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Strand von Singaraja (Foto: EMS/Bottenberg)
Strand von Singaraja (Foto: EMS/Bottenberg)
08. November 2025

Ankommen auf Bali

Hannes

Hannes

Indonesien
Kinderheim
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Aufgrund von Problemen mit dem Visum für Bali, ging es für mich und Jona, eine Mitfreiwillige in einem anderen Kinderheim auf Bali, erst 3 Wochen später als geplant los. Als die Nachricht kam, war ich schon sehr enttäuscht, da die Vorfreude schon ziemlich groß war. Im Nachhinein war es aber doch nicht so schlimm, da ich so doch noch mal mehr Zeit hatte mich von allen zu verabschieden und alle letzten Vorbereitungen zu treffen. Am 21.9 ging es dann aber auch für uns endlich los.

Am Flughafen Frankfurt traf ich mich mit Jona. Nachdem wir uns dann von unseren Familien verabschiedet hatten und als letzte Gruppe ins Flugzeug aufgerufen wurden, ging es dann endlich in die Luft. Nach 6 ½ Stunden war der erste Flug überstanden und wir landeten in Dubai. Der zweite Flug, von Dubai nach Denpasar dauerte 10 Stunden, war aber völlig entspannt.

Ungefähr gegen 17 Uhr landeten wir dann auf Bali und wurden von Pak Judih abgeholt und fuhren in ein Kinderheim in der Nähe von Denpasar, dass von der gleichen Organisation betrieben wird, die auch die Kinderheime betreibt in dem Jona und ich die nächsten 9 Monaten leben werden. Dort war für die ersten 3 Tage nämlich ein Orientierungsseminar für uns geplant. Angekommen im Kinderheim war es schon relativ spät und ich fiel am Ende tot müde ins Bett.

Am nächsten, ersten richtigen Tag auf Bali ging es für uns ins Hauptbüro der protestantischen Kirche auf Bali, wo auch die Widhya Asih Foundation ihr Büro hat, welche die Kinderheime betreibt. Dort lernten wir Forman kennen, der uns sehr nett begrüßte und erzählte was die Widhya Asih Foundation überhaupt ist. Am gleichen Tag hatten wir auch einen recht kurzen Sprachkurs und Motorradunterricht auf dem Gelände des Kinderheims. Generell hatten wir in den ersten Tagen trotz des eigentlich sehr durchgetackteten Plans sehr wenig zu tun. Am Mittwoch Abend sollten wir für den Sonnenuntergang nach Canguu fahren. Da wir aber auch vormittags nicht viel zu tun hatten, fuhren wir schon etwas früher nach Canguu um einen Surfkurs zu machen, für Anfänger versteht sich. Nach ein paar Mal üben hat es dann auch irgendwann geklappt und übertrieben Spaß gemacht.

Am nächsten Tag ging es dann mit sehr viel Nervosität los in unsere eigentlichen Kinderheime. Die 2-stündige Fahrt nach Singaraja verbrachte ich eigentlich komplett mit schlafen. Ich konnte jedoch mitkriegen, wie wir erst lange Zeit bergauf und dann schließlich wieder bergab fuhren.

Angekommen in Singaraja verabschiedete ich mich dann von Jona, für die es noch 3 Stunden weiter nach Blimbingsari ging. Ich wurde sehr freundlich von Ibu Dessy, der Heimleiterin empfangen, die mir mein Zimmer zeigte. Danach unterhielten wir uns erstmal eine lange Zeit bis gegen 12 Uhr die jüngeren Kinder von der Senior High School nach Hause kamen. Die ersten Stunden verbrachte ich mit UNO spielen und die Kinder kennen zu lernen. Als dann auch gegen 16 Uhr die Älteren nach Hause kamen, spielten wir kurz vor dem Abendessen noch eine Runde Fußball, allerdings barfuß, was hoffentlich auf Dauer mein brasilianisches Flair verbessern wird.

