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Essen auf der Veranda. ARI Community im Winter (Foto: EMS/Harner)
Essen auf der Veranda. ARI Community im Winter (Foto: EMS/Harner)
18. April 2023

Das gemeinsame Mahl. Eine Familienangelegenheit?

Emmi

Emmi

Japan
Landwirtschaftszentrum
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Itadakimasu! Wie schmeckt das Essen hier im ARI?

頂きます‼︎ (Itadakimasu!)

Guten Appetit!

Was macht eine Familie aus? Wer ist deine Familie? Sind es deine Eltern, Geschwister, Tanten oder dein Onkel? Ist es die Blutsverwandtschaft, die zählt? Oder sind es deine engsten Freunde, mit denen du alles teilst?

ARI ist eine Familie. Nachdem man in dieser Community gelebt hat, gehört man zur ARI Familie. Mit 1399 Graduates, die das Trainingsprogramm in den letzten 50 Jahren abgeschlossen haben, aus 60 unterschiedlichen Ländern, den jährlichen Volunteers aus aller Welt, Interns, MitarbeiterInnen - jetzige und ehemalige und LangzeitbesucherInnen, ist es eine sehr große Familie, mit großer Diversität. Wie können wir uns bei all diesen Unterschieden eine Familie nennen?

Mimi, eine ehemalige Mitarbeiterin, die vor kurzem das ARI verlassen hat, hat eine sehr gute These aufgestellt. Eine Familie isst gemeinsam. Teilen Mahlzeiten, essen das gleiche Essen. So auch im ARI. Wir essen gemeinsam, essen das gleiche Essen und teilen unsere Zeit miteinander. Wir bestehen alle aus dem gleichen organischen Material. Während der Mahlzeiten kommen wir alle zusammen und essen an den großen Tischen im Speisesaal. Das menschliche Bedürfnis zu essen verbindet uns auf eine sehr triviale Art und Weise.

Auch haben wir alle zusammen für das, was auf dem Teller kommt, gearbeitet. ARI baut fast alles, was wir im täglichen Bedarf konsumieren, selbst an. Dazu zählen Fleisch, verschiedenste Arten von Gemüse, Sojabohnen, Sojasoße, Mehl, Früchte wie Kiwi oder Yuzu, Blaubeeren, im Sommer Ziegenmilch, Eier und natürlich der Reis. ARI besitzt Hühner, Ziegen und Schweine. Nur Zutaten wie Pfeffer, Salz oder Zucker werden gekauft. Manchmal erhält das ARI auch Geschenke und Spenden von außerhalb für die Küche. Als Schule für biologische und nachhaltige Landwirtschaft folgen wir den natürlichen Zyklen der Natur. Das bedeutet unter anderem, dass wir mit der Saison kochen. Im Sommer haben wir einen großen Überhang an Gemüse, was aber dann die Möglichkeit mit sich bringt an vielen Lebensmittelverarbeitungsworkshops teilzunehmen. Ich erinnere mich noch ganz genau an die unendliche Anzahl von Tomaten und Blaubeeren im Sommer. Dabei pflanzt ARI Basilikum direkt neben die Tomatenpflanzen, als Kompanien Pflanze (Der starke Duft des Basilikums hält Insekten von den Tomaten fern). Der Duft nach frischem Basilikum und den süßen Tomaten, die manchmal während des Erntens in deinem Mund verschwinden, ist eine Erinnerung, die mir sehr am Herzen liegt. Frische Tomaten und Blaubeeren zu jeder Mahlzeit, in den unterschiedlichsten Rezepten. Dank den schlauen Präservierungsmethoden können wir auch jetzt noch Blaubeermarmelade zu den Pancake-Tagen am Samstag- und Montagmorgen genießen und haben oft Gerichte mit einem tomatigen Geschmack.

Die vorhandene Vielfalt im ARI, lässt uns jeden Tag um die Welt reisen. Das Mittagessen wird von einem festen Team bestehend aus Freiwilligen und MitarbeiterInnen aus den Philippinen, USA, Japan und Deutschland gekocht wird. Eine wechselnde Gruppe von participants ist für das Frühstück und Abendessen verantwortlich. Es wird versucht, mit den vorhandenen ARI-Zutaten ein z.B indonesisches Gericht zuzubereiten - alle Lieben Nasi-Goreng (gebratenen Reis). Vor allem zu besonderen Anlässen, werden alle ermutigt ihre nationalen Rezepte auszuprobieren. Einmal im Monat findet auch die sogenannte Food-Culture-Night statt. Eine Region, oder ein Land stellt mit einer Reihe von Gerichten die heimische Küche vor. Dazu gibt es Tanz und Gesang und alle sind dazu eingeladen traditionelle Kleidung anzuziehen. Ich erinnere mich, dass ich gleich nach meiner Ankunft die Süd-afrikanische Food-Culture-Night erfahren durfte. Christie, die Frau eines Mitarbeiters aus Cameroon, hat mir eines ihrer Kleider ausgeliehen. Das Foto von mir im Kleid ist auch in meinem ersten Blogbeitrag zu finden (August).

