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African Food Culture night - Jeder wurde gebeten traditionelle afrikanische Kleidung zu tragen - Foto: EMS/Harner
African Food Culture night - Jeder wurde gebeten traditionelle afrikanische Kleidung zu tragen - Foto: Ems/Harner
10. September 2022

Einblick in eine außergewöhnliche Schule

Emmi

Emmi

Japan
Landwirtschaftszentrum
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24/7 in diversity

Konnichiwa!

Genau einen Monat und zwei Tage ist es her, seit dem ich voller Vorfreude, Erwartungen und vieler Abschiede Deutschland verlassen habe und mein Abendteuer im Asian Rural Institute in Japan begann. Ich kann jetzt schon sagen, dass es die beste Entscheidung war, die ich hätte treffen können!

Ich möchte euch in diesem Blogpost mitnehmen, in das Leben auf dem Campus. Von meinen ersten Eindrücken berichten und meine bisherigen Erfahrungen teilen.

Sonntag, 7.8.22

In der Luft über Deutschland

Ich hab es geschafft! Nach typischer Verspätung der deutschen Bahn und einer neuen Bekanntschaft im Zug, ist endlich der Moment gekommen und ich sitze im Flugzeug nach Japan. Noch 11:54 Stunden bis zum Landeanflug auf Haneda Airport Tokio.

Den Montag Abend drauf, bin ich dann sicher im ARI angekommen und nach einer leckeren Stärkung im Speisesaal, den wir Koinonia nennen, begannen meine orientation days mit einer Tour durch den woman’s dorm. Am nächsten Morgen, durfte ich dann ausschlafen, was bei ARI bedeutet, dass ich bis 8:00 schlafen konnte und dann gab es eine Campus Orientierungs Tour mit Mimi, der Community life coordinatorin. Nach eineinhalb Tagen Orientierung, sollte dann am nächsten Tag mein erster richtiger Arbeitstag beginnen. Ich hatte aber Glück und an dem Tag fand ein japanischer Feiertag statt, an dem die Arbeit ruhen sollte. Somit war der Freitag mein erster Arbeitstag und gleich darauf das Wochenende. Viel Zeit um sich an das veränderte Wetter und Zeit zu gewöhnen.

In ARI gibt es einen festen Zeitplan, für jeden Tag. Nach kurzer Zeit hat man sich den zum Glück eingeprägt und jetzt nach einem Monat hier könnte ich in im Schlaf aufsagen. Montag bis Freitags startet der Tag um 6:30 und endet offiziell um 18:30 mit dem Abendessen.

Um 6:30 versammelt sich die gesamte ARI Community auf dem Sportplatz vor dem Woman’s Dorm und gemeinsam machen wir 5 Minuten Morgensport, das sogenannte Radio Taisou, das in ganz Japan morgens im Radio läuft. Es ist eine einfache Routine aus verschiedenen  Dehnübungen, die ich inzwischen auch im Schlaf beherrsche ;) Ich bin sehr froh über diese Routine. Man wird wach und der Körper kommt in Bewegung.

Die Participants, die am Trainingsprogramm hier am ARI teilnehmen sind in 4 Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 kümmert sich um die Ziegen, Gruppe 2 um die Schweine, Gruppe 3 und 4 um die Hühner. Die Participants bleiben dabei die Hälfte der Zeit des Trainingsprogramm in einer Gruppe und wechseln dann für die zweite Hälfte. Als Freiwillige und Freiwilliger bin ich jeden Monat in einer neuen Gruppe. Den September verbringe ich bei den Ziegen, in Gruppe 1. Jede Gruppe hat ihr eigenes Feld, auf dem die Partcipants Gelerntes anwenden können und auf dem das Gemüse wächst, das wir täglich essen. Nach dem Radio Taiso um 6:35 findet jeden Morgen ein kurzes Gruppenmeeting statt, in dem besprochen wird, was auf dem Feld oder bei den Tieren heute getan werden muss. Das Meeting wird dabei von einem abwechselnden Gruppenleiter geführt. Das Leiten der Gruppe gehört zum Trainingsprogramm des ARI Curriculums. Nach dem Meeting ist Putzen angesagt, jeden Monat ist man dabei in verschiedenen Räumlichkeiten eingeteilt und arbeitet so immer mit verschieden Leuten und hält den Campus sauber. Zweimal am Tag findet das sogenannte “food, life, work” statt. In diesen 2 Stunden kümmern sich alle Gruppenmitglieder um die Felder, oder die Tiere. “FLW” beschreibt auch eine Lebensweise hier am ARI. In den Stunden von 7 bis 8 Uhr und 16 bis 17 Uhr wird neues Gemüse gesät und geerntet, Unkraut gejätet, Ziegen gemolken, Ställe ausgemistet, Eier eingesammelt und Futter hergestellt. Diese Arbeit ermöglicht es dem ARI sich zu 95% selbst zu versorgen und so organisch und nachhaltig zu leben wie möglich. Jedes Community-Mitglied wird dabei integriert.