In den sieben Wochen, in denen ich jetzt mittlerweile schon hier bin, ist doch ganz schön viel passiert, weswegen ich gar nicht im ersten Blogeintrag von allem berichten kann.

Die erste Woche in meinem neuen Zuhause fiel mir allerdings schon schwer. Ich habe mich teilweise ziemlich alleine gefühlt. Das ist am Anfang natürlich normal und wurde natürlich auf den Seminaren auch ausführlich besprochen. Wirklich alleine in dieser neuen Situation zu sein war aber dann doch ganz anders. Unteranderem hing es auch damit zusammen, dass ich noch nicht wirklich was zu tun hatte. Ibu Dessy musste nämlich erstmal mit der Schule abklären wann und wie oft ich zum Englisch unterrichten kommen kann.                                                                               

Mittlerweile ist es aber deutlich besser geworden.

Da ich in der ersten Woche noch keine festen Aufgaben hatte, nutzte ich meine Zeit die Kinder besser kennen zu lernen. Und was hilft dabei besser als Uno spielen? So verbrachte ich oft 2 Stunden am Tag mit UNO spielen. Mittlerweile würde ich mich als Profi sehen und die indonesischen Farben kann ich jetzt auch alle.

Außerdem nutze ich die Zeit, um mich ein bisschen in der Stadt umzugucken. Singaraja liegt ganz im Norden am Meer, ist die zweitgrößte Stadt auf Bali und trotzdem vom Tourismus total verschont (zumindest habe ich hier noch keinen Touristen gesehen).  Dadurch wirkt die Stadt aber auch authentisch und nicht so „Fake“ wie in den ganzen Touristen gebieten.

In Canguu, wo wir surfen, waren, ist zwar ziemlich viel los, jedoch merkt man auch direkt den Einfluss des Tourismus. Das ist in Singaraja überhaupt nicht so und das ist auch gut so. Wenn ich dann doch mal etwas westlichen Einfluss brauche, kann ich in den 20 Minuten entfernen Urlaubsort Lovina fahren, der aber lange nicht so überfüllt ist wie Canguu.

Bisher konnte ich Singaraja nur zu Fuß erkunden und deswegen auch noch nicht all zu viele Ecken der Stadt entdecken. Als Fußgänger lebt man allerdings würde ich sagen ganz schön gefährlich. Das liegt zum einen daran, dass es gar nicht richtig Platz für Fußgänger gibt und weil für mein Empfinden hier alle so fahren, als hätten sie 5 Leben.

Dadurch, dass ich zu Fuß unterwegs war, kam ich aber auch direkt in Kontakt mit der offenen und herzlichen Art der Indonesier hier auf Bali. So werde ich oft am Straßenrand in kurze Smalltalks verwickelt oder es wird sich einfach nett gegrüßt. Das liegt natürlich aber auch daran, dass ich als Europäer oft auffalle. Mittlerweile habe ich mich aber auch daran gewöhnt.

Ende der ersten Woche nahmen mich Leo, Ferlina und Widyani (drei Studenten aus dem Kinderheim) mit auf einen Ausflug zu einem nahgelegenen Wasserfall. Da es hier in Singaraja jeden Tag brüllend heiß ist, war es die perfekte Abkühlung.

Nach der Abkühlung waren wir alle ganz schön hungrig. Deswegen entscheiden wir uns dazu noch Babi Guling essen zu gehen. Egal wen ich vorher gefragt hatte, fast jeder erzählte, dass Babi Guling dessen Lieblingsessen sei. Dabei handelt es sich um ein Spanferkel von dem das zarte Fleisch und die knusprige Haut, zusammen mit Reis und verschieden Beilagen serviert wird. Es schmeckt schon sehr intensiv nach Schwein, war aber trotzdem lecker.

