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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Endlich nach langem Proben die Aufführung: Der Weihnachtstanz ein voller Erfolg (Foto: EMS/Gruß)
Endlich nach langem Proben die Aufführung: Der Weihnachtstanz ein voller Erfolg (Foto: EMS/Gruss)
25. Juni 2019

Vom Tanzen, Eurythmie und Flötespielen

Leonie

Leonie

Indien
unterstützt ein Heim für Kinder mit geistiger Behinderung
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"Good morning Leonieakka, dancing? Dancing? Pleeeeeease". Genau so oder so ähnlich werde ich fast jeden Morgen begrüßt, wenn ich das Klassenzimmer meiner Klasse betrete. Seit ich nämlich für die Weihnachtsfeier im Asha Nilaya einen Weihnachtstanz mit einigen Kindern einstudiert habe und das sowohl mir als auch den Kindern unglaublich viel Spaß gemacht hat, haben wir die Tanzgruppe weiter geführt. Unser erster Tanz war auf das Lied "Fröhliche Weihnacht" und erhielt den Namen "Stardance". Anfangs hatte ich schon ein wenig Sorge: Wie in aller Welt soll ich denn zehn Kindern mit Down-Syndrom, deren Sprache ich nicht spreche, einen Tanz auf ein deutsches Lied beibringen? Diese Sorge war aber absolut unbegründet. Richtig erstaunt war ich sogar, welch gutes Rhythmus-, Raum- und auch Gruppengefühl alle hatten. Zusammen mit ihren und meinen Ideen haben wir einen wirklich schönen Tanz eingeübt, der dann auch voller Stolz bei der Weihnachtsfeier aufgeführt wurde. Seitdem machen wir jeden Tag eine halbe Stunde Tanzen. Dabei tanzen wir z.B. Macarena, den Ententanz, the Tigerdance, Lungidance und wir haben noch mehr Liederm auf die freestyle getanzt wird. Für mich ist es wirklich wunderbar zu sehen wie die Kinder aufblühen, sich verwandeln, aus sich herauskommen und einfach Spaß haben, ganz egal welche Einschränkungen sie haben. Manchmal treten einige Kinder auch auf Wettbewerben auf, dürfen dann sogar wunderschöne Kostüme tragen und, was immer das Beste ist, Lippenstift tragen. Ganz oft wird der Auftritt dann sogar mit einem Preis gekrönt.

Eine zweite Sache, die wir hier machen, ist Eurythmie. Ich bin mein Leben lang auf eine Waldorfschule gegangen und bin dementsprechend damit aufgewachsen. Einfach gesagt versucht man bei Eurythmie Gesprochenes (Texte, Gedichte) oder Musik durch Bewegungen darzustellen. Angefangen haben wir mit Klaviermusik von dem Film "Ziemlich beste Freunde". Als wir das Lied das erste Mal gehört haben, war die Verwunderung groß. Was ist das denn für ein Lied? Wie kann man denn darauf tanzen? Bald haben wir aber immer mehr Wege gefunden die Stimmung des Liedes darzustellen. Jeder auf seine Art und Weise, so dass die Eurythmie mittlerweile einer der Lieblingsteile des Tanzunterrichts ist. Denn das ist der Teil der Tanzstunde, wo die Kinder ruhiger werden und zu sich kommen.

Seit mich meine Familie im April hier besucht hat, haben wir auch Flöten hier im Asha Nilaya. Mit großer Neugierde wurden sie inspiziert als ich sie das erste Mal mit in den Unterricht gebracht habe. Und das erste Mal Hineinpusten löste bei vielen Kindern Verwunderung aus und zugehaltene Ohren waren die ersten Reaktionen. Die ersten Töne waren nämlich sehr quietschig und nicht das, was erwartet wurde. Trotzdem wurde nicht aufgegeben und jeden Morgen, wenn ich meine Klasse betreten habe, wurde mir von allen Seiten signalisiert ich soll doch jetzt mal die Flöten holen. Nach drei Wochen Probe kann ich auch merklich Fortschritte sehen und vor allem hören. Angefangen haben wir mit Blas- und Fingerübungen oder wie man so eine Flöte überhaupt richtig hält. Das ist nämlich gar nicht so einfach. So mancher hat erstmal das falsche Ende der Flöte in den Mund genommen. Mittlerweile kann jeder seine Flöte selbstständig halten und auch vier bis fünf richtige Töne spielen. Einige Kinder beginnen gerade mit mir Noten zu lernen, was allerdings ziemlich schwierig ist. Zum Glück war auch eine Flöte aus Plastik dabei, da es doch auch einige Kinder gibt, die gerne mal in die Flöte reinbeißen und sie dann nicht mehr hergeben wollen. Das allgemeine Highlight des Flötenunterrichts ist jedoch das Flötenputzen. Keine Ahnung warum, aber jeder muss jede benutzte Flöte einmal durchputzen, bevor ich die Flöten dann wieder sicher verwahre. Eine andere Sache, die die Kinder hier gerne machen ist mir beim Flötespielen zuhören oder bei Liedern wie "If you're happy and you know it", "Happy Birthday" oder "Brother Jakob" mitzusingen.