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Blick aus dem Zug bei meiner ersten Ankunft in Kerala (Foto: EMS/Oellig)
Blick aus dem Zug bei meiner ersten Ankunft in Kerala (Foto: EMS/Oellig)
17. November 2023

Mein Start in Indien!

Luisa

Luisa

Indien
Mädchenheim
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Liebe Leser und Leserinnen,

schön, dass ihr euren Weg zu meinem allerersten Blogeintrag gefunden habt :).

Nachdem sich meine Ausreise wegen Visakomplikationen um einen ganzen Monat verschoben hat, habe ich am 2. November von Frankfurt aus endlich meine Reise nach Indien starten können!

Nach 10h Flug bin ich um 3 Uhr nachts in Chennai, der größten Statd Südindiens an der Ostküste gelandet. Dort durfte ich meine ersten 4 Tage in den Headquarters der CSI (Church of South India) verbringen, wo ich neben viel Freizeit noch eine kleine Einführung in die unterschiedlichen Departments bekommen habe. Die Arbeit, die die Kirche leistet hat mich sehr beeindruckt und fokussiert sich unter anderem auf die Gleichstellung der Geschlechter, Kinderschutz, LGBTQ Rechte und die Unterstützung von Dalits und Adivasi. Dalits sind die sogenannten Unberührbaren, die aus dem Kastensystem rausfallen und Adivasi die indigene Bevölkerung. Von ihnen gibt es mehrere Gesellschaftsgruppen mit eigener Sprache und Kultur. Sowohl die Dalits als auch die Adivasi müssen mit viel Unterdrückung und Diskriminierung kämpfen. 

Zu der Zeit in Chennai hat meine Mitfreiwillige Carolin aber schon einen Blogeintrag geschrieben, also schaut mal gerne bei ihr vorbei!

Am 4. Tag in Indien ging es für mich dann auch schon mit dem Schlafzug weiter in die Stadt Kannur, die im Bundesstaat Kerala an der südindischen Westküste liegt. Vor der ersten Zugfahrt war ich schon gespannt, weil wir glaube ich alle unsere Vorstellungen und Vorurteile gegenüber den indischen Bahnhöfen haben :). Und ich muss sagen schon bevor wir am Bahnhof angekommen waren, ist der Verkehr sogar für indische Verhältnisse (!) spannend geworden. Motorräder haben sich in jede Richtung durchgequetscht und es war ein riesiger Trubel. Dazu muss man aber sagen, die Inder hier wissen auch genau wie sie mit dem Verkehr umgehen müssen (oft ist die Lösung einfach sehr oft hupen um sich anzukünden) und fahren sehr aufmerksam. Ich habe es so wahrgenommen, dass beide Personen, die vorne sitzen Acht auf den Verkehr geben und beide die Fahrerrolle übernehmen. Am Bahnhof angekommen war vorallem an den Gleisen sehr viel los. Allerdings ist Chennai ja auch eine Millionenstadt und in Kannur (ca. 233 000 Einwohner) angekommen war es wiederum viel ruhiger. Auf der Zugfahrt ist mir aufgefallen, dass die Menschen sehr freundlich und höflich miteinander umgegangen und häufig in Gespräche gekommen sind. Wenn man da die Sprache nicht versteht bekommt man schnell mal den Eindruck, sie würden sich schon länger kennen :). Auch mir gegenüber waren sie sehr interessiert und wollten wissen wie ich Indien finde, was ich hier mache und wer ich bin. 

Ich hatte das Gefühl, dass den Indern mit denen ich gesprochen hatte ganz wichtig war dass man weiß, dass jeder Bundesstaat hier sehr unterschiedlich ist und seine eigene Sprache, Regierung und Kultur hat. Unterschiede im Essen, in den Kleidungsstilen, Traditionen, Tanzarten und so weiter. Auch die Wetterverhältnisse und Landschaften unterscheiden sich teilweise komplett. Das ist mir auch ganz deutlich aufgefallen, als ich im Zug zu einer ganz anderen Landschaft aufgewacht bin: deutlich grüner, saftiger und mit mehr Gewässern als ich es in Chennai erlebt hatte.

Nach 14h Zugfahrt bin ich dann endlich in Kannur angekommen!

Hier befindet sich meine Einsatzstelle, das Bethania Students Home, wo 19 Mädchen im Alter von 8 bis 19 Jahren zusammenleben. Sie sind hier ins Heim gekommen, weil sie aus sehr armen Familien kommen, sie Alleinerziehende oder getrennte Eltern haben beziehungsweise weil bei ihnen Zuhause keine sichere Umgebung für sie geschaffen ist und sich nicht richtig um sie gekümmert werden kann. Die allermeisten gehen noch in die von hier nicht weit entfernten Schulen und ein paar Mädchen arbeiten auch schon. 

Hier in der Einsatzstelle haben mich alle ganz süß mit offenen Armen empfangen und direkt in ihre Familie aufgenommen. Lidiya, die Warden hier, die auf alle Mädchen aufpasst, kümmert sich ganz lieb um mich und fragt auch ob ich traurig bin. Danach habe ich dann immer das Gefühl, dass sie mich noch beobachtet um herauszufinden, ob es wirklich stimmt, dass es mir gut geht :).

