

Nathalie

Nathalie

Indien
unterstützt ein Mädchenheim
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Mittlerweile bin ich seit über zwei Wochen zurück in Deutschland und habe mich wieder gut eingelebt. Am Anfang gab es noch einige Situationen die komisch waren, aber mittlerweile ist der Alltag wieder da und alles ist ´normal´.

Mitte Juni bin ich von meiner Reise zurück gekehrt...Nach diesen sieben Wochen, war es echt schön wieder zurück nach Nandyal zu kommen. Aber gleichzeitig war das der Startschuss für meine letzten zwei Wochen in Indien...

Zu Beginn der Reise, beziehungsweise die ganze Zeit davor, dachte ich, die letzten 15 Tage hier werden bestimmt total stressig. Ich hatte Bedenken, dass ich vielleicht gerne noch länger hier bleiben möchte... Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass sich das nicht bestätigt hat. Die Mädels kamen nach den Sommerferien sehr langsam zurück ins Hostel. So nutzte ich jede Gelegenheit mit Bhagya und Rapha zusammen zu sein. Die Zeit, die mir noch blieb, konnte ich in vollen Zügen genießen.

In meinen letzten Wochen, beziehungsweise Tagen, war ich noch oft in der Stadt. Ich entwickelte Bilder für die Mädels, besorgte kleine Abschiedsgeschenke, Tee und Snacks für Zuhause und trank dabei oftmals noch einen frischen und super leckeren Mangosmoothie. Ich verbrachte so viel Zeit wie möglich mit den Mädchen. An meinem letzten Sonntag knüpften wir gemeinsam Freundschaftsbändchen. Die Mädels fragten mich nahezu täglich, wann ich den gehen würde, wie viel Tage ich noch hier bin, und wann ich denn wieder kommen würde. Viel zu schnell brachen meine letzten beiden Tage und Stunden in Nandyal an. Die Koffer wurden gepackt und die Bilder wurden in meinem Zimmer abgehängt. Es war ein komisches Gefühl, als mein Zimmer plötzlich so leer aussah.

An meinem letzten Abend wurde für mich eine kleine ´Farewell-Function´ organisiert. Alle Mädels haben sich schick angezogen, einige Leute von der Kirche kamen und sogar die Bischöfin kam vorbei. Ich zog meinen schönsten Sari an, meine Haare wurden von den Mädels gemacht und mit Blumen verziert. Mit einem gemeinsamen Gebet wurde angefangen. Nach und nach durften die Mädels dann sagen, was sie von mir gelernt haben, beziehungsweise, was wir gemeinsam alles erlebt haben. Es war so schön für mich zu hören, wie die Mädels von mir erzählten. Anschließend sprach Bhagya dankbare Worte. Es war sehr schön für sie, für fast ein Jahr, eine große Tochter zu haben die sie und ihre Arbeit sehr unterstützte. Danach hatte endlich ich die Gelegenheit, Danke zu sagen. Meine kleine Ansprache beschränkte ich dann doch aufs Wesentliche, da mich die ganze Situation doch sehr berührte.

Im Anschluss gab es noch das typische" Function- Essen": Colour-Rice (Reis mit Gewürzen) und Hühnchen. Da ich kein Fleisch esse, wurde für mich noch ein Gemüsecurry zubereitet. Als alle wieder gegangen waren und die Mädchen schliefen, bin ich zu den College Mädels rüber. Mit ihnen verbrachte ich noch einige Zeit an diesem Abend. Alles fühlte sich so unrealistisch an. In meiner letzten Nacht war ich noch lange auf. Ich konnte und wollte nicht einschlafen. Die letzten 10 Monate zogen nochmals an mir vorbei und ich konnte nicht wahrhaben, dass nun alles vorbei sein sollte...

Nach einer kurzen und unruhigen Nacht, war nun der letzte Morgen angebrochen. Vor dem Frühstück ging ich noch zu den Mädels, um ihnen ein Bild von mir zu schenken. Die Ersten haben dort schon geheult, was mich gleich noch trauriger machte... Nach dem Frühstück, musste ich mich zunächst von Rapha verabschieden und meine Tränen konnte ich nun nicht mehr zurück halten. Mit den Mädchen wurden letzte Selfies gemacht, wir umarmten uns, dann mussten sie los zur Schule.

