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Laufrunde in Agogo (Foto: EMS/Edel Farinha)
Laufrunde in Agogo (Foto: EMS/Edel Farinha)
01. November 2023

Getting along in Agogo

Frederico

Frederico

Ghana
Krankenhaus
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Mein Start ins Projekt und Leben in Agogo

M’aakye!

Nach einem anstrengenden ersten Wochenende in Agogo ging es bei mir am Montag, dem 9.10 (genau eine Woche nach meiner Ankunft in Ghana) in meinem Projekt los. Vormittags wurde ich in einer Vorstellungsrunde mit allen bekanntgemacht, ließ meine Verträge unterzeichnen und konnte den Aufenthaltsraum für die Kinder schon mal vorbereiten. Nachmittags kamen die ersten Kinder vorbei und ich musste feststellen, dass die Kommunikation mit den Kindern wohl schwierig wird. Die Jüngeren sprechen gar kein Englisch und die Älteren nur ein paar Brocken. Mein Twi geht auch noch nicht über ein kurzes Vorstellen hinaus und so kommunizieren wir halt mit Händen und Füßen. Die anfängliche Schüchternheit der Kinder ging beim gemeinsamen Ausmalen von Bildern immer mehr verloren und wir lernten uns ein wenig besser kennen. Mein erster Tag war im Großen und Ganzen sehr gelungen!

Am nächsten Tag versuchte ich dann den Kindern die UNO-Regeln zu erklären, was mit der Sprachbarriere wirklich nicht leicht war. Nach ein paar der anstrengendsten UNO-Spiele meines Lebens war aber auch das mehr oder weniger geschafft und wir verbrachten die nächsten Tage viel Zeit beim gemeinsamen UNO Spielen. 

Besonders gut kommt bei den Kindern natürlich auch Fußballspielen an. Fußball hat hier generell einen ziemlich hohen Stellenwert und so ist meistens die erste Frage der kleinen Jungs, ob ich denn Bellingham, Vinicius Jr. oder ähnliche Stars kenne, also… persönlich kenne. Die Annahme ist wohl, dass ich als Europäer irgendwelche Topstars, die in Europa spielen, auch persönlich kennen muss. Dass ich in Deutschland lebe und die meisten der Stars, die die Jungs kennen, in Spanien oder England spielen, stellt für die Jungs kein Problem dar, ist ja alles Europa. Wenn ich dann aber antworten kann, dass ich z. B. Bellingham und Haaland im Dortmund Trikot tatsächlich schon live gesehen habe, gibt es kein Halten mehr. 

Neben den Fußballern sind meine Haut und Haare ziemlich spannend und werden deshalb auch öfters mal angefasst, um zu schauen, wie sich das denn so anfühlt. Für viele bin ich der erste „Obruni“ (Twi für „Weißer“), den sie in ihrem Leben (zumindest aus der Nähe) sehen. Woran ich mich erstmal gewöhnen musste, war mit „Obruni“ angesprochen zu werden. Ein bisschen seltsam fühlt es sich schon an, dass ein Begriff, der mich auf meine Hautfarbe reduziert, verwendet wird als wäre er mein Name. Aber da die Ghanaer:innen den Begriff immer sehr liebevoll und positiv behaftet benutzen, komme ich damit ganz gut klar.

Mittlerweile haben auch die Schulkinder der nahegelegenen Schule herausgefunden, dass sie am Krankenhaus mit einem Weißen Fußball spielen können und so bekomme ich nun jeden Tag Besuch. Generell habe ich die Kinder sehr gerne mitspielen lassen, als die Besucherzahl dann aber letzte Woche 22 (❗️) Kinder erreichte, musste ich diese, leicht überfordert, wieder nach Hause schicken. So richtig gut hat das am Anfang nicht geklappt: Die Kinder haben zwar das Krankenhaus verlassen, aber durchs Fenster weiter zugeschaut, was wir, und vor allem ich, drinnen so machen. So ganz wohl habe ich mich mit den ganzen an die Scheibe gedrückten Gesichtern beim UNO Spielen nicht gefühlt.

So errege ich aber nicht nur bei den Kindern Interesse, sondern auch deren Eltern wollen möglichst viel Zeit mit mir verbringen, Nummern austauschen oder Fragen zum US-amerikanischen Visum beantwortet bekommen (ich glaube, da war ich keine große Hilfe).

