Aufhören, wenn es am schönsten ist
Und plötzlich ist August. Über zehn Monate ist es nun her, dass ich in Ghana gelandet bin und mein Rückflug rückt näher und näher. Deswegen kommt nun noch eine kleine Zusammenfassung der letzten zwei Monate, sowie ein kurzes Fazit. Am Pool des Mole Nationalparks, an dem ich gerade sitze, sollte ich wohl genug Inspiration finden. (Edit: habe genau die ersten zwei Sätze hinbekommen, bevor ich mich von der Aussicht, den Pavianen und dem Bier ablenken lassen habe.)
Die letzten zwei Monate in Agogo habe ich noch voll ausgekostet! Die Tage im Kindergarten auf dem Krankenhausgelände haben mir richtig gut gefallen. Dort konnte ich deutlich besser eine wirkliche Bindung zu den Kindern aufbauen als auf der Kinderstation, da die Kinder den Kindergarten permanent besuchen.
In meiner Freizeit habe ich natürlich die Europameisterschaft zusammen mit vielen Ghaner:innen verfolgt und ordentlich mitgefiebert. Auch einige Tagesausflüge standen noch an. So ging es zum Beispiel auf eine Beerdigung, eine Kakaofarm und zu einem Wasserfall. Außerdem kamen meine Eltern noch zu Besuch. Für mich war es ein kleines Highlight meinen Eltern das Land zu zeigen, in das ich mich in den letzten Monaten verliebt habe.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Accra ging es weiter nach Cape Coast. Neben dem Entspannen am Strand besichtigen wir auch das Cape Coast und das Elmina Castle. Das sind zwei ehemalige Sklavenburgen in denen die Sklaven eingesperrt wurden, bevor sie nach Amerika verschifft wurden. Die Touren waren sehr interessant und extrem bedrückend. Es ist nochmal etwas anderes, ob man über den Kolonialismus im Geschichtsbuch liest oder in dem Kerker steht, in dem hunderte von Menschen auf engsten Raum in ihren eigenen Ausscheidungen festgehalten wurden. Spaß macht die Führung nicht, aber um etwas über dieses dunkle Kapitel europäischer Geschichte zu erfahren, ist der Besuch einer Sklavenburgen definitiv empfehlenswert. Der Besuch im Kakum Nationalpark war da emotional weniger anspruchsvoll. Nach einem gemeinsamen Abstecher nach Ho in der Volta Region, ging es für meine Eltern alleine durch Ghana.
In Agogo habe ich dann die zwei Wochen vor meiner Reise in den Norden Ghanas genutzt, um mich bereits von den meisten Leuten zu verabschieden. An meinem letzten Wochenende in Agogo traf ich mich bei Freunden zum Karten und Fifa spielen. Obwohl wir bei dem ganzen gemeinsamen Kochen nicht so richtig zum Spielen gekommen sind. Ich habe als kleines Abschiedsgeschenk Reibeplätzchen aus Yam gemacht.
Bei meinem letzten Gottesdienst habe ich mich dann noch von der ganzen Kirche verabschiedet und sogar zwei traditionelle Kleidungsstücke als Abschiedsgeschenk überreicht bekommen. Zum Abschluss gab es nochmal eine riesige Fotosession nach dem Gottesdienst. Den Sonntagnachmittag verbrachte ich dann noch mit Francisca (Angestellte am Krankenhaus) und ihrer Familie, bevor es am Abend zu meinem letzten YPG (Jugendgruppe der Kirche) Treffen ging.
An meinem letzten Tag im Krankenhaus stand dann noch die Verabschiedung von dem Personal der Kinderstation und dem General Manager des Krankenhauses an. Auch an dem Kindergarten, in dem ich einmal pro Woche gearbeitet habe, bin ich nochmal vorbeigegangen und habe mich von den Kindern sowie den Mitarbeiter:innen verabschiedet.
Nach meinem Projektende und meinen Verabschiedungen in Agogo ging es dann noch die letzten Tage in den Norden Ghanas. Mit Maite (Freiwillige der Norddeutschen Mission) habe ich den Mole Nationalpark besucht, um auf Safari zu gehen und anschließend Tamale, die größte Stadt im Norden Ghanas erkundet. Die Reise in den Norden Ghanas hat mir nochmal gezeigt wie divers Ghana ist. Der Norden unterscheidet sich z.B. in Religion und Landschaft vom Süden, da der Norden muslimisch und nicht christlich geprägt ist und sich in der Feuchtsavanne und nicht im tropischen Regenwald befindet. Im Mole Nationalpark konnten wir deswegen auch eine beeindruckende Tierwelt bewundern, die es so im Süden nicht gibt. Auf den Safaris haben wir frei lebende Elefanten, Paviane, Warzenschweine, unterschiedliche Antilopenarten und vieles mehr entdeckt.
Und so gehen also meine zehn Monate in Ghana zu Ende. Ich habe die Zeit sehr genossen und super viel über Ghana gelernt. Das Krankenhaus und vor allem die Menschen, die ich in Agogo kennengelernt habe, werde ich sehr vermissen. In den vergangen Monaten konnte ich tief in die ghanaische Kultur eintauchen und habe mich voll und ganz in sie verliebt. Die Offenheit und Hilfsbereitschaft, die ich erlebt habe, lässt ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen, dass es so in Deutschland nicht gibt. Dieses Gemeinschaftsgefühl hat meinen Freiwilligendienst sehr angenehm gemacht, da ich mich echt eingebunden und nie einsam gefühlt habe. Mir wird die Gelassenheit im Alltag genauso wie der Smalltalk mit Fremden fehlen. Auch das Essen habe ich extrem zu schätzen gelernt und werde es vermissen. Wenn ich in Deutschland bin, werde ich wohl erstmal nach dem nächsten African Market suchen, um mich mit Yam und Kochbananen einzudecken.
Ghana, du warst so gut zu mir! Ich werde dich vermissen!
Frederico
Kommentare
Kommentar schreiben
Wir sind sooo stolz auf dich.