Vikram und Solomon kamen um mich abzuholen. Mit dem Auto fuhren wir nach Kadapa zum Bahnhof. Von dort ging mein Zug nach Chennai. Bevor wir nach Kadapa gefahren sind, musste ich mich von Bhagya verabschieden. Ich hatte ein sehr enges und vertrautes Verhältnis zu ihr. Sie unterstützte mich von Anfang an bei allen noch neuen und ungewohnten Situationen. Bhagya war immer für mich da und hatte ein offenes Ohr. Mit ihr konnte ich mich immer über alles unterhalten. Sie machte mich zu einem Teil ihrer Familie, worüber ich ihr sehr dankbar bin. Der Abschied war für mich sehr traurig und tränenreich. Ich wünsche mir, dass ich irgendwann wieder zurück nach Nandyal kommen kann. Aber wer weiß schon Wann und Wie...

Bevor ich in Chennai angekommen bin, ließ ich immer wieder die letzten Monate Revue passieren und konnte kaum glauben, dass ich mich bereits auf dem Rückweg befand. In Chennai traf ich mich mit Lea im Headquarter der CSI. Dort begann alles vor 10 Monaten und endete an diesem Tag auch. Mitten in der Nacht brachen wir auf zum Flughafen und die Trauer vom Vortag änderte sich in Vorfreude auf Zuhause.

 Zurück in Deutschland wurde ich dann von meinem Freund am Flughafen in Frankfurt abgeholt. Ich war überglücklich wieder bei ihm zu sein. Nun ging es direkt nach Hause. Meine Eltern warteten bereits mit einer großen Schüssel Salat und einer Lasagne auf mich. Ich habe mich sehr schnell wieder eingelebt und nach wenigen Tagen sagte ich schon zu meiner Mama, dass es sich anfühlt, als wäre ich nie weg gewesen. Ich habe einfach gespürt, dass das mein Zuhause ist, meine vertraute Umgebung und der Ort an dem ich aufgewachsen bin. Viel zu schnell war ich wieder in meinem gewohnten `Alltag´. Und noch immer kann ich nicht glauben, dass ich 10 Monate in Indien war. Viel zu schnell verging die Zeit...

Nun möchte ich mich aber noch bedanken! Danke Indien, für diese wundervollen 10 Monate! Es gab so viele Höhen und Tiefen, durfte so viele Dinge lernen, sehen und erfahren. Ich habe so viele neue Menschen kennengelernt, mich weiterentwickelt und meinen Horizont erweitert. Das Jahr prägte und veränderte mich. Es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte!

Danke Mama und Papa, dass ihr mich immer unterstützt habt und für mich da wart. Danke an das liebe Team von Ems, dass ihr uns immer begleitet habt und uns mit Rat und Tat zur Seite standet. Danke an alle die mich vor, während und nach meinem Freiwilligendienst, egal in welcher Art, unterstützt haben.

Und zum Schluss natürlich meine lieben Leser und Leserinnen: Vielen Dank das ihr immer so fleißig meine Blogeinträge gelesen habt. Nun wird es aber Zeit, für die neuen Freiwilligen Platz zu machen.:)

Nathalie

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Am letzten Abend. Links Bhagya und ein par Mädels. Die Tücher um meine Schultern und die Blumenkette sind ein Zeichen der Annerkennung, Dankbarkeit und Respekt. (Foto: EMS/Schmid)
Am letzten Abend. Links Bhagya und ein par Mädels. Die Tücher um meine Schultern und die Blumenkette sind ein Zeichen der Annerkennung, Dankbarkeit und Respekt.
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Bhagya kümmerte sich immer um mich und machte mich zu einem Teil ihrer Familie. Ich bin ihr sehr Dankbar, für alles was sie für mich machte. Dieses Bild entstand kurz vor dem Abschied. (Foto: EMS/Schmid)
Bhagya kümmerte sich immer um mich und machte mich zu einem Teil ihrer Familie. Ich bin ihr sehr Dankbar, für alles was sie für mich machte. Dieses Bild entstand kurz vor dem Abschied.