Mittlerweile bin ich schon eine ganze Woche hier in der Einsatzstelle und konnte meine ersten Begegnungen mit den Mädchen machen. Sie zeigen mir immer ganz eifrig ihre Tänze und singen mir ihre Lieder vor. Dann wollen sie wissen wie das so bei mir und in Deutschland ist. Das gegenseitige Vorsingen ist hier ganz normal, das macht jeder, ob mit oder ohne Gesangsausbildung und das auch ziemlich häufig. So kam es auch, dass das Harvest Festival in der Kirche, bei dem ich am Sonntag mit dabei sein durfte, als Konzert hätte durchgehen können, bei dem ganz viele Gruppen, die in Beziehung zur Kirche stehen, vorgesungen haben. Oder als am Childrens Day die Polizei vorbeikam und sie sich gegenseitig vorgesungen- und getanzt haben. Sowohl die Kinder der Polizei als auch andersrum. Da bin ich um eine kleine deutsche Gesangseinlage meinerseits auch nicht rumgekommen. Der Besuch war aber wirklich total schön! Die Mädchen haben dann alle noch ein neues paar Schuhe, Snacks und Stifte bekommen. Es war richtig toll mitanzusehen wie es für vor allem die kleineren Kinder am Anfang noch eine Überwindung war sich vorzustellen und sie sich dann später aber alleine vor alle gestellt haben und getraut haben zu singen. Außerdem waren die Polizistinnen definitiv Rolemodels, denen ganz viel Bewunderung entgegengebracht wurde!

Ich habe schon ganz viele schöne Momente mit den Mädchen haben dürfen und das Kommunizieren mit Englisch, meinen vereinzelten Wörtern auf Malayalam und Händen und Füßen funktioniert mal mehr und mal weniger gut, doch allgemein besser als gedacht. Aber ich freue mich definitiv schon, wenn ich besser Malayalam sprechen kann, damit ich mit den kleineren Mädels auch mal mehr reden kann :).

Momentan muss sich mein Tagesablauf noch etwas etablieren, denn die Kinder sind meistens von 9 bis 16 Uhr in der Schule und gehen danach erstmal duschen und ihre Kleider waschen. Währenddessen habe ich noch keine wirkliche Aufgabe bekommen, weswegen ich gerade noch sehr viel Freizeit habe. Daran merke ich auch, dass ich hier eine ganz besondere Rolle habe. Mir ist nämlich schon stark aufgefallen, dass alle etwas höhergestellten Leute hier sehr umsorgt und bedient werden, und das erlebe ich auch. Beispielsweise in der Kirche sind häufig fremde Leute zu mir gekommen und haben mir Eis angeboten, gefragt ob ich schon was zu Essen und Trinken bekommen habe und mir gesagt ich soll doch einfach die Schlangen überspringen. 

Dass ich stark auffalle, merke ich auch daran, dass ich viel angestarrt und angelächelt werde und vorallem die Kinder ganz aufgeregt und fasziniert von mir sind. Wenn mich in einer Freundesgruppe jemand „entdeckt“, wird kurz getuschelt und dann schaut mich aufeinmal jeder an. Sie winken mir dann sehr oft zu und wenn ich dann zurückwinke freuen sie sich total. Die Mädchen hier im Heim waren auch schon total fasziniert von meiner Haut und meinen Haaren und meinten ich sehe aus wie Barbie. Wenn ich ihnen Komplimente zu ihren Haare zurückgebe, können sie das dann oft leider gar nicht annehmen, aber bestimmt wird es mit ganz vielen Wiederholungen besser :). Des Weiteren waren sie total erstaunt, dass man an meinen Händen die Adern durchsieht und mich gefragt ob meine Leberflecken Pickel sind.

Ich habe gerade mit Heiweh und einem schlechten Gewissen, dass ich momentan noch so wenig mache und helfen kann zu kämpfen, aber allgemein kann ich wirklich sagen, dass ich sehr froh darüber bin, wie sich meine erste Woche gestaltet hat. Die Neugier mehr zu erfahren und mitzuerleben und die schönen Momente mit den Mädchen halten mich aufjedenfall bei guter Laune :).

In meinem nächsten Blogeintrag gebe ich euch dann Updates und auch genauere Informationen zu dem Tagesablauf der Mädchen.Also bleibt gespannt!

Ganz viele liebe Grüße,

Luisa <3

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Das ist der Blick aus meiner Zimmertür (Foto: EMS/Oellig)
Das ist der Blick aus meiner Zimmertür (Foto: EMS/Oellig)
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Rückweg von der Kirche. Dafür machen sich alle immer ganz hübsch! (Foto: EMS/Oellig)
Rückweg von der Kirche. Dafür machen sich alle immer ganz hübsch! (Foto: EMS/Oellig)

Kommentare

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Reini 20. November 2023 AlibabaAladinLand
Oh wie schön! Ich bete für dich :))