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Das wunderschöne Gelände des HLID (Foto: EMS/Clemens)
Das wunderschöne Gelände des HLID (Foto: EMS/Clemens)
11. November 2024

Unser neuer Alltag in Salt

Julia

Julia

Jordanien
Schule für gehörlose und taubblinde Kinder
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Liebe Leser*innen,

Herzlich Willkommen zu meinem ersten Blog! Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich nun schon 2 Monate hier in Salt bin. Es ist schon so viel passiert, und ich freue mich, euch einiges über mein Leben hier in Jordanien berichten zu können. Im heutigen Blog, wird es um unseren Alltag im Boarding House gehen. Wenn ihr gerne etwas über unser Ankommen erfahren möchtet, könnt ihr gerne mal in Margaretes Blog vorbeischauen. Da wir hier in Salt zusammen an einer Stelle sind und somit ähnliches erleben, werden wir uns die Themen ein bisschen aufteilen.

Gleich am 3. Tag unseres Aufenthalts hier, begann unsere Arbeit im Boarding House, was erst einmal ein wenig überfordernd war. Gleichzeitig war es dadurch aber auch leichter sich in den Arbeitsalltag hineinzufinden und wir konnten schnell erste Kontakte knüpfen.

Die Kinder aus dem Internat sind in vier Gruppen eingeteilt, die kleinen Jungs (4 bis 9 Jahre) und alle  Mädchen, die mittelgroßen Jungs (10 bis 14 Jahre), die großen Jungs (15 bis 19 Jahre) und die taub-blinden Mädchen und Jungs. Margarete und ich arbeiten meistens bei den kleinen Jungs und Mädchen, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Außerdem verbringen wir beide noch je einen Tag die Woche bei den taub-blinden Kindern. Über unsere Arbeit dort werden wir in einem späteren Blog berichten.

Da die Kinder hier bis nachmittags Schule haben, beginnen Margarete und ich meistens ab 4 Uhr nachmittags zu arbeiten. Nach der Schule gehen erst einmal alle raus. In dieser Zeit beaufsichtigen wir die Kinder mit anderen Betreuer/innen, beim selbstständigen spielen, versuchen Konflikte zu lösen (was durch unsere noch nicht so übermäßig vorhandenen Sprachkenntnisse oft herausfordernd ist), schaukeln die kleineren Kinder an oder spielen gemeinsam. Besonders beliebte Spiele sind Völkerball, Verstecken, Fußball, Springseil springen, Himmel und Hölle und Autorennen mit den lustigsten Tretautos die ich je gesehen habe! Um 6 gibt es dann Abendessen. Vor und nach dem Essen, gibt es immer ein Gebet in Gebärdensprache, was von einem Kind vorgemacht wird. Danach sind wir bis Mitte Oktober immer noch eine halbe Stunde rausgegangen. Jetzt wird es allerdings schon 6.30 Uhr dunkel, weshalb wir gleich nach dem Abendessen ins Haus gehen. Dort helfen wir den kleineren Kindern beim Zähne putzen und Umziehen. Die Abende verbringen wir dann mit Lego spielen, Puzzeln oder Cartoon Network schauen. Besonders Tom und Jerry ist immer sehr beliebt bei den Kindern! Um acht ist dann Schlafenszeit für die kleinen, während die großen Mädchen noch ein bisschen Fernsehen. Spätestens um Zehn geht es dann für alle ins Bett und auch unsere Schicht ist dann zu Ende.

