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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Unterwegs um die Kinder heim zubringen (Foto: EMS/Nuding)
29. Januar 2017

Ferien im Heim

Paul

Paul

Südafrika
unterstützt eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung
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Die Kinder werden nach Hause gebracht

Das Schuljahr in Südafrika endet Anfang Dezember. Anfang Januar beginnt dann neben dem neuen Jahr auch das neue Schuljahr. Auch im Elim Home gibt es die Sommerferien, über die dieser Artikel handelt. Zum Beginn der Ferien werden die meisten Kinder nach Hause gebracht. ‚Nach Hause‘ bedeutet zu Angehörigen der Kinder. Im besten Fall sind das die Eltern, meistens ist die Mutter aber alleinerziehend. Oft kümmern sich auch die Tante oder die Großmutter um das Kind, da die Eltern nicht mehr leben oder aufgrund von Alkoholismus oder anderen Gründen nicht verantwortungswürdig sind. Teilweise sind die Angehörigen auch keine Verwandten sondern ehemalige Nachbarn oder Pflegeeltern. Das Heimbringen der Kinder erfolgt an unterschiedlichen Tagen. Die Angehörigen der Kinder wohnen über das ganze Western Cape und sogar bis ins Eastern Cape verstreut. So werden unterschiedliche Touren in bestimmte Richtungen gefahren.

Ich bin auf einer Tour dabei gewesen, auf welcher wir ins Hinterland gefahren sind. Wir waren 11 Stunden unterwegs und haben fünf Kindern zu ihren Familien gebracht. Ich fand es sehr spannend, zu sehen, aus welchen Verhältnissen die Angehörigen der Kinder stammen und wie sie die Kinder empfangen. Im Auto war die Nervosität der Kinder richtig zu spüren und auch ich war gespannt, was sich ereignen würde. Bei allen fünf Kindern sind wir in arme Wohnverhältnisse gefahren. Die Straßen waren überwiegend unbefestigt und absolut nicht Rollstuhl freundlich. Die Häuser waren aus unterschiedlichen Materialen improvisierte Hütten. Auch für mich, der schon einige Zeit in Südafrika lebt, war es schwer, sich vorzustellen, in diesen Verhältnissen zu leben. Einige Angehörige haben sich gefreut, ihr Kind zu empfangen und manchmal ist sogar die ganze Familie zur Begrüßung aufgelaufen. In anderen Fällen hat man gespürt, dass die Angehörigen es als Last empfinden, einen Monat lang für das behinderte Kind sorgen zu müssen. Auch die Stimmung der Kinder war unterschiedlich. Manche haben sich sehr gefreut, andere waren eher vorsichtig und zurückhaltend und eines hat sogar geweint, weil es nicht bei seinen Angehörigen bleiben wollte. Für viele Kinder ist das Elim Home wirklich ihr Zuhause. Nicht nur weil sie über zehn Monate des Jahres dort verbringen, sondern auch weil dort ihre Freunde wohnen, sich die bekannten und teilweise geliebten Mitarbeiterinnen um sie kümmern und außerdem ihre Grundbedürfnisse dort gestillt werden. Sie bekommen genug zu essen, werden regelmäßig gewaschen und haben ein Dach über dem Kopf. Deshalb freuen sich viele Kinder, nach den Ferien wieder ins Heim zurück zukommen. Dennoch halte ich es für sehr wichtig, dass die Heimbewohner, bei denen es möglich ist, über die Ferien heimgebracht werden. Der Kontakt mit den Angehörigen muss gepflegt werden, damit diese die Verantwortung über ihr Kind nicht vollständig an das Heim abgeben, sondern selbst zumindest teilweise übernehmen.

Einige Kinder verbringen aber die Ferien im Heim und gehen nie nach Hause. Für sie ist das Elim Home ihr einziges Zuhause. Entweder leben keine Verwandten der Kinder mehr oder diese haben den Kontakt abgebrochen. Zu schlechte Umstände bei den Angehörigen daheim kann auch ein Grund dafür sein, dass manche Kinder nicht nach Hause gebracht werden können. ‚Zu schlechte Umstände‘ bedeutet, dass man nicht sicher sagen kann, ob für das Kind in dem Monat ausreichend gesorgt wird. Diese Ferien sind 12 der 50 Kinder im Heim geblieben. Außerdem kamen vier Kinder, die bei ihren Eltern leben, über die Ferien ins Elim Home. So haben die Eltern eine Verschnaufpause und können Urlaub machen. Die 16 Kinder wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und ein verkleinertes Personal hat sich um sie gekümmert. Während der Ferienzeit gibt es keinen festen Aktivitäten-Plan, sondern das Programm wird nach Lust und Laune gestaltet.  Die Atmosphäre während dieser Zeit war entspannter als sonst und das haben die Mitarbeitenden wie auch die Kinder genossen. Ich fand es toll, mir mehr Zeit für einzelne Kinder nehmen zu können. So habe ich Stunden lang mit Cedric gespielt, Bälle durch die Gegend geschossen, gepuzzelt, Bauklötze gespielt und war sogar mit ihm im Pool.

In den Ferien haben wir zusammen im Heim Weihnachten gefeiert (nachzulesen im vorherigen Artikel), die Adventszeit begangen und auch Neujahr gemeinsam mit einem Braai (südafrikanisches Barbecue) verbracht. An jedem Tag der Adventszeit haben sich alle Kinder und Mitarbeitenden im Heim versammelt und wir haben gemeinsam ein Adventslied gesungen. Das Kind und der oder die Mitarbeitende, die an der Reihe waren, durften danach das passende Säckchen des Adventskalenders öffnen, in dem immer ein Schokolädchen zu finden war. Dieser Brauch hat mir gut gefallen und die Kinder haben sich sehr gefreut. Anfang des neuen Jahres kamen schließlich alle Kinder wieder aus den Ferien zurück und das Heim füllte sich wieder. Nachdem auch ich aus meinen Ferien Ende Januar zurückgekommen bin, ging die normale Arbeit wieder los. Ich arbeite nun bei der Gruppe der Gladiators. Mit der Zeit merke ich wie mir die Kinder immer mehr ans Herz wachsen.  

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Cedric und Brendon vor unserem Meisterwerk (Foto: EMS/Nuding)
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Gemeinsames Singen am Adventskalender (Foto: EMS/Nuding)