Als Freiwillige im Feast-Team, koche ich jeden Tag das Mittagessen für unsere Community, um die 60-80 Leute. Dafür stehen wir mit 6-7 Leuten in der Küche. Das Arbeiten in der Küche macht mir großen Spaß und ich durfte viel lernen. Ohne Kochkenntnisse hab ich in der Küche angefangen und nun nach Monaten in der Küche bin ich selbstbewusst, dass ich nicht mehr alleine verhungern würde. Wir bekommen keine Vorgaben und es wird ohne Rezept gekocht. Am Anfang war es eine große Herausforderung mit den vorhandenen Zutaten, jeden Tag auf eine kreative Ader zu stoßen. Doch gerade das Kochen ohne Rezept ist eine wertvolle Erfahrung¡ Ich freue mich schon darauf, die gelernten Gerichte und Leckereien, meiner Familie und Freunden in Deutschland zu zeigen und es mit ihnen zusammen nachzukochen.

Auch in meiner Freizeit habe ich oft zusammen mit anderen gebacken, wenn es für die Community ist, dürfen wir auch die große Küche benutzen. Die meisten meiner Mahlzeiten esse ich im ARI, die japanische Küche blieb mir dabei aber natürlich nicht verschlossen. Mit fantastischen japanischen KöchInnen, habe ich viele japanische Gerichte probiert und gelernt sie zuzubereiten. Dabei ist mir eins ganz eng ans Herz gewachsen: Reis! Die anfänglichen Sorgen, ob Reis zum Frühstück, Mittag und Abendbrot mir irgendwann zu viel wird, sind ganz schnell verflogen. Es gibt nichts Besseres als hungrig zum Tisch zu kommen und einen Löffel voll Reis mit Sojasoße zu essen. Und zum Frühstück TKG! 卵かげご飯(tamago kage gohan). Reis mit Sojasoße und einem rohen Ei gemixt. Auch wenn ein rohes Ei zuerst befremdlich klingt, ist es das beste Wohlfühlessen am Morgen und man weiß, dass die Eier immer frisch sind. Ab und zu isst man auch mal außerhalb ARIs. Meistens am Sonntagmittag, denn dann wird keine Mahlzeit im ARI angeboten. Nachdem viele Restaurants und Lokale ausprobiert wurden, bleibt man dann doch bei dem Lieblings-Ramen-Shop hängen, oder geht zum nächstgelegenen Sushi-Laden. Vielleicht auch, weil man weiß, dass man da vegetarisches Essen bestellen kann.

Als Vegetarierin ist es sehr schwer Essen auf dem Menü zu finden, dass kein Fisch oder Fleisch enthält. Doch viele Küchen sind bereit individuelle Bestellungen anzunehmen, wenn man nett nachfragt. Dann sind die wenigen Japanischkenntnisse ganz hilfreich. Ein bisschen stolz bin ich darauf, dass ich in meinem Lieblings Ramenshop mit “いつものお願いします“ „Das Gleiche wie immer, bitte“, bestellen kann. Sushi ist auch eine tolle Möglichkeit gemeinsam Essen zu gehen, da es dort immer vegetarische Sushi Angebote gibt und es sehr preiswert ist.

Die frischen und biologischen ARI Zutaten, eine Küche in denen eine ausgewogene Ernährung auf der Tagesordnung steht und die Menschen, die jeden Tag mit viel Liebe und Spaß für die Community kochen, machen das Asian Rural Institut zu einem sehr gesundem und glücklichen Ort. Wir kommen zusammen. Lachen gemeinsam, reden und teilen unser Leben und das Essen und werden eine Familie.

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Reis Ernte im September. Links: Emmi Mitte: Manosi Rechts: Youichiro (Foto: EMS/Harner)
Reis Ernte im September. Links: Emmi Mitte: Manosi Rechts: Youichiro (Foto: EMS/Harner)
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Die richtigen Zutaten (Foto: EMS/Harner)
Die richtigen Zutaten (Foto: EMS/Harner)

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