Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Sportunterricht mit zwei blinden Kindern aus der 6. Klasse (Foto: EMS/Ziemann)
Sportunterricht mit zwei blinden Kindern aus der 6. Klasse (Foto: EMS/Ziemann)
05. Oktober 2022

“Ahlan Wasahlan, Welcome to Jordan” und an der AES

Karen

Karen

Jordanien
Integrative Schule
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Ein Tag an der Arab Episcopal School

“Wenn du etwas brauchst, kannst du mich immer anrufen. Du bist wie meine Tochter,” folgt dann nach dem Willkommen heißen. Es ist schön mit so viel Herzlichkeit empfangen zu werden. Und noch schöner sie im Umgang miteinander zu spüren.

Meine Tage beginnen morgens an der Arab Epicscopal School mit dieser Herzlichkeit. Sie liegt in der Begrüßung der Lehrerinnen, in den Umarmungen der Erst- und Zweitklässler, und in dem üblichen Kosenamen „habibti“ (meine Liebe). Letzteres ist sehr praktisch für mich, da ich mit dem Namen lernen noch etwas überfordert bin. Aufgrund meiner Aufgaben an der AES sind es allerdings auch ziemlich viele Namen, die ich lernen muss. Wie diese Aufgaben aussehen, möchte ich Dir einmal zeigen, indem ich Dir einen typischen Tag für mich (aus dem letzten Monat) an der AES beschreibe.

Um 7.40 geht es los mit dem Morgenappell. Dafür stellen sich alle Schüler nach Jahrgang geordnet in Reihen auf dem Pausenhof auf. Dann wird die jordanische Flagge gehisst und die Nationalhymne gesungen. Es folgt ein christliches Segenslied. Musikalisch bleibt es, denn dann wird die Box aufgedreht und die Sportlehrerin (manchmal zusammen mit mir) macht ein paar Übungen vor, die die Kinder nachmachen, dann noch ein paar Worte der Direktorin und der Unterricht beginnt.

Für mich ist das der Sportunterricht. An der AES gibt es eine Sportlehrerin für die erste bis zur zehnten Klasse. Meistens wird eine Klasse aufgeteilt in Jungs und Mädchen um besser verschiedene Spiele durchführen zu können (Der Sportplatz ist geschätzt 10x20m groß und deswegen ist zum Beispiel Fussball spielen mit mehr als 12 Personen schwierig). Der andere Teil der Klasse hat dann immer Computerunterricht. In jeder Klasse sind ungefähr 2-3 blinde bzw. sehbehinderte Kinder, damit diese bei den Spielen mitmachen können, helfe ich der Sportlehrerin oder führe einzeln mit den Kindern angepasste sportliche Spiele durch. Ob wir einzeln oder mit der Klasse etwas machen, hängt vom Interesse der Kinder ab. Einige der blinden Kinder haben abgesehen von dem sportlichen Interesse auch musikalisches Interesse und deswegen habe ich diese Woche anfangen in einem Teil der Zeit des Sportunterrichts Flötenunterricht zu geben.

Abhängig vom Stundenplan her unterrichten wir manchmal aber doch ganze Klasse. Dann bin ich verantwortlich für die Mädchen. Eine Aufgabe, die mich bei dem wenig Arabisch, was ich spreche, eigentlich überfordert (sechs jährige Kinder sprechen logischerweise kein Englisch), aber man sagt ja das man an Aufgaben wächst und darauf arbeite ich hin. 

Um 13:50 ist dann Schulschluss und für mich bedeutet das helfen in der deutschen Korrespondenz; Mails beantworten, Dankeskarten basteln etc.. Pfarrer Samir, der Gründer der Schule, hat ein Netzwerk in Deutschland. Über einen Förderverein sammelt die Schule Spenden. Diese Spenden machen einen großen Teil der Finanzierung der Schule aus und ermöglichten zum Beispiel vor zwei Jahren die Gründung einer Oberstufe. Für die Blinden und Sehbehinderten Kinder eröffnet diese Oberstufe, als einzige Schule in Irbid, die Möglichkeit zu studieren.

Ich hoffe ich konnte Dir mit diesem Beitrag einen Einblick in meine Tage an der AES verschaffen. Ich habe mich in meine Aufgaben eingearbeitet und fühle mich sehr wohl an der Schule. Das liegt vor allem an den Lehrer*innen und Schüler*innen, die mich so herzlich aufgenommen haben.

“Ahlan Wasahlan!“ - (Fühl dich willkommen)

“Ahlen Wasahlen“, antworte ich dann mittlerweile. (Ich fühle mich willkommen)

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Meine Vorstellung vor den Schüler*innen beim Morgenappell (Foto: EMS/Ziemann)
Meine Vorstellung vor den Schüler*innen beim Morgenappell (Foto: EMS/Ziemann)
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Nach Schulschluss mit Schüler*innen aus verschiedenen Jahrgangsstufen (Foto: EMS/Ziemann)
Nach Schulschluss mit Schüler*innen aus verschiedenen Jahrgangsstufen (Foto: EMS/Ziemann)