Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Das RBM, mit Besuch der EMS aus Deutschland (Foto: EMS/Sapan)
Das RBM, mit Besuch der EMS aus Deutschland
27. Oktober 2019

Sudah enam minggu

Charlotte

Charlotte

Indonesien
unterstützt eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung
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Sudah enam minggu – schon sechs Wochen, die ich jetzt in Rantepao in meiner Einsatzstelle bin und schon ganze sieben Wochen in Indonesien. Damit ist schon ein Viertel meiner Zeit hier vorbei, die einerseits so schnell vergangen ist, dass ich das Gefühl habe, erst seit zwei Wochen hier zu sein, und andererseits schon durch so vielen Erlebnisse geprägt ist. An ein paar möchte ich euch hiermit teilhaben lassen!

Aber jetzt erstmal von Anfang an: Am 8. September war es dann endlich soweit: Zusammen mit meinen Mitfreiwilligen Marie und Alina bin ich von Frankfurt nach Den Pasar, Bali, geflogen, wo wir zunächst eine Woche Orientierungsseminar hatten. Das beinhaltete den ersten Sprachunterricht, Motorroller Unterricht, Do’s and Don’ts sowie Ausflüge zum Markt, Bratan-See und Gitgit Village. Besonders den Ausflug nach Gitgit fande ich sehr spannend, da uns da ein kirchliches Projekt vorgestellt wurde, dessen oberstes Ziel „welfare developpement“ ist. So konnten wir miterleben, wie HIV und Aids Aufklärung betrieben wurde und eine „waste bank“ sehen. Hierbei kann der „not organic“ Müll bei der Waste bank gegen einen kleinen Geldbetrag abgegeben werden. Dort wird der Müll dann weiter getrennt und letztendlich an Recycling-Unternehmen verkauft.

Dieses Projekt fand ich deshalb so spannend, weil ich hier doch öfter mit sehr großen Mengen an Einwegplastik konfrontiert werde, welche entweder in der Natur entsorgt werden oder oft in kleinen Feuern am Straßenrand verbrannt wird. Ein konkretes Beispiel ist hierfür ein Ausflug für eine Nacht nach Awan, einem Bergdorf in Toraja, mit anderen Lehrerinnen des RBMs. Auf der jeweils zweistündigen Autofahrt hin und zurück wurde das Autofenster kurzfristig zum Mülleimer umfunktioniert. Das spiegelt aber natürlich auf keinen Fall die Einstellung aller Indonesier wieder, wie allein das Projekt oben zeigt.

Nach unserer gemeinsamen Zeit in Bali, in der wir zum Glück auch unseren Jetlag loswerden konnten, ging es für Marie und mich weiter nach Sulawesi, wo ich dann nach einer neunstündigen Fahrt in meiner neuen Heimat bis März ankam, in Rantepao, Toraja Utara. Hier sieht mein normaler Tag so aus, dass ich von Montag bis Donnerstag von 9:00 – 12:00 Uhr im RBM bin, eine Schule für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, und nachmittags im Panti asuhan, ein Waisenhaus in der Nähe, welches auch durch die Kirche finanziert wird. Samstags und sonntags bin ich dann beim Besuchsdienst dabei und fahre mit einer Ibu (Bezeichnung für Frauen hier, wörtlich übersetzt heißt es Mutter) aus dem RBM zu Familien, in denen auch Kinder mit Behinderungen leben, meistens Spastiken. Dort wird dann mit Physiotherapie, Dehnübungen und Massagen, geholfen, der wichtigste Faktor ist aber wahrscheinlich die soziale Komponente, den Familien zu zeigen, dass jemand für sie da ist.

