Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Herasingh (Foto: EMS/Heller)
Herasingh (Foto: EMS/Heller)
05. November 2018

Mein Alltag im CSI Boys Boardinghome Udupi

Felix

Felix

Indien
leistet seinen Freiwilligendienst in einem Jungenheim
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Hallo, zu meinem ersten Blogeintrag. Nach nun knapp zwei Monaten, die ich jetzt in meinem Projekt verbracht habe, möchte ich gerne von meinem Alltag, hier im CSI Boys Boardinghome, berichten.

Um 6:16 Uhr klingelt mein Wecker, manchmal bin ich aber auch schon früher wach, denn die Jungs stehen um 5:00 Uhr auf und haben dann einen „Prayer“. Während diesem „Prayer“ wird viel und sehr laut gesungen. Der Raum in dem gebetet wird befindet sich sehr nah neben meiner Hütte und so werde ich manchmal von diesem Gesang geweckt. Nachdem ich aufgestanden bin, ziehe ich mich schnell an und gehe zum Haus der Heimleiterin. Dort müssen sich alle 47 Jungs in einer Reihe aufstellen und ihre Anwesenheit dokumentieren. Ich sorge dafür, dass sie auch wirklich in einer Reihe stehen, denn oft lungern sie nur vor der Hütte rum und gehen, wenn sie an der Reihe sind, hinein. Die Anwesenheit wird durch einen Fingerabdruckscanner, welcher jeden der Kinder erkennt, dokumentiert. Danach bekommen die High-School Kinder Nachhilfeunterricht von einem externen Lehrer und die Primary-School Kinder haben „Study Time“. Während dieser Zeit sollen sie lesen und lernen. Meine Aufgabe besteht darin auf die Kinder aufzupassen und zu kontrollieren, dass alle arbeiten. Das klingt jetzt relativ simpel, aber leider (Ansichtssache) sind die Jungs sehr aktiv und kommunikativ, was meine Aufgabe wesentlich erschwert. Eine weitere Herausforderung besteht im Altersunterschied der Jungs. Von den 35 Jungs sind die Jüngsten 7 und die Ältesten 13.

Um 7:30 Uhr ist die „Study Time“ vorbei und es ist „Cleaning Time“. Jetzt wird der Hof gekehrt und die Innenräume geputzt. Allerdings fehlt vielen hier die Motivation und das Durchhaltevermögen. Ohne Antreiben und Kontrollieren passiert bei vielen nicht viel.

Eine Stunde später gibt es dann Frühstück, ich esse mit den Jungs im Essensraum. Meistens gibt es „Satchige“ mit Tee oder Kaffee. Seit diesem Jahr gibt es auch manchmal Idli (das ist ein Dampf-gegartes Reisküchle) und Chutney (eine rote Paste für den Geschmack).

Nach dem Essen geht es für die Jungs in die Schule. Bevor sie aber gehen dürfen, müssen sich alle vor dem Haus der Heimleiterin aufstellen und beten. Allerdings sind die Jungs meistens zu spät, ich versuche also, die Jungs beim Fertigmachen für die Schule anzutreiben und die letzten Putzaufgaben, wie z.B. Kloputzen, zu kontrollieren.

So gegen 9:40 Uhr habe ich dann ein wenig Zeit für mich und erledige, je nachdem was gerade ansteht, Aufgaben wie zum Beispiel Zimmer putzen oder Wäsche waschen. Dann mache ich mich fertig, um mich idealerweise gegen 10:00 Uhr auf den Weg zum „Asha nilaya“ zu machen. Allerdings wird das meistens eher 11:00 Uhr, da ich fast immer noch mit Claribel, der Heimleiterin, oder ihrem Mann, Charles, rede oder schlichtweg viel zu waschen habe.

Aber was ist das Asha Nilaya überhaupt? Das ist der Name einer Schule für geistig Behinderte in der meine Mitfreiwillige Leonie ihren Freiwilligendienst absolviert. Der Weg dorthin ist nicht weit, meistens brauch ich ca. 5 Minuten mit dem Fahrrad. Dort bin ich normalerweise bis um 16:00 Uhr, esse also dort auch zu Mittag.

Zurück im Boardinghome gibt es dann um ca. 17:00 Uhr (das ist der Zeitpunkt an dem die meisten Jungs von der Schule zurückkommen) einen Nachmittagssnack. Dieser sieht fast jeden Tag anders aus, manchmal gibt es Kekse, manchmal übrig gebliebene Idli und an anderen Tagen wieder geröstete Nüsse. Während die Jungs im Anschluss ihre Kleider waschen und im Garten arbeiten sollen, mache ich oft eine Pause oder helfe ihnen bei der Gartenarbeit.

Um 18:15 Uhr haben die Jungs wieder einen „Prayer“, hier wird hauptsächlich Musik gemacht. Manchmal setze ich mich dazu, aber meistens höre ich ihnen nur durch mein offenes Fenster zu. Um 19:30 Uhr wird wieder die Anwesenheit dokumentiert, ich kümmere mich also wieder darum, dass alle in einer Reihe stehen. Wie am Morgen auch folgt nach der „Attendance“ wieder eine „Study Time“. Meistens sind die Kinder abends ein wenig ruhiger, da die meisten Hausaufgaben zu erledigen haben. Wenn wenig Hausaufgaben auf sind, merkt man das relativ schnell am steigenden Geräuschpegel. Um 20:30 Uhr gibt es dann Abendessen, welches von den Jungs selbst verteilt wird, denn der Koch hat dann Feierabend. Nach dem Essen kümmere ich mich um einen weiteren Prayer bevor die jüngeren Jungs ins Bett gehen. Hier sollen sich die Kinder im Kreis hinknien, dann betet einer und dann wird ein Lied gesungen. Das klingt jetzt so, als ob das eine schnelle Angelegenheit ist: Ist es aber nicht, oder zumindest meistens nicht, denn es dauert relativ lange bis alle da sind und dann nochmal bis alle leise sind. Lediglich wenn sie müde sind geht es sehr schnell.

Die High-School Kinder haben jetzt nochmal eine „Study Time“ bis 10:30 Uhr. Meistens gehe ich dort aber nicht hin, sondern sorge dafür, dass die jüngeren keinen Quatsch machen und schlafen gehen. Wenn das erledigt ist gehe ich zurück in mein Zimmer, dusche und falle müde ins Bett.

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(v.r) Suresh, Herasingh und Dheleep (Foto: EMS/Heller)
(v.r) Suresh, Herasingh und Dheleep (Foto: EMS/Heller)
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Alwyn bei der Gartenarbeit (Foto: EMS/Heller)
Alwyn bei der Gartenarbeit (Foto: EMS/Heller)