Um 8:15 Uhr gibt es dann Frühstück, gekocht von TeilnehmerInnen und  MitarbeiterInnen, die wechselnd eine Woche Küchendienst, für das Frühstück und Abendbrot, haben, statt in der Gruppe mitzuhelfen. Um 9:30 Uhr versammeln sich dann alle zum “Morning Gathering”. Eine halbe Stunde teilt ein Community Mitglied etwas aus seinem oder ihrem Leben mit und danach werden wichtige Informationen und Ankündigungen angesagt. Nächsten Mittwoch bin ich endlich dran und ich hoffe noch ein paar spannende Familiengeschichten auszugraben ;)

10:20, die Morgenaktivität beginnt. Die Participants haben nun Unterricht im Klassenraum oder im Feld, dafür kommen oft GastsprecherInnen aus aller Welt und teilen ihr Wissen mit den Participants. Für mich geht es nun in die Küche, morgens gehöre ich zum permanenten FEAST-Team und Koche das Mittagessen. Dabei variiert die Anzahl an Menschen, die mittags essen von 60 bis 80 Personen, je nachdem, wie viele Besucher wir haben. Als Freiwillige gibt es 3 Sektionen in denen man arbeiten kann. In der Küche, im FEAST-Team (FEAST-Food Education and Sustainable Table) , auf dem Feld für Farmwork und im Büro als Unterstützung.

Ich habe keinerlei Erfahrung im Kochen und um das zu ändern habe ich mich dem FEAST-Team angeschlossen und noch nicht bereut. Jeden Tag habe ich die Möglichkeit neue Gerichte zu lernen und kreativ zu werden mit den Zutaten, die uns zur Verfügung stehen. Meistens sind wir 6 bis 7 Leute in der Küche aus Thailand, Japan, Nepal, Deutschland und manchmal Indonesien. Diese Vielfalt an Menschen spiegelt sich auch im Essen wieder. Hmmmm

Letzte Woche haben ich und Marie (22 Jahre alte Freiwillige aus Deutschland) uns an Kürbis Tempura versucht, ein japanisches Gericht wahlweise aus frittierten Gemüse oder frittiertem Fisch. Dazu gab es gebratenen Reis aus Indonesien und eine leckere Spinatsuppe und noch einige andere Sachen, hmmm.

Das Mittagessen beginnt dann um 12:30, wenn wir es pünktlich geschafft haben. Dabei essen wir in Koinonia und jeden Tag an einem anderen Tisch. So hat man die Möglichkeit mit allen ins Gespräch zu kommen. Um 13:30 beginnt mein Nachmittag, den ich im Büro verbringe. Im Büro helfe ich dem Admissions Team, das sich um die Bewerber und Bewerberinnen des nächsten Jahrganges kümmert. Ich arbeite mit Manosi und Kai zusammen, zwei coolen jungen Mitarbeiter des ARI. So macht die Arbeit richtig Spaß!

Vor dem FLW um 16 Uhr habe ich dann eine halbe Stunde Zeit, in der ich mich umziehen, oder ausruhen kann. Zwischen 17 Uhr und 18:30 Uhr, nach FLW  ist Freizeit angesagt! Viele gehen duschen, sich ausruhen, oder halten sich in den Räumlichkeiten mit WLAN auf und das ist eine wichtige Information. Im Frauen-und Männer Dorm gibt es kein WLAN und ich bin ziemlich dankbar für diesen Internetentzug, denn wenn man nicht mehr seine Zeit auf Instagram und Co. verbringen kann, dann kommt man tatsächlich auf die Idee rechtzeitig zu Bett zu gehen.

Seit 3 Wochen spielen wir zwischen FLW und Abendessen jeden Tag eine Stunde Volleyball. Die Teams sind dabei immer ausgeglichen. Jeden Tag wird bunt gemixt und alle haben Spaß. Da viele hier sehr Sport begeistert sind, haben eine Handvoll der Participants die ARI Olympics geplant, die morgen am freien Tag stattfinden werden. Von Volleyball bis zum Armdrücken, mögen die Spiele beginnen!

Das Abendbrot beginnt dann um 18:30 Uhr, alle sind hungrig und freuen sich aufs Essen und oft kann man in den Minuten vor dem Essen jemanden Gitarre oder Klavier spielen hören. Es gibt viele sehr musikalische Menschen am ARI und die Musik und das Singen begleitet einen durch den ganzen Tag und verbreitet immer eine tolle Stimmung.

Die Zeit am Abend kann man sich dann einteilen, wie man möchte. Ich persönlich verbringe meine Zeit gerne in Koinonia, spiele Gomukonarabe (japanisches 4-Gewinnt), oder Lese in der Bücherei. Es wird auch viel angeboten und man hat immer die Chance selbst Aktivitäten zu planen. Gestern gab es einen Hula-Tanzkurs von 2 Mitgliedern aus der ARI Nachbarschaft, des ARI-Chors und wir haben einen Filmeabend mit Popcorn im Womansdorm veranstaltet. Mamma Mia! Jeden Dienstag finden die Proben des Chors in der Kapelle auf dem Campus statt und donnerstags abends kann man sich zu einem Gebetstreffen in der Kapelle versammeln. An manchen Tagen besuchen uns Universitätsstudenten aus ganz Japan und erleben das ARI Leben für 3 bis 5 Tage als study camper. Dann gibt es die Möglichkeit mit ihnen ins Onsen ( japanische heiße Quelle) zu fahren oder an einer Talk-session teilzunehmen.

