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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Das ist der Strand an dem ich gerade bin. (Foto: EMS/Keller)
Das ist der Strand an dem ich gerade bin.
21. Januar 2020

Die erste große Reise

Carolin

Carolin

Ghana
unterstützt das Agogo-Hospital
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Gerade liege ich in einer Hängematte am Strand in Cape Tree Points und genieße meine letzten Urlaubstage. Doch lasst mich von Beginn anfangen. Ein Urlaub fängt immer mit der Planung an. Und die ist hier sehr schmal ausgefallen. Schon zu Beginn haben wir Freiwilligen vom Sprachkurs ausgemacht, dass keiner alleine Weihnachten feiern soll! Früh ist der Wunsch entstanden an Weihnachten surfen zu gehen. Da Sophie und Hannah nahe am Meer wohnen und schon mehrmals an einem bombastischen Strand surfen waren, beschlossen wir, dass sie für uns dort schon Zimmer reservieren sollen. 
Am Wochenende bevor es losgehen sollte bin ich zu Anton nach Kumasi gefahren um mit ihm zu besprechen, wie wir die Fahrt dorthin bewältigen sollen. Da es eine ziemlich lange Strecke ist haben wir Sophie und Hannah gefragt, ob wir schon die Nacht zuvor bei ihnen einen Zwischenstopp einlegen können. Als es dann soweit war stellten wir fest, dass Alisha, Jonas und Marvin genau die selbe Idee hatten. Nun waren wir also zu sechst bei den beiden in Takoradi mit nur zwei Betten. Eine recht enge Angelegenheit! Die Jungs haben sich dazu bereit erklärt auf dem Boden zu schlafen und wir Mädchen teilten uns immer zu zweit ein Bett, es war ja nur für eine Nacht.

Am nächsten Morgen ging es dann nach einem entspannten und ausführlichen Frühstück los nach Busua an den Strand! Direkt nach unserer Ankunft sind wir in die wunderbaren Wellen gesprungen, das Meer hatte eine angenehme warme Temperatur und am Strand standen Palmen. Es war wie im Paradies! Ein Traum! Unsere Unterkunft war wirklich direkt am Strand und hatte eine Surfschule inne. Perfekt! Ich hab mich sofort unglaublich froh, leicht und frei gefühlt. Dieser Ort war so unglaublich schön! Ich konnte auch gar nicht aufhören immer wieder zu sagen wie schön ich es finde! Und das Grinsen und Lachen war mir im Gesicht kleben geblieben. Die anderen mussten schon ein bisschen über mich lachen, weil ich wie ein kleines Kind kichernd durch die Wellen sprang. So verbrachten wir wunderschöne vier Tage am Strand. An Heiligabend waren wir den ganzen Tag surfen. Bis dahin war ich noch kein bisschen in Weihnachtsstimmung. Bei über 30 Grad hat sich das nicht richtig angefühlt.

Erst als uns an Heiligabend nach dem Abendessen einer der Surflehrer mit in den Gottesdienst eingeladen hat, hat es sich für mich wirklich wie Weihnachten angefühlt. Als alle zusammen in der Kirche Weihnachtslieder gesungen haben, habe ich ein kleines bisschen Gänsehaut bekommen und mich noch mehr gefreut. Zum Frühstück hatten wir mitgebrachte Kerzen angezündet und Abends vor dem Essen hat Sophie die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Nach dem Essen haben alle zuhause angerufen. Da mein Essen leider vergessen wurde war ich erst deutlich nach den anderen mit essen fertig, als ich dann daheim anrufen wollte, war das Netz zusammen gebrochen. Aber davon hab ich mir den Abend aber nicht vermiesen lassen, etwas später hat es dann doch noch geklappt. Am nächsten Tag hieß es dann zum Bedauern aller, Abreise. Für Sophie, Hannah, Jonas, Marvin und ganz spontan auch Anton ging es in den Norden. Vincent hat spontan entschieden noch einen Strand weiter zu fahren und Alisha und ich sind nach Accra. 

Am 26.12. haben wir erst einmal Alishas Papa vom Flughafen abgeholt. Er selbst ist Ghanaer und will seine Familie und Tochter besuchen. Die war allerdings die nächsten drei Tage mit mir auf dem Afro Nation Festival. Das ist ein großes internationales Festival in Accra. Es wird von Briten organisiert und findet immer in unterschiedlichen Ländern statt. Auf dem Festival treten Künstler auf, die in dem Land, in dem es stattfindet, groß sind. Das Festival sollte laut Karten immer am frühen Nachmittag beginnen. Doch wir sind gleich am ersten Tag eines Besseren belehrt worden. Wir sind in Ghana, das bedeutet man sollte die Zeit nicht so genau nehmen. Wir haben zwei Stunden vor dem Eingang gewartet. Währenddessen sind immer wieder LKWs auf das Gelände gefahren und haben Stühle oder Pflanzen als Deko rein gefahren. Als wir dann endlich auf dem Gelände waren, waren alle noch am Aufbauen, die Bar war noch nicht bestückt, Stände sind noch angestrichen worden, die Bühne stand noch nicht ganz und auch die Technik hat bei der ersten Künstlerin noch nicht getan... So ging es die nächsten drei Tage auch weiter. Jeden Tag sahen wir neue Dinge die noch aufgebaut worden sind. Was aber auch bedeutet, dass es jeden Tag besser geworden ist. Es gab zwei Moderatoren die zwischen den Künstlern richtig Stimmung gemacht haben! Man konnte direkt am Strand entlang laufen und auch ins Meer gehen! Das Ambiente war wunderschön! Da das Festival nun immer erst abends war konnte ich vormittags Visa beantragen. Denn ich werde im Februar mit der Schwester meiner Oma eine geführte Rundreise durch Togo, Benin und Ghana machen! Ich freue mich schon sehr darauf! Darüber werde ich dann bestimmt im nächsten Blog berichten. 