Unsere andere Schicht beginnt um 12 nachts und endet um 8 morgens. Das war für mich erst einmal ein kleiner Schock, weil ich nicht wusste ob ich mit so einen wirren Schlafrhythmus zurechtkomme. Glücklicherweise klappt das aber besser als gedacht, denn mit Häkeln, Film schauen, Lesen und Anziehsachen für die Kinder auswählen, geht die Zeit schneller rum als anfangs vermutet und auch die Müdigkeit hält sich in Grenzen. Allerdings ist es auch ein bisschen langweilig, da meine Aufgabe während dieser Zeit vor allem darin besteht, nicht einzuschlafen, damit ich im Ernstfall für die Kinder ansprechbar bin. Mit der Langeweile ist es aber spätestens um 6 vorbei, denn dann ist es Zeit, die Kinder zu wecken, Zähne zu putzen, Klamotten anzuziehen, Haare zu Kämmen und die Kinder einzuparfumieren. Die Morgen sind immer sehr turbulent, da einige Kinder nicht gerne aufstehen oder nicht mit den Klamotten zufrieden sind, die ich ihnen rausgesucht habe. Das ist manchmal sehr herausfordernd, auch da ich Gebärdensprache noch nicht gut genug kann um zu richtig zu diskutieren und ich diese Schicht inzwischen alleine mache. Zum Glück sind nebenan bei den taubblinden Kindern aber auch immer Betreuerinnen, die ich um Hilfe bitten kann und auch die älteren Mädchen helfen mir, wenn es Probleme gibt. Wenn alles glatt läuft geht es dann pünktlich um 7, wenn es nicht zu kalt ist, nach draußen, wo dann bis zum Frühstück 7:30 Uhr noch ein bisschen auf dem Spielplatz gespielt wird.

Das Wochenende hier am Holy Land Institute (HLID) ist nicht wie in Jordanien üblich Freitag und Samstag, sondern Freitag und Sonntag. Da es sich für die Kinder für einen Tag nicht lohnen würde nach Hause zu fahren, bleiben die Kinder übers Wochenende hier. Deshalb arbeiten Margarete und ich auch am Wochenende, weil die Kinder da den ganzen Tag betreut werden müssen. An diesen Tagen arbeiten wir von um 8 Uhr bis um 4 Uhr. Die Vormittage werden sehr variabel gestaltet. Häufig gehen wir mit den Kindern in die Turnhalle, oder spielen draußen. Ab um 9 gehen dann auch die älteren Kinder rein, um zu lernen. Manchmal malen wir auch und die letzten Freitage, kam ein Karate und Kickboxen Club, der den Kindern die Grundlagen beigebracht hat, was die Kinder ziemlich cool fanden! Um 12:30 gibt es dann Mittagessen. Danach gehen wir noch einmal raus und spielen ein bisschen auf dem Spielplatz. Am Freitag gehen wir am frühen Nachmittag noch mit den Kindern in viel zu großen Warnwesten und mit Stoppschildern zu einem kleinen Laden in der Nähe vom HLID um Snacks einzukaufen. Schon um 3 geht es dann ins Haus, denn dann steht Duschen an. Den restlichen Nachmittag spielen wir dann im Haus, bauen Duplo-Pyramiden, puzzeln oder machen mini Work-outs.  

Da wir am Wochenende arbeiten, haben wir einen Wochentag frei, wo wir häufig Salt erkunden. Das macht wirklich sehr viel spaß, da Salt wirklich eine wunderschöne Stadt ist, und wir das historische Stadtzentrum auch gut zu Fuß erreichen.

 Außerdem fahren die Kinder Ende jedes Monats für 4 Tage nach Hause, wodurch wir jeden Monat ein verlängertes Wochenende haben. Diese Zeit nutzen wir dann um Jordanien ein bisschen zu entdecken und haben schon Amman und Madaba gemeinsam mit Julia und Carolin erkundet.

Inzwischen habe ich mich gut in den Alltag und die Arbeit hier reingefunden und fühle mich hier richtig wohl. Das Umfeld hier ist wirklich sehr familiär und es ist immer wieder schön zu sehen wie sich die Kinder umeinander kümmern. Ich freue mich schon sehr auf die kommenden 8 Monate und bin gespannt, was noch alles kommt.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal!

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Eins der wundervollen Tretautos, die mit den Händen angetrieben werden. (Foto: EMS/Clemens)
Eins der wundervollen Tretautos, die mit den Händen angetrieben werden. (Foto: EMS/Clemens)
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Tom und Jerry Filmabend (Foto: EMS/Clemens)
Tom und Jerry Filmabend (Foto: EMS/Clemens)

Kommentare

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Susanne 12. November 2024 Schottland
Hallo Julia,
prima dass wir auf diese Weise auch von Deinen Abenteuern erfahren. Ihr werdet ja hart rangenommen! Du schreibst, dass die Kinder morgens einparfumiert werden. Warum?
Gruss aus Schottland