Egal ob an einem Wochentag oder in der Freizeit, es gibt immer viel zu tun und zu erleben. Am 15. Oktober findet das HTC, Harvest Thanksgiving Celebration, am ARI statt. Das ist das größte Event im ARI Jahr und alle sind aufgeregt und planen fleißig. Jeden Dienstagnachmittag finden die HTC Meetings statt und es ist ein schönes, aber geniales Chaos, wie Menschen aus aller Welt zusammentreffen und gemeinsam ein großes Event planen.

Das Leben im ARI ist ereignisreich und jeden Tag hat man die Möglichkeit neue Sachen zu lernen und den Tag mit wundervollen Menschen zu verbringen. Jeden Tag mache ich mir bewusst, wie dankbar ich für meine Zeit hier am ARI sein kann und versuche so aufs Neue das Beste aus meiner Erfahrung zu machen. Denn die Tage vergehen wie im Flug und 6 Monate werden im Wimpernschlag vorbeigehen. Meine Zeit hier bestehet aus dem was ich aus ihr mache, also let’s go!

Das war ein kleiner Einblick in meinen Alltag hier im ARI und ich hoffe ihr könnt euch ein bisschen vorstellen, wie ich meine Zeit verbringe. Da ich jeden Morgen bis Abend so viel Erlebe und immer wieder neue geniale Bekannt- und Freundschaften schließe, folgen natürlich noch mehr Blogbeiträge, so stay tuned.

Jetzt Folgen ein paar Ausschnitte aus meinem Tagebuch der ersten Tage, please enjoy.

 

10.08.22 Guest Room 1

Montag Abend bin ich sicher im ARI angekommen und jetzt ist es Mittwoch. Ich bin froh vorher ein wenig Japanisch gelernt zu haben, denn Sachen wie Arigato, Ittadakimasu, Oyasmi, werden hier oft gesagt, obwohl sonst nur Englisch gesprochen wird. Ich bin so glücklich hier zu sein, das einzige was mich stört ist das Toilettenpapier und die Hitze ist echt überwältigend. Jetzt weiß ich, wie sich hohe Luftfeuchtigkeit anfühlt. Die Natur ums ARI herum ist fantastisch und an den Linksverkehr werde ich mich auch noch gewöhnen

The mighty group 4 war heute Bambus holen. Während des Abholzens im Bambuswald fing es an zu regnen und wir liefen mit 6 Bambusbäumen unter dem Arm, im strömenden Regen zurück zum Farmshop. Eine gute und witzige Erfahrung und alle applaudierten, als wir durchnässt beim Farmshop ankamen.

 

11.8.22, Bücherei

Heute ist ein japanischer Feiertag und den freien Tag habe ich mit einer Radtour in die Stadt am Vormittag verbracht - die japanischen Freiwilligen Yuuki, Youichiro und Aiki haben mir 7\11, den Supermarkt und Onsen gezeigt und am Nachmittag waren wir mit Jonathan und 6 anderen bei einem Fluss. Ich hatte keine Badesachen dabei und bin meiner blauen Hose und T-shirt reingesprungenen, was eine herrliche Abkühlung! Nozomi hat mir am Abend Gomokunarabe beigebracht und ich habe gleich 3 Mal gewonnen.

 

12.8.22, Koinonia

Yuuki, Moko und ich haben heute mit einer Dame aus Korea Kimchi gemacht und Moko war sehr aufgeregt, da sie ein Jahr in Korea gelebt hat und das koreanisches Essen sehr vermisst. Vorhin war es sehr laut in Koinonia. Wir haben zusammen gesungen und es wurde getrommelt, Gitarre gespielt, Klavier dazu und schiefe Klänge mitmang. We are the world!

Noriko-san (gute Frisörin und PR-Staff) hat mir gesagt, dass ich morgen mit einer Universitätsgruppe aus Kyoto in ein Onsen gehen könnte, Juhuu.

 

13.8.22, Guest Room 1

Meine Gummistiefel sind eng und wabbelig und das aus- und anziehen ist gewöhnungsbebedürftig. Während FLW wurde ich ziemlich müde, Ade und ich haben Tomaten begossen und einen organic Dünger verteilt.

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von links: Nozomi (japanische Teilnehmerin), ich und Grace (ruandische Teilnehmerin) nach FLW als Zuschauer beim Volleyball - Foto: EMS/Harner
von links: Nozomi (japanische Teilnehmerin), ich und Grace (ruandische Teilnehmerin) nach FLW als Zuschauer beim Volleyball - Foto: EMS/Harner
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Von links: Moko (japanische Freiwillige), Ngamschel (indische Teilnehmerin) und ich am japanischen Kulturtag im Yukata - Foto: EMS/Harner
Von links: Moko (japanische Freiwillige), Ngamschel (indische Teilnehmerin) und ich am japanischen Kulturtag im Yukata - Foto: EMS/Harner

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