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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Blick auf Bafoussam vom Krankenhaus aus (Foto: EMS/Körner)
Blick auf Bafoussam vom Krankenhaus aus (Foto: EMS/Körner)
25. September 2018

Meine ersten Wochen in Kamerun

Johanna

Johanna

Kamerun
arbeitet in einem Krankenhaus und einer Schule mit
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Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon seit vier Wochen hier im Westen Kameruns sind. Nachdem Ruth und ich am Mittwoch, den 29. August spät abends in Bafoussam angekommen sind haben wir die erste Nacht bei Reverend Kang Denis, dem Pastor der „Presbyterian Church in Cameroon“ (PCC) hier in Bafoussam, geschlafen. Am nächsten Tag wurden wir dann direkt von unseren jeweiligen Gastfamilien abgeholt. Meine Gastfamilie besteht aus den Eltern und sechs - nicht leiblichen – Kindern. Sie alle sind sehr aufgeschlossen und fürsorglich und ich merke jetzt schon, dass ich mich mit der Zeit hier immer mehr zu Hause fühle. Trotzdem ist natürlich noch vieles ungewohnt und sehr neu für mich. Das Haus der Familie liegt relativ in der Nähe der PCC sowie der dazugehörigen Schule und des Krankenhauses, was ziemlich praktisch ist, da das beides für das nächste Jahr unsere Einsatzstellen sind.

Am 3. September hat hier die Schule wieder angefangen, was auch für uns den Beginn an unseren Einsatzstellen bedeutet hat. Für den Anfang haben wir festgelegt, dass Ruth im Krankenhaus ist und ich in der Schule bin, genauer gesagt in der Nursery School. Die Nursery School ist ein Teil der Schule, der aber noch nicht wirklich zur Primary School zählt. Wie die anderen Erzieherinnen mir am Anfang erklärt haben, ist sie eigentlich für Kinder ab vier Jahren gedacht, allerdings bringen viele Eltern ihre Kinder auch schon früher hin. Das ist für die Erzieherinnen oft nicht leicht, sie können aber wenig dagegen tun, da wie in Deutschland viele Eltern froh sind, wenn ihre Kinder möglichst früh zumindest vormittags versorgt sind. In der Schule versuche ich im Moment vor allem die anderen Erzieherinnen soweit mir möglich zu unterstützen. Das bedeutet, dass ich am Anfang, wenn die Kinder ankommen ihre Rucksäcke nehme und am Rand aufhänge, Kinder die weinen beruhige und dabei helfe die Kinder hinzusetzen. Im Laufe des Vormittags werden meistens ein paar Lieder gesungen und eine der Erzieherinnen macht ein bisschen Unterricht. Zum Beispiel lesen und schreiben sie die ersten Buchstaben oder lernen verschiedene Farben. Dann gibt es eine Brotzeitpause, was bedeutet, dass jedes Kind das Essen aus seinem Rucksack bekommen muss. Am Anfang war es manchmal ganz schön schwierig jeden Rucksack dem richtigen Kind zuzuordnen, aber inzwischen weiß ich doch bei vielen Rucksäcken wem sie gehören und auch die Kinder kennen ihre Rucksäcke besser. Nach dem Essen gibt es kein festes Programm mehr und die Kinder können sich selber beschäftigen, sollen dabei aber am besten auf ihren Plätzen bleiben und nicht zu laut werden. Bis auf Freitag werden um 13.00 Uhr die meisten Kinder abgeholt und um 14.30 Uhr sind dann auch die letzten Kinder weg.

Insgesamt gefällt es mir in der Nursery School sehr gut, auch wenn es manche Dinge gibt, die nicht immer leicht sind. Zum einen ist die Sprache oft ein Problem, da ich zwar Französisch und Englisch spreche, die meisten Kinder aber nur sehr bruchstückhaft eine der beiden Sprachen. Vor allem am Anfang war es für mich oft schon schwierig herauszufinden welche der beiden Sprachen es jetzt überhaupt ist. Mich dann dem jeweiligen Kind verständlich zu machen ist auch jetzt häufig noch ein Problem. In die andere Richtung ist es natürlich ähnlich, da ich die Kinder, wenn sie Pidgin reden nicht verstehe und ich auch wenn sie Englisch oder Französisch reden teilweise Schwierigkeiten habe zu verstehen, was sie mir sagen wollen. Durch Mimik und Gestik kann ich dann aber doch oft rausfinden, um was es geht und falls ich es mal gar nicht verstehe kann ich ja immer noch eine der anderen Erzieherinnen fragen.

Zum anderen sind die Erwartungen an die Kinder hier für mich sehr ungewohnt. Beispielsweise wird erwartet, dass sie ruhig auf ihrem Platz sitzen und möglichst nicht rumlaufen oder laut sind. Das ist natürlich kaum umsetzbar, besonders, da es nicht genug Stühle für alle (etwa 50) Kinder gibt. Wenn die Kinder dann zu laut sind, schreien die Lehrerinnen schnell oder hauen einem Kind auf den Po, die Finger oder den Hinterkopf. Das ist für mich oft schwierig, vor allem wenn das Kind aus meiner Sicht nicht viel falsch gemacht hat. Allerdings habe ich, als ich überlegt habe, welche Bestrafungen es bei mir in der Schule gab festgestellt, dass vieles davon für den einzelnen Lehrer hier nicht oder nur sehr schwierig umsetzbar wäre, weil es entweder einfach nicht die Möglichkeit dazu gibt oder es nicht verbreitet und dadurch vermutlich auch den Eltern nur sehr schwer verständlich zu machen wäre.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch schöne Eindrücke, wenn zum Beispiel ein Kind, das weint von anderen getröstet wird oder die Kinder bei Liedern, die die Erzieherinnen mit ihnen singen, begeistert dabei sind. Alles in allem sind es also viele neue und ungewohnte, aber irgendwie doch gute Erfahrungen für mich.

Das wars jetzt erstmal von mir und meiner Einsatzstelle. Ich hoffe ich konnte euch einen möglichst realitätsgetreuen Einblick verschaffen und ihr könnt euch jetzt besser vorstellen, was hier im Moment meine Arbeit ist.

Viele Grüße, Johanna

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Klassenzimmer der Nursery One (Foto: EMS/Körner)
Klassenzimmer der Nursery One (Foto: EMS/Körner)
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Ich beim Öffnen von Popcorn am Geburtstag eines Kindes (Foto: EMS/Körner)
Ich beim Öffnen von Popcorn am Geburtstag eines Kindes (Foto: EMS/Körner)