Ins RBM kommen momentan um die 20 Schüler und 5 Ibus regelmäßig. Bei den Schülern sind viele gehörlose Kinder dabei, ein paar mit Down-Syndrom, ein paar mit geistigen Behinderungen (kognitiven Einschränkungen) und mit Verhaltensauffälligkeiten. Mit Ibu Anna, einer gehörlosen Lehrerin, habe ich dann auch gleich ein bisschen Gebärdensprache gelernt, wodurch ich mich auch ein bisschen mit den gehörlosen Kindern und natürlich Ibu Anna unterhalten kann, was ich sehr bereichernd finde. Was mir im RBM mit am Meisten Freude bereitet, ist das Kennenlernen der, doch so unterschiedlichen, Charaktere. Ein gutes Beispiel hierfür sind zwei Jungen mit Down-Syndrom, die regelmäßig ins RBM kommen. Einer ist William, 8 Jahre alt und kann keinen Moment still sitzen. Nimmt ständig Sachen und wirft sie rum – und ist einfach mega süß. Für ihn ist gefühlt alles ein Spiel: Wenn er zum Beispiel wegläuft, dreht er sich immer lachend um und erwartet, dass man ihm hinterherrennt (was meistens auch passiert). Und dann gibt es Dani: schon ein bisschen älter und das komplette Gegenteil: immer super bedächtig, packt eigentlich jeden Tag Essen aus, was er von daheim mitbekommen hat und isst es ganz in Ruhe auf seinem Platz. Und wenn man ihn anlächelt, lächelt er immer zurück. Während William zwischen überglücklich und genervt/wütend wenn man von ihm will, dass er was anderes macht, schwankt, ist Dani vor allem ruhig und lieb.

Vor ein paar Wochen hatte ich dann, wie oben schon erwähnt, die Möglichkeit mit nach Awan zu fahren und weitere Familien mit den Ibus des RBMs zu besuchen. Dort lag der Schwerpunkt vor allem auf dem gemeinsamen Lernen des Schreibens und des Lesens von Bahasa Indonesia und auf einfachen mathematischen Additionen. Hier muss man dazusagen, dass in Toraja, wie es in Indonesien oft der Fall ist, muttersprachlich die lokale Sprache gesprochen wird, in meiner Gegend ist das Toraja Sa’dan. Allerdings ist alles offizielle, auch die Schule, in Bahasa Indonesia, wodurch alle mit denen ich hier Kontakt hatte, fließend Indonesisch können. Wenn Einheimische sich treffen, wird aber doch oft in die lokale Sprache verfallen, was ich dann vor allem daran merke, dass ich plötzlich gar nichts mehr verstehe.

Die Nachmittage verbringe ich dann oft im Panti, in dem aktuell 19 Kinder leben, wobei es offiziell 20 zählt, eines aber aufgrund einer Krankheit bei seiner Familie lebt. Das Panti wurde unglaublich schnell zu einem Wohlfühlort für mich, die Kinder waren super offen und das gemeinsame Uno und Gitarre spielen, sowie Origami falten, haben schnell dazu geführt, dass ich mich immer wieder auf die Zeit dort freue. Nach einem wohl obligatorischen emotionalen Tief, welches bei mir auch durch ein paar kleinere Krankheiten verstärkt wurde, kann ich aber inzwischen sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Alle Leute haben mich hier unglaublich herzlich willkommen geheißen und durch den sich dann eingestellten Alltag und die verbesserten Sprachkenntnisse fühle ich mich schon gut integriert. Inzwischen habe ich auch schon die Möglichkeit genutzt, die Stadt und Umgebung kennenzulernen. Besonders die vielen kleinen Cafés, die Dörfer in der Nähe, die Reisfelder und Berge, wo man immer wieder über den einen oder anderen Wasserbüffel stolpert, sind wunderschön. In der Hinsicht bin ich auch für das eigene Moped, welches ich vom RBM hier gestellt bekomme, super dankbar.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich gespannt bin, was mich noch so alles erwartet! Falls ihr noch Fragen bzw. Interesse habt mehr zu erfahren, schreibt mir gerne!

Liebe Grüße,

Charlotte

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Beim Perlenkrokodile basteln im RBM (Foto: EMS/Suwita)
Beim Perlenkrokodile basteln im RBM (Foto: EMS/Charlotte)
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Der Blick von meinem Lieblingscafé (Foto: EMS/Suwita)
Der Blick von meinem Lieblingscafé (Foto: EMS/Charlotte)