Da ich hier im Kinderheim jeden Tag dreimal verpflegt werde, habe ich schon sehr viel Verschiedenes probiert und bisher hat auch alles gut geschmeckt, obwohl ich oft gar nicht genau wusste, was es überhaupt war. Mein absolutes Lieblingsessen bisher ist jedoch ein typisch indonesischer snack, und zwar „Piscok“. Das steht für Pisang Cokelat und bedeutet übersetz „Banane Schokolade“. Es sind kreppartige Teigröllchen mit Bananenscheiben und geschmolzener Schokolade. Einfach WOW!

Da das Kinderheim von der protestantischen Kirche in Bali unterstützt wird, spielt die Religion eine sehr wichtige Rolle. So findet jeden Abend im Kinderheim eine kurze Andacht statt, die die Kinder selbst abhalten. Generell wird einem schnell klar, dass die Religion (egal welche) in Indonesien eine deutlich wichtigere Rolle spielt als in Deutschland.

Jeden Sonntag fährt das ganze Kinderheim zusammen zum Gottesdienst, normalerweise hier in Singaraja, allerdings erzählte mir Ibu Dessy, dass sie oft auch Ausflüge zu anderen Kirchen machen.

Aus diesem Grund fuhren wir 4 Wochen nach meiner Ankunft zu einem Gottesdienst in Galungan, ein kleines Dorf in den Bergen, ungefähr eine Stunde entfernt. Es war bereits mein zweiter Kirchenbesuch. Der Gottesdienst an sich ist dabei ziemlich ähnlich zu den Gottesdiensten, die ich in Deutschland bisher erlebt habe. Ich verstand zwar nichts von dem, was gesagt wurde, aber Ibu Dessy spielte freundlicherweise den Übersetzer. Wie am Tag vorher geübt gingen die Kinder Mitte des Gottesdienstes nach vorne, um ein Lied zu singen, wobei auch ich mich auf der Bühne wiederfand, und ein Lied sang, von dem ich wieder kein Wort verstand, welches sich aber sehr schön anhörte.

Beendet wurde der Gottesdienst mit einem Abendmahl. Dafür wurden kleine Weißbrotstücke ausgehändigt. Die jüngeren erhielten Traubensaft und ich laut Ibu Dessy Wein, der mir ziemlich den Hals wegätzte. Starkes Gemisch.

Den Start im Kinderheim fand ich, wie bereits ja schon leicht angeschnitten, wegen der vielen neuen Gewohnheiten, den anderen Zeiten (um 21 Uhr gehen hier alle ins Bett, stehen aber schon um 5 Uhr auf, ich darf zum Glück etwas länger schlafen) und dem Hineinfinden in einen neuen Alltag, schon schwer für mich. Jetzt nach 7 Wochen kann ich sagen, dass ich mich immer besser einlebe und sich auch ein geregelter Alltag entwickelt, an den ich mich gewöhne. Vor allem aber ist es schön zu merken, wie ich langsam ein Teil der Familie hier werde. Wie die Kinder immer offener werden, ich eine Beziehung mit ihnen aufbaue, sie mir Sachen anvertrauen und ich einfach Spaß mit ihnen habe.

Von meiner Arbeit und meinem Alltag erfahrt ihr dann im nächsten Blogeintrag. Bis dahin!

Sampai Jumpa!

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Kirchenbesuch in Galungan (Foto: EMS/Bottenberg)
Kirchenbesuch in Galungan (Foto: EMS/Bottenberg)
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Fußball mit den Jungs im Kinderheim (Foto: EMS/Bottenberg)
Fußball mit den Jungs im Kinderheim (Foto: EMS/Bottenberg)

Kommentare

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Martin 10. November 2025 Deutschland
Lieber Hannes,
Vielen Dank für deinen Bericht. Ich bin beeindruckt, wie gut du dich den Herausforderungen stellst, sie meisterst und die neue Kultur annimmst.
Es ist schön zu lesen, dass du dich dort immer wohler und vertrauter fühlst.
Viele Grüße Martin