Noch mehr Aufmerksamkeit erhalte ich beim Laufen/Joggen gehen. Das ist ein bisschen ungünstig, da sich die Fahrer wohl besser auf die Straße anstatt auf mich konzentrieren sollten. Schon mehrmals habe ich mich gefragt, ob ich nicht eine zu große Gefahr für den Verkehr darstelle. Obwohl wohl nichts eine größere Gefahr für den Verkehr darstellen kann, als die von Schlaglöchern durchzogenen Straßen/Pisten gepaart mit dem halsbrecherischen Fahrverhalten der Ghanaer:innen.

Meine ersten Erfahrungen mit tropischen Tieren beschränken sich leider bisher auf die Begegnungen mit etlichen Echsen und auf das eine Mal, als mir beim Öffnen einer Toilettenpapierpackung plötzlich eine Riesenheuschrecke auf den Fuß fiel (bin echt Stolz darauf, dass ich nicht losgeschrien habe) Außerdem habe ich eine tote Schlange in der Mülltonne entdeckt?. Vermutlich die selbe Schlange, die meine Mitbewohnerin 2 Tage zuvor in unserer Küche gesichtet hatte und dann aber nicht mehr auffindbar war??‍♂️. Nach diesen zwei mehr oder weniger schönen Begegnungen bleibt wohl noch genug Luft nach oben, was das Entdecken der Tierwelt angeht.

Akyire!

Frederico

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Das Krankenhausgelände (Foto: EMS/Edel Farinha)
Das Krankenhausgelände (Foto: EMS/Edel Farinha)
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Der tägliche Besuch der Schüler (Foto: EMS/Edel Farinha)
Der tägliche Besuch der Schüler (Foto: EMS/Edel Farinha)

Kommentare

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Steph 03. November 2023 Deutschland
Interessant zu lesen! In so kurzer Zeit, so viele Eindrücke. Wow!
Ich bin schon gespannt, welche Tiere dir noch begegnen werden.
Pass auf dich auf!
Jörn 06. November 2023 Deutschland
Hört sich wirlich spannend an. Sicher nicht immer leicht, gerade wenn es noch Verständigungsprobleme gibt, aber da bietet ja Fussball schonmal eine gute Grundlage... Außerdem bin ich zuversichtlich, dass die Verständigung immer besser klappen wird. Die Fotos sehen schön aus... ein bisschen nach Abenteuer...
Dorothe Düpont 15. November 2023 Deutschland
Hy schön von Dir zu lesen und es freut mich dass langsam Schwung in die Sache kommt.
Wusste gar nicht dass Du auf einen Triathlon trainierst wie machst Du das mit dem Schwimmen? Und dem Radeln?
Tja das Problem mit dem Verkehr hast Du sehr passend beschrieben.
Deshalb schön vorsichtig sein. Oder vielleicht doch einen großen Sportplatz ausfindig machen und Runden drehen? Ist natürlich extrem langweilig Du wirst es schon richtig machen!
Grüße alle mal ganz lieb
Gwendoline 03. Dezember 2023 Deutschland
Hallo Frederico, immer mal wieder lese ich deine Blog Beiträge. Dabei muss ich immer schmunzeln. Deine lebendige Schreibweise ermöglicht es einem, sich wirklich bildlich vorzustellen, wie deine ersten Wochen in Afrika verlaufen sind. Der Anfang war ja Drama pur (stundenlange Verspätung und nasse Bettwäsche) aber du scheinst dich gut eingelebt zu haben und viel Freude an deiner Umgebung und den Aufgaben zu haben!! Alles Gute weiterhin!! Bin gespannt auf weitere Beiträge!
Maria Stricker 10. Dezember 2023 Deutschland
Hallo Frederico! Mit großem Interesse habe ich deine ersten Beiträge aus Ghana gelesen. Der Start war ja echt nicht einfach! Aber du hast ihn gemeistert! Du schreibst anschaulich und persönlich, so dass deine Erlebnisse lebendig vor meinem inneren Auge sichtbar werden. Spannend! Ich wünsche dir gute Erfahrungen und Begegnungen, und Gesundheit!!! Freue mich schon auf den nächsten Beitrag!
Alles Gute, Maria