Eigentlich wollte ich mit Alisha zusammen Silvester in Cape Cost verbringen. Dort sollte eine große Beach Party sein und wir wollten dort einen Kochkurs besuchen. Anschließend wollten wir nach Cape Three Points denn dort kann man um die Weihnachtszeit Schildkröten schlüpfen sehen. Aber es sollte anders kommen. Alisha und ihr Papa hatten nicht so genau geplant wie der gemeinsame Aufenthalt aussehen sollte und stellten dann fest, wenn wir das so machen würden, hätten sie kaum mehr gemeinsame Zeit. Deshalb mussten wir unsere Pläne ganz spontan ändern. Da wir Silvester zusammen verbringen wollten blieben wir in Accra. Silvester im Warmen zu feiern ist super cool! Man muss sich nicht erst warm anziehen bevor man um Mitternacht dann raus geht um das Feuerwerk an zu schauen. Wir konnten einfach von der Open Air Tanzfläche aus die Raketen bewundern. Das war wunderschön! Leider ist die Luft in Accra durch die viele Müllverbrennung sowieso schon sehr schlecht und nach den Feuerwerken hing richtig viel Smog in der Luft! Ich bin dafür, dass es lieber große organisierte Feuerwerke oder noch besser eine Lasershow für alle gibt. Das würde viel weniger Feinstaub verursachen und man kann sich genauso daran erfreuen. 

Am nächsten Tag bin ich nach zwei Stunden Schlaf schon wieder aufgestanden und nach Cape Three Points losgefahren. Ich wollte unbedingt Schildkröten schlüpfen sehen! Alisha ist mit ihrem Papa weiter gereist. Es war das erste Mal, dass ich alleine eine unbekannte Strecke gereist bin. Es hat aber alles wunderbar geklappt. Die Ghanaer sind immer hilfsbereit und haben mir den Weg gezeigt. Cape Three Points ist sehr abgelegen mitten im Jungle. Die letzten beiden Stunden der Reise waren die Straßenverhältnisse sehr sehr schlecht. Und da gerade Trockenzeit ist war es auch sehr staubig. Die Pflanzen am Straßenrand waren rot weil sie vom Staub der Straße bedeckt waren! Das letzte Stückchen bin ich mit einem Motorradtaxi gefahren. Das war ein Erlebnis! Denn auf dem Motorrad saß nicht nur ich und der Fahrer, sondern wir transportierten auch noch meine zwei Rucksäcke, einen Karton, eine Einkaufstüten und eine Gasflasche! Ich war sehr froh, dass wir heil angekommen sind. Die Strecke war dafür um so schöner und als das Meer zwischen den Bäumen zu sehen war, stahl sich wieder das Grinsen in mein Gesicht. Ich bin in einer Eco Lodge untergebracht. Direkt am Strand aber doch im Jungle, denn der geht hier bis direkt ans Meer. Der Besitzer hat diesen Ort zufällig gefunden als er am Strand gezeltet hat. Von seiner Mutter kennt er es, ein Hostel zu führen und er hat Architektur studiert. So hat er begonnen sein eigenes Hostel aufzubauen. Er hat alle Häuser selbst, nur aus Naturmaterialien, gebaut. Mit den Jahren sind es immer mehr geworden. Sie versuchen keinen Müll zu produzieren und wenn doch, wird er recycelt. Toilettenabfälle werden kompostiert, aus Plastik Flaschen werden Regenrinnen oder Strandliegen gebaut... Es gibt auch einen riesigen Garten in dem fast das komplette Essen das dort serviert wird angebaut wird. Selbst das Fleisch produzieren sie selbst. Sie haben ca. 50 Hühner und 50 Hasen. Was mir dort auch besonders gut gefällt, ist, dass ich mich sofort wie zuhause gefühlt habe. Ich bin gleich in die Gemeinschaft aufgenommen worden. Jeden Morgen gibt es einen Yogakurs und man kann sich Surfbretter ausleihen. Ich war am Strand joggen und im Meer schwimmen, es ist einfach entspannt. Da ich alleine bin kann ich machen was ich will und wann ich es will. Ein Traum! 

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Afro Nation Festival in Accra (Foto: EMS/Keller)
Afro Nation Festival in Accra
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An Heiligabend surfen in Busua (Foto: EMS/Keller)
An Heiligabend surfen in Busua