Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Hampi - unzählige Tempel und Ruinen inmitten einer wunderschönen Flusslandschaft (Foto: EMS/Janke)
02. Mai 2017

Der Sommer ist da!

Paula J.

Paula J.

Indien
absolviert ihren Freiwilligendienst in einem Internat
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Das Leben bei 42 Grad

Lang ist es her, dass ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe aber ich habe in den letzten Monaten einfach keine Zeit und Motivation gefunden. Doch ich will euch mal wieder auf den neusten Stand bringen, denn es hat sich einiges ereignet.

Zuallerest zum wichtigsten: Der Sommer ist eingekehrt! Ja, viele werden jetzt lachen aber es gab hier in Indien sowas wie einen Winter, der jedoch mit Temperaturen von 25 Grad nicht mit dem deutschen Winter zu vergleichen ist. Nun ist jedoch der Sommer da und ich wünsche mir die kühlen Nächte von November und Dezember zurück. Zu Beginn unseres Freiwilligendienstes wurde mir, Lotte und Kati öfters gesagt, in Andhra Pradesh und Telangana (das sind unsere Bundesstaaten) ist das Essen scharf und es wird sehr, sehr heiß. An das Essen habe ich mich mittlerweile gewöhnt aber die Hitze macht einem doch zu schaffen. Temperaturen von 42 Grad und mehr sind an der Tagesordnung. Auszuhalten ist dies nur mit Ventilatoren, mehreren kalten Duschen am Tag und viel Wasser. Zum Glück haben viele Leute in meinem Projekt nützliche Tipps wie etwa ein kühlendes Puder oder Früchte, die gut für den Kreislauf sind.Dennoch musste mein Körper der Hitze Tribut zollen und so verbrachte ich mein gesamtes Osterfest im Bett mit Fieber, einem sehr schwachen Körper und Husten. Doch wie immer wurde sich sehr lieb um mich gekümmert, Bhagya, meine indische "Mutter" war immer um mich herum und viele Leute kamen mich mit frischen Mangos oder Fruchtsäften besuchen. Da die Mangosaison endlich gestartet hat, sind diese leckeren Früchte nun nicht mehr aus meinem täglichen Speiseplan wegzudenken.

Sehr traurig war ich, das ich durch meine Krankheit nicht erleben konnte, wie in Indien beziehungsweise in Nandyal Ostern gefeiert wird. Zumindestens habe ich einen Einblick in die vorherige Fastenzeit bekommen. Nachdem der Aschermittwoch mit einem großen Gottesdienst gefeiert wurde gingen wir (die Hostelmädchen und ich) nämlich auch die nächsten Wochen öfters in die Kirche, genauer gesagt jeden Mittwoch und Freitag Abend zusätzlich zu sonntags. Diese Gottesdienste haben mir sehr gefallen, sie waren nicht ganz so lange wie der sonntägliche Gottesdienst (dieser geht oft drei Stunden und länger) und es war nicht so voll. So konnte ich mich besser auf den Gottesdienst konzentrieren und mich im Bibelstellen finden üben. Mittlerweile verstehe ich es fast immer, wenn die Bibelstelle auf Telugu angesagt wird. Nach drei Tagen Ruhe (alle Mädchen durften über Ostern zu ihren Familien nach Hause fahren) bin ich nun wieder fit und konnte in die eine Woche später beginnenden Sommerferien starten.

Nachdem alle Mädchen nach Hause gefahren sind, gab es in der benachbarten High School einen Workshop für alle Institutionen der "Diocese of Nandyal" zum Thema Kinderrechte und der "Child Protection Policy". Da dieses Thema in Indien noch in den Startlöchern steht und nicht überall angekommen ist, fand ich es sehr gut, dass dieser Workshop von meinem Hostel organisiert wurde und dass auch viele Lehrer und Child Care Worker kamen. Zu Beginn konnte ich nicht viel verstehen, da alles auf Telugu war, aber dann gab es einen Vortrag auf Englisch, dem ich zuhörte. Viel Neues gab es für mich nicht zu hören, da wir in Deutschland ja sehr gut über Kinderrechte aufgeklärt sind, dennoch fand ich es sehr spannend zuzuhören und die Reaktionen der Leute zu beobachten. Zum Beispiel fanden es viele erschreckend, dass bei dem Punkt "Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre" erzählt wurde, dass es in westlichen Ländern normal ist, Kinder nach circa einem halben Jahr zum Schlafen in ein eigenes Zimmer zu legen. In der indischen Kultur unvorstellbar, da hier die ganze Familie zusammen in einem Raum schläft. Von den Mädchen im Hostel, die alle zusammen in einem Raum schlafen, werde ich immer gefragt, ob ich denn keine Angst alleine Nachts habe und auch dass ich komplett ohne Licht schlafe, können sie sich nicht vorstellen. Mittlerweile habe ich schon ein paarmal auf "indische Weise" geschlafen, was für mich eine Art Freizeitcharakter hat und sicher auch seine Vorteile, jedoch bin ich dann doch immer wieder froh wenn ich alleine bin und mein Bett komplett für mich habe.

Nachdem ich dann noch ein paar Tage mit Bhagya und ihrem Sohn Rapha verbracht habe, ging es dann für mich los in die Sommerferien. Die ersten zwei Tage habe ich mit Annegret in Hampi verbracht, welche bis zum 16. Jhrd Hauptstadt eines großen Königreiches war, dass über fast ganz Südindien herrschte. Unzählige Ruinen, Felsen und Steingebilde zwischen Palmen und eine wunderschöne Landschaft. Nach zwei anstrengenden Tagen in denen wir unter anderem eine Fahrradtour unternahmen und einen versteckten See entdeckten, geht die Reise für uns nun weiter in die Metropole Mumbai und dann in Richtung Delhi und Taj Mahal. Doch davon werde ich euch sicherlich im nächsten Beitrag berichten.

Liebe Grüße, Paula

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Dr.K.S.Malathi aus Coimbatore hält einen Vortrag über Kinderrechte vor den versammelten Lehrern und Childcare Worker (Foto: EMS/Janke)
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Annegret und ich in Hampi in einem antiken Bad der damaligen Königinnen (Foto